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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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erdverschmierte Kiste stand in der Mitte.
    »Das kriege ich hin«, sagte Dornröschen nachdenklich.
    Sie gingen ihren Plan noch einmal Schritt für Schritt durch, genauer gesagt, war es zwar ihr Plan, aber Dornröschen war diejenige, die ihn verwirklichen musste. »Dafür darfst du auch wieder beim Mau-Mau gewinnen«, sagte Matti, und Dornröschen schnitt ihm eine fiese Grimasse.
    Am Abend packte sie alle Utensilien ein, und sie vergewisserten sich, dass sie nichts vergessen hatte. »Wenn du irgendeinen Zweifel hast, dass was schieflaufen könnte, machst du nichts, ist klar, ja?«, mahnte Matti. Er hatte Schiss.
    Wittmann, der Reinigungsfritze, brachte sie mit seinem Peugeot wieder zur Computerfirma. Am wolkenlosen Himmel stand der Vollmond mit seinen Pockennarben, die Konturen scharf gezeichnet in der Schwärze. Nachdem Wittmann sie hineingelassen hatte, zog Dornröschen ihre Gummihandschuhe an, und die Hagere gab ihre Anweisungen. Zuerst die Toiletten, was auch sonst? Dann den elend langen Flur, in dessen nassem Boden sich die Neonröhren faserig spiegelten. Es war leise, ab und zu sprang der Kühlschrank in der kleinen Küche an und brummte, um sich bald wieder auszuschalten. Die Tür zur fensterlosen Küche stand offen. Darin waren eine Unterzeile mit Spüle, ein Herd mit Stahlkochstellen und einer Dunstabzugshaube, an der Wand gegenüber der Kühlschrank, an der Rückwand ein kleiner Tisch mit drei Stühlen. Immerhin stand auf dem Tisch eine Espressomaschine, daneben eine Zuckerdose. Dornröschen wischte die Oberflächen ab, es waren nur wenige Kaffeeflecken, dann öffnete sie die Unterzeile und wischte auch dort. Sie erkannte auf den ersten Blick, dass hier genug Platz sein würde. Sie überlegte, wie sie es am besten anstellte, dann ging sie zur Garderobe, zögerte, nahm dann aber entschlossen ihre Tasche und trug sie in die Küche. Wenn die Hagere oder deren Kollegin sie fragen sollten, was sie tat, dann würde sie sagen, ihr sei übel, sie müsse eine Kleinigkeit essen. Und sie würde die Aktion abbrechen. Aber die beiden anderen waren in den Büros beschäftigt und kümmerten sich nicht um Dornröschen. Die trug ihre Tasche in die Küche und packte die Plastiktüte mit dem Sprengsatz und dem Wecker aus. Sie stellte den Wecker auf halb vier Uhr morgens und schloss die Tür des Unterzeilenschranks. Dann trug sie die Tasche zurück und nahm eine zweite Plastiktüte heraus, aus der sie die Silikonpads, mit denen sie die Fingerabdrücke aus der S-Klasse gesammelt hatten, entnahm und in die Taschen ihres Kittels steckte. Sie ging zurück in die Küche und drückte jeweils ein Pad auf die Klinke und auf die Metallknöpfe des Unterzeilenschranks. Daraufhin ging sie ins Klo und drückte weitere Pads auf Klinken und Armaturen. Sie schlich den Flur entlang und lauschte, wo die beiden anderen waren. Sie betrat ein Büro, das schon gereinigt war, und verteilte weitere Abdrücke. Das Gleiche an der Eingangstür. Sie überlegte einen Augenblick und beschloss, das Schicksal nicht herauszufordern. Sie packte die restlichen Pads in ihre Tasche, dann fand sie die Hagere in einem Büro und ließ sich neue Arbeit zuteilen.
    Als Matti viel zu früh, um fünf Uhr, von der Nachtschicht zurückkam, saßen Twiggy und Dornröschen immer noch müde in der Küche. Das Radio lief. Matti war gespannt, und Dornröschen sagte nur: »Es muss geklappt haben.« Sie befand sich gerade in der späten Hoffnungsphase, kurz vor dem Umschlag in die erste Periode der Enttäuschungsphase.
    »Am besten vernichten wir den Rest von dem Zeug«, sagte Matti.
    »Ich bin doch nicht blöd.« Dornröschen tippte sich schlaff an die Stirn und gähnte. Sie öffnete den Kühlschrank und packte die Plastiktüte, in der sie den Semtex und den Wecker transportiert hatte, sowie die restlichen Pads hinein. »Das werden wir noch brauchen. Das kommt in die Küchenfensterbank in der Okerstraße, wenn wir wieder nach Hause können.«
    Sie rührte in ihrer Teetasse. Ihre Gummihandschuhe hatte sie unterwegs weggeworfen und auch ihre geliebte alte Einkaufstasche, mit der sie jahrelang losgezogen war. Nicht der raffinierteste Kriminaltechniker mit den modernsten Geräten würde auch nur die Spur eines Hinweises darauf finden, dass Dornröschen eine Bombe gelegt hatte, wenn er nicht die Pads oder die Plastiktüte fand.
    »Kam schon was?«, fragte Matti, der unterwegs immer wieder versucht gewesen war, das vereinbarte Handyverbot zu brechen, weil er die Anspannung kaum

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