Das Dornenhaus
eine gemeinnützige Einrichtung umwandeln. Ich weiß, dass es schwer ist, an öffentliche Gelder zu kommen, vielleicht könnte man auch private Stifter finden.«
»Und an welche Art von Einrichtung hast du dabei gedacht?«
Er nahm einen Schluck Champagner und grinste sie an. »Ich weiß, dass das alles rein hypothetisch ist – keine Ahnung, wie die Besitzverhältnisse liegen –, aber in der Vergangenheit hat Zanana als Genesungsheim für Kriegsheimkehrer gedient. Erinnerst du dich, wie gruselig diese Krankenzimmer aussahen, als wir damals zum ersten Mal in der Villa rumgeschlichen sind?«
»Mir kam das immer so traurig vor. Ja, es gab ein paar sehr traurige Kapitel in der Geschichte Zananas«, sagte Odette langsam.
»Dann ist es vielleicht an der Zeit, dass sich das ändert.« Edens Gesicht leuchtete vor Begeisterung, und als er sich vorbeugte, fiel ihm das sandfarbene Haar in die Stirn. Er strich es zurück und fuhr fort: »Ich finde, Zanana sollte ein Ort für Kinder werden. Denk daran, was es für dich bedeutet hat, und auch für mich hatte es trotz meines Vaters immer etwas Magisches, Märchenhaftes. Wie wäre es, wenn man die Gartensiedlung zur Unterbringung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen verwenden würde?«
»Und was ist mit dem Haupthaus?«
»Dort könnten die Gemeinschaftsräume, die Speisesäle und die Verwaltung untergebracht werden, vielleicht auch ein Klassenzimmer und die Unterkünfte des Personals.« Eden erwärmte sich noch mehr für seine Idee. »Die Farm und die Molkerei könnten in kleinem Maßstab wieder in Betrieb genommen werden, zur Selbstversorgung und als Möglichkeit für die Kinder, auch diese Arbeiten zu lernen.«
Odette stand auf und holte den Champagner aus dem Kühlschrank, um nachzugießen. »Nun mal langsam, Eden. Ich finde, das klingt alles wunderbar, aber es gibt noch ein paar Dinge, die du wissen solltest …« Odette unterbrach sich und blickte auf das Messer, das im Flaschenhals steckte. »Was soll das denn?«
»Damit er nicht schal wird«, grinste Eden. »Komm, gib her.« Er nahm das Messer heraus, schenkte ihnen nach und schnüffelte. »Hm, das riecht aber gut.«
»Dann lass uns essen. Und nach dem Essen erkläre ich dir, warum ich dich hergebeten habe.«
Eden sah in ihr ernstes Gesicht. »Wird mir das, was du mir zu sagen hast, gefallen? Ich meine, ist es eine gute oder eine schlechte Nachricht?« Er beugte sich vor und betrachtete sie mit gespieltem Entsetzen. Ihr Parfüm roch frisch und ein wenig nach Limone, und er hätte sie am liebsten geküsst.
Odette drückte ihm die Salatschüssel und die Pfeffermühle in die Hand und verkniff sich ein Lachen. »Hier, stell das auf den Tisch. Zünd die Kerzen an und leg Musik auf, während ich das Essen bringe.«
Odette trug den ersten Gang, die Fettucine, zum Tisch zu den Klängen von Nat King Cole – »When I fall in love, it will be forever …«
»Die Platte gehört Elaine. Ihre Teenagermusik. Da sind auch noch bessere und modernere Platten«, lachte Odette und stellte die Nudeln ab.
»Ich kann dem Mann nur zustimmen. Möchtest du tanzen?« Ohne ihre Antwort abzuwarten, zog er sie an sich und hielt sie umschlungen, während die romantische Musik den Raum erfüllte.
Einen Moment lang ließ sie sich an ihn sinken, roch den frischen Geruch seiner Haare und seiner Haut und fühlte sich warm und geborgen. Dann machte sie sich los. »Lass uns essen, ich habe stundenlang am Herd gestanden, um das alles zuzubereiten! Kalt schmeckt es nicht.«
Er rückte den Stuhl für sie zurecht, setzte sich ihr gegenüber und hob sein Glas. »Auf alte Freunde und neue Freundschaften. Mehr will ich nicht dazu sagen.«
Sie lächelte und stieß mit ihm an. »Das ist lieb, Eden. Darauf trinke ich. Buon appetito.«
Kapitel siebenundzwanzig
Zanana 1972
D ie Kerzen brannten tropfend herunter. Tia Maria wurde eingeschenkt, die Teller wurden beiseite geschoben, und das starke Aroma frisch aufgegossenen Kaffees erfüllte den Raum. Mehrere Stunden waren vergangen, während Odette und Eden Erfahrungen und Anekdoten ausgetauscht, gelacht und in Erinnerungen geschwelgt hatten.
Dann entstand eine dieser entspannten Gesprächspausen, und Eden verschränkte die Arme auf dem Tisch und beugte sich vor. »Es ist so weit. Jetzt erzähl mir, was du mir sagen wolltest. Oder war das nur eine Ausrede, um mich herzulocken?«, grinste er.
Odette lachte. »Ich hole den Kaffee, und dann werde ich alles gestehen. Lass uns auf die Couch
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