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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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ausgehalten hatte. Sie war schlimmer, als wenn er selbst zum Bombenleger geworden wäre.
    Aber Dornröschen saß da und schien im Sitzen einzuschlafen.
    »Der hat nicht gezündet«, sagte Matti.
    Twiggy winkte ab.
    Matti begann, Kaffee zu kochen.
    »Wie lange brauchen die Bullen, bis sie herausfinden, dass die Putzfrau Dornröschen die besagte Genossin ist, die sie sowieso auf dem Kieker haben?«
    »Maximal zwei Tage, Wetten werden noch angenommen.«
    »Wir müssen also zurück in die Okerstraße. Heute noch«, sagte Matti. »Daran hätten wir früher denken können.«
    »Scheiße«, sagte Twiggy.
    Robbi erschien in der Küchentür, streckte sich und maunzte.
    »Glaubst du, dass da noch Mikros sind?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht waren da keine mehr nach unserer Säuberungsaktion, vielleicht haben sie neue installiert, vielleicht haben sie die, die wir nicht gefunden haben, ausgebaut. Ich tippe mal, da ist nichts mehr. Es wäre aber nützlich, wenn es noch welche gäbe. Dann könnten wir sie zutexten. Wir tun so, als gäbe es für uns keine mehr und sind ganz erschüttert über diesen Bombenanschlag.« Twiggy grinste müde. »Wenn es ihn denn gab.«
    In diesem Augenblick stoppte das Radiogedudel.
    Wie wir gerade erfahren, wurde auf eine Computerfirma in Köpenick ein Sprengstoffanschlag verübt. Es gab offenbar keine Opfer.
Die Täter und die Hintergründe sind der Polizei noch nicht bekannt. Die Fahndung läuft auf Hochtouren. Für sachdienliche Hinweise ist die Polizei dankbar. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, wurde eine Belohnung von zwanzigtausend Euro ausgesetzt. Wir werden weiter berichten.
    Twiggy legte die Faust auf den Tisch und hob den Daumen. Matti klatschte leise Beifall, und Dornröschen gähnte mit einem breiten Grinsen. Aber die Anspannung erstickte die Freude sofort.
    Sie packten im Eiltempo alle ihre Sachen, und Robbi landete in dem Transportkorb, den er von Herzen hasste, weil er ihn längst als mobilen Verschleppungsknast entlarvt hatte, in dem es immer dorthin ging, wo er nicht zu Hause war, im schlimmsten Fall zum Tierarzt, wo sogar stinkende Riesenköter den Schwanz einklemmten und verlogen den lieben Doggie simulierten. Matti telefonierte Aldi-Klaus herbei, der gerade Schicht hatte, und als er zehn Minuten später vor dem Haus am Chamissoplatz hielt, stand er erst einmal nur da und staunte. »Was macht ihr denn hier?«
    »Urlaub, aber halt die Klappe, klar?«, sagte Matti.
    »Was wollt ihr denn …?« Er schaute sich um und tat so, als sähe er zum ersten Mal den Spielplatz und die hergerichteten Fassaden. Klaus schüttelte den Kopf. »Hat das was mit dieser komischen … Aktion zuletzt zu tun?«
    »Noch mal: Klappe halten«, sagte Matti eindringlich.
    Twiggy stellte sich ganz dicht vor Klaus und klopfte ihm freundlich auf die Schulter. »Auf Klaus können wir uns verlassen. Nicht wahr, Klaus?« Hinter der Freundlichkeit lauerte die ewige Verdammnis, also das, was einen traf, den die Szene als Verräter ausmachte. Oder verdächtigte. Oder zu verdächtigen begann.
    Natürlich, dachte Matti, natürlich fällt mir jetzt Norbi ein.
    Sie packten das Taxi voll und verabredeten sich in der Okerstraße. Vorher fing sich Twiggy noch einen Tritt in den Hintern ein, als er Dornröschen fragte, ob sie nicht kompetenzhalber die Endreinigung übernehmen wolle.
    Es blies ein kalter Wind, Mattis Augen tränten, auch weil er elend müde war. Dornröschen begann, sich den standesgemäßen Vorsprung herauszuarbeiten, ihre Haare wehten, die kleinen Füße traten gleichmäßig wie ein Uhrwerk. Irgendwie rührte ihn das Bild, diese zarte Gestalt, in der ein so großer Wille steckte, die nie aufgab, die stärker war als die beiden anderen zusammen. Wieder fiel ihm ein, wie sie zum ersten Mal aufgetaucht war, zerbrechlich fast, aber keine Sekunde bereit, sich wegschubsen zu lassen. Niemand in der Szene würde je Dornröschen unterschätzen, schon lange nicht mehr. Den wenigen, die es anfänglich versucht hatten, war sie übers Maul gefahren, und sie konnte die Aura eisiger Kälte anlegen wie eine Montur. Aber nur gegenüber Leuten außerhalb der WG . Er hörte Twiggys Atmen nicht mehr, der Abstand wuchs. Der war sein bester Freund, Matti hatte sich auch mit dem Rätsel abgefunden, das Twiggy umgab, diese merkwürdigen Verbindungen, die er pflegte. Von was lebte Twiggy überhaupt? Er zahlte pünktlich seinen Mietanteil und in die Haushaltskasse ein, war gar nicht geizig, brachte immer mal wieder was

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