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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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mit und machte kein Aufheben davon. Manchmal war die Neugier stark, aber es war eine Art Respekt, der ihn hinderte, Twiggy zu fragen. Wenn der wollte, dass die anderen es wussten, würde er es sagen. Sicher war nur, dass er sie nie hineinzog in irgendetwas. So regelmäßig Schmelzer mit seinen Hilfssheriffs auftauchte, nie ging es um Twiggys Geschäfte, nie verlor der Kommissar ein Wort darüber.
    Der diesige Himmel reichte hinunter bis zur Straße, alles eine Soße. Die Leute waren grau, die Fassaden, die Autos, als hätte die neblige Feuchtigkeit alle Farben aufgesogen. Und Matti fühlte sich grau im Kopf, die Müdigkeit legte sich wie ein lähmender Schleier über sein Hirn. Er blinzelte und wischte sich die Tränen aus den Augen. Lily flog ihm in die Gedanken und verschwand. Auf der Straße stauten sich die Autos hinter einem Kleintransporter, der liegen geblieben war und jetzt die Warnblinklichtanlage einschaltete. Dornröschen verschwand aus dem Blick, an einer Kreuzung hielt er vor einer roten Ampel. Neben ihm quietschte es, ein Fahrradidiot im hautähnlichen Sportdress stand mit seinem Zweitausend-Euro-Bike neben ihm. Das Teil hatte superdünne Reifen und wahrscheinlich eine Schaltung mit wenigstens fünfzig Gängen. Sein Besitzer, ein dürrer Typ, bändigte mit einem Schweißband schwarze Locken. Er hatte eine Hakennase, auf der eine Radfahrerbrille saß, die schneller aussah, als der Affe jemals in seinem Leben fahren würde. Auf dem Lenker erkannte Matti zwei Anzeigegeräte, ein Tachometer, wobei dieser Begriff den Radfahrer vermutlich beleidigt hätte, weil das Teil nicht nur Höchst-, Mindest- und Durchschnittsgeschwindigkeit, sondern auch die Fahrtdauer, die Luftfeuchtigkeit, die Wettervorhersage und die Mondphase anzeigte. Das andere Gerät sollte den Kreislauf kontrollieren, Matti sah ein pumpendes Herz und eine Ziffer darunter. Offenbar lebte Schwarzlöckchen noch. Die Ampel schaltete, und der Typ trat krachend in die Pedale, mit wackelndem knochigem Hintern sauste er davon.
    Diese Szene brachte ihn zum Lachen. Dann hörte er Twiggy heranschnaufen, und Matti war wach.
    »Jetzt machen wir den Erpel fertig«, sagte Twiggy.
    »Wir kriegen Ärger mit dem Tierschutzverein.« Matti lachte. Sie fuhren nebeneinander, das hatten sie schon lange nicht mehr getan.
    »Die werden uns eher preisen und auszeichnen, weil wir dem Arsch, der sich diesen guten Namen unter den Nagel gerissen hat, eine Abreibung verpassen. Und was für eine!«
    »Hoffentlich ist der Wagen tatsächlich schon repariert«, sagte Matti.
    »Was glaubst du denn? S-Klasse. Und so schlimm sind die Schäden nicht. Ersatzteile per Overnight-Express.«
    »Du kennst dich da aus«, sagte Matti.
    Aber Twiggy antwortete nicht.
    Was hat er getan, bevor ich ihn traf? Was tut er heute? Ich weiß so wenig von ihm, und er weiß alles von mir. Twiggy war ein Typ, den man so was nicht fragte. Jedenfalls nicht zwei Mal, nachdem man beim ersten Mal mit höchstens zwei Wörtern abgespeist worden war. Twiggy war manchmal merkwürdig. Da gab es zum Beispiel Kneipen, die er grundsätzlich nicht betrat, wo er sogar den Schritt beschleunigte, wenn man an denen vorbeikam. Hin und wieder, wenn sie unterwegs waren, grüßte ein Typ Twiggy, und dann winkte der nur kurz, wenn er nicht gleich wegschaute.
    »Könnte sein, dass sie Dornröschen in die Mangel nehmen. Und uns gleich mit.« Twiggy sagte es gelassen. Es wäre nicht die erste Nacht im Bau.
    »Wenn wir die Klappe halten, haben die keine Chance. Wo sind die restlichen Silikonpads?«
    »Die kommen in die Fensterbank.«
    Twiggy schnaufte.
    »Ist gut so.«
    »Aber wenn sie die finden?«
    Ja, wenn das geschah, wurde es schwierig. Aber die Pads waren ihre Lebensversicherung.
    Sie räumten die Sachen aus dem Taxi in die Wohnung und saßen am Ende erschöpft in der Küche, aber in ihrer eigenen. Robbi schnüffelte überall herum, und Dornröschen kritzelte etwas auf einen Zettel. Als sie fertig war, schob sie ihn zu Matti.
    Ich gehe ins Internetcafé, und ihr räumt hier auf. Heute Abend wird Mau-Mau gespielt.
    Matti grinste und schob den Zettel zu Twiggy. Ein Stück Normalität schien zurückzukehren.
    Im Internetcafé an der Saalestraße, am S-Bahnhof Neukölln, einem langen dunklen Schlauch, in dem es stickig und heiß war, setzte sich Dornröschen an einen PC und googelte den Inhaber der Computerfirma in Köpenick. Der Typ hieß Rainer S. Schmidt, er gehörte also zu den Minderwertigkeitskomplexlern, die mit dem

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