Das Dornenhaus
Odette mehr als nur ein wunderbar erregendes Gefühl wahr … sie hatte den überwältigenden Eindruck, dass sie nicht allein im Rosengarten waren.
Sie spürte, dass jemand bei ihnen war, obwohl sie wusste, dass da niemand sein konnte.
Und sie wusste auch, dass ihrer beider Vereinigung hier im Rosengarten von Zanana richtig und unvermeidlich war – und dass sie sich nie mehr trennen würden.
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Epilog
Die letzte Rose
Zanana 1973
Z wölf Monate waren so rasch und unbemerkt vergangen wie das ruhige, stetige Fließen des Parramatta. Ein weiterer Sommer war fast vorüber, doch an diesem Tag glitzerte der Fluss, als seien Edelsteine über seine samtige Oberfläche gestreut worden.
Hoch über dem Fluss ergoss sich der Sonnenschein über die frisch gemähten grünen Rasenflächen und Terrassen von Zanana. Die Villa, nun wieder strahlend weiß gestrichen, schimmerte im Sonnenlicht. Gestreifte Markisen waren über der oberen Terrasse aufgespannt. Zum versunkenen Garten führte ein roter Läufer, gesäumt von Blumentöpfen, die mit Bändern geschmückt waren. Im Teich blühten Wasserrosen, der Springbrunnen funkelte, und die Messingplatte der alten Sonnenuhr war für diesen Anlass aufpoliert worden.
Ein weißer Torbogen war mit vielfarbigen Rosen umwunden, und daneben stand ein kleiner Tisch mit einer Spitzendecke. Gegenüber waren Stuhlreihen aufgestellt, die sich allmählich mit Gästen zu füllen begannen. Ein Pianist, ein Cellist und ein Gitarrist spielten leise Musik im Schatten eines ausladenden Gummibaums.
Gedämpftes Lachen und Geplauder wehte über den Garten. Tante Harriet kam in Begleitung von Mr. Fitzpatrick den Pfad hinunter, nachdem sie sich die Villa angesehen hatten, und sie setzten sich in die erste Reihe neben Mr. und Mrs. Bramble.
»Ein herrlicher Tag, Harriet«, begeisterte sich Mrs. Bramble. »Eden und Odette haben ein solches Glück. Ich sagte gerade zu Fred, dass jemand Einfluss an höchster Stelle haben muss, um uns zu diesem Anlass so ein Wetter zu bescheren.«
»Gut möglich, Flora, gut möglich«, stimmte Tante Harriet zu. »Odette hat mir immer wieder gesagt, dass besondere Geister über Zanana wachen.«
»Tja, wenn das stimmt, steht den Geistern heute etwas Außergewöhnliches bevor. Haben Sie schon so was wie das hier gesehen?« Sie machte eine ausholende Geste mit dem Arm.
»Es ist mehr als eine Hochzeit, wissen Sie.« Harriet beugte sich zu ihnen, um ihre Worte zu unterstreichen. »Es ist die Wiedergeburt von Zanana.«
»Eine Hochzeit und eine Taufe«, platzte Flora heraus, und alle lachten.
»Die Villa steht aber in krassem Gegensatz zu dem Häuschen, das Odette im Friedenstal bewohnt, nach allem, was ich gehört habe«, bemerkte Odettes früherer Chefredakteur. »Ein bisschen pompös für die heutige Zeit mit all den Kronleuchtern und so.«
»Oh, wo bleibt Ihr Sinn für Romantik und das Erbe der Vorväter?«, rügte Harriet.
»Tja, ich glaube, das Häuschen im Friedenstal ist besser geeignet, um ein Buch zu schreiben.« Zac hatte es gekauft und Odette zur Hochzeit geschenkt, mit der Bemerkung, sie würde dort mehr Inspiration finden. »Ganz schön mutig von dem Verleger, ihr nur aufgrund ihrer journalistischen Arbeit einen Buchvertrag zu geben«, fügte er hinzu.
»Glauben Sie, dass sie es schafft?«, fragte Fred Bramble.
»Ach, da habe ich keine Bedenken. Sie hat ein gutes Auge für Details, kann zuhören und denken. Weiß, wie sie mit Sprache umgehen muss.«
»Das hat sie sicher nicht zuletzt Ihnen zu verdanken«, sagte Fred, und die beiden Frauen stimmten ihm lebhaft zu.
Die Freundschaft und die gegenseitige Anziehung zwischen Eden und Odette waren während des vergangenen Jahres zu einer beständigen und tiefen Liebe angewachsen. Sie hatten viel Zeit damit verbracht, den Anwälten bei der Durchsicht der Papiere über Zanana zu helfen, und das Gericht hatte Edens Anspruch auf den Besitz schließlich anerkannt.
Als Odette den Auftrag bekam, einen Roman zu schreiben, hatte Zac ihr sein Häuschen im Friedenstal angeboten, da er es in letzter Zeit nur noch selten benutzte. Odette war regelmäßig in die Stadt zurückgekehrt, um mit Eden zusammen zu sein und zu sehen, wie seine Pläne für Zanana Gestalt annahmen. Sein neues Konzept bezog die Wünsche der Bevölkerung mit ein … eine lockere Siedlung mit viel Grün sollte gebaut werden, aber die Villa würde erhalten bleiben und renoviert werden, um hoffentlich später als Kinderheim zu dienen, das
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