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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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an. In ihren Augen las Matti die Angst vor dem Verlust, weniger des eigenen Lebens als das von Twiggy und Matti. Aber so ging es den anderen auch. Matti spürte, wie sie am Abgrund standen. Ein halber Schritt genügte, um alles zu zerstören, das ihnen bisher alltäglich erschienen war, nicht erwähnenswert und doch so kostbar. »Wir haben uns mit Leuten angelegt, die uns immer einen Schritt voraus sind. Die im Gegensatz zu uns wissen, um was es geht. Die offenbar staatlichen Schutz genießen. Die ein Projekt betreiben, für das zwei Morde kein zu hoher Preis sind. Und wir haben keinen Schimmer, um was es sich handeln könnte. Weitermachen würde bedeuten, weiter im Nebel zu stochern und nicht zu wissen, wann der nächste Schlag kommt.«
    »Sicher wäre nur, dass er kommt«, sagte Dornröschen leise. »Er würde einen von uns töten.«
    Die Resignation hatte sie fest im Griff. Es gab keine Hoffnung mehr, als anzunehmen, was Schaleis ihnen verordnet hatte.
    »Dieses Schwein«, sagte Twiggy.
    »Wenn wir nur wüssten, um was es geht«, sagte Matti. »Dann hätten wir vielleicht eine Chance.«
    »Ein Projekt, für das gemordet und das vom Staat geschützt wird, kann nur eine Riesensauerei sein. Wo Köpfe rollen, wenn es herauskommt.« Dornröschen trank einen Schluck. »Und diese verfluchten Röhren …«
    Sie starrte an die Wand, blickte durch die Mauer hindurch in die Ferne, wo irgendetwas lag, das sie nicht erkennen konnte.
    Mattis Handy klingelte. Auf der Anzeige stand Lily. »Ja«, sagte er, stand auf und ging ins Zimmer.
    »Ich habe keine Lust mehr, versetzt zu werden.«
    »Ich habe dich nicht versetzt.«
    »Du meldest dich nicht. Ich komme mir schon vor, als würde ich hinter dir herlaufen.«
    »Quatsch«, sagte Matti.
    »Du bist aber echt gesprächig.«
    »Mir geht es scheiße.«
    »Weißt du was, das interessiert mich jetzt nicht. Mir geht es die ganze Zeit scheiße, und du merkst es nicht.«
    »Wir hatten wirklich Stress hier, du weißt …«
    »Ich glaube, du machst mir was vor. Gibt es diese Typen überhaupt? Entenmann« – sie zog den Namen in die Länge – »oder ist es eine Ente oder eine Frau Entenmann?« Sie klang aggressiv.
    Sie ist nie eifersüchtig gewesen, dachte Matti.
    »War euer Auftritt schon? Habt ihr das geklärt?«
    Hatten sie es geklärt? Nein, geklärt war nichts.
    »Warum sagst du nichts?«
    »Lass uns ein anderes Mal darüber reden. Morgen vielleicht.«
    »Ich habe die Nase so voll«, schnauzte sie. »Ich bin kein Mädchen, das du hin und her schieben kannst, wie es dir gefällt. Weißt du was, jetzt ist Schluss.«
    »Nein«, sagte Matti.
    »Schluss!«, wiederholte sie. »Ich habe es satt. Lass mich in Ruhe. Du gehst mir auf die Nerven! Such dir eine, die sich so behandeln lässt.«
    »Lily, ich …!«
    Es klackte, die Leitung war tot. Er setzte sich auf sein Bett und stützte sein Gesicht in die Hände. Er saß lange so.
    Dornröschen stand in der Tür. Er hob sein Gesicht und sah sie verschwommen durch seine Tränen.
    »Lily?«, fragte sie.
    Er nickte.
    Sie setzte sich neben ihn und umarmte ihn. »Sie ist dich nicht wert«, sagte sie.
    »Ich habe sie beschissen behandelt«, sagte Matti leise. »Sie hat sich ausgeschlossen gefühlt. Und das war sie ja auch.«
    Sie streichelte ihn am Hinterkopf. »Natürlich, aber wir hatten keine Wahl. Wir müssen jetzt versuchen, wieder normal zu leben. Wir unternehmen nichts mehr in der Schaleis-Sache, und du wirst über das … hinwegkommen. Mit uns zusammen. Okay?«
    Matti saß schweigend da, dann nickte er.

14: Early Morning Cold Taxi
    I n dieser Woche spürte er die Vorwehen des Sommers. Am frühen Morgen war es noch kalt, im Auto herrschte die Nachtkühle, und er fröstelte. Aber der Wind wurde warm am Vormittag, die Sonnenstrahlen färbten sich am Mittag in ein warmes Gelb und am Abend orange. Die Blätter an den Bäumen und Büschen auf dem Mittelstreifen der Gneisenaustraße hatten sich ein kräftiges Grün zugelegt. Die Menschen ließen die Pullover und Winterjacken zu Hause, und viele verfielen in den Schlenderschritt der warmen Jahreszeit. Touristen bevölkerten den Bergmannkiez, der jedes Jahr kommerzieller wurde. »Die vier Jahreszeiten haben ihren Wechsel, die Dinge entstehen und wachsen.« Er las inzwischen wieder Konfuzius, gewann ihn für sich zurück, nachdem Schaleis ihn missbraucht hatte.
    Er versuchte, die Niederlagen zu verwinden, indem er äußerlich in seinen Trott zurückfiel. Er wechselte die Tag- und Nachtschichten jede

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