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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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und in Mattis Hirn stand plötzlich Stasi . Ein Spruch kam dazu: Das Böse kommt aus dem Osten. Entenmann, Schaleis, jetzt dieser Typ im Avensis. Über den Potsdamer Platz, da hatte der Wahnsinn angefangen mit diesem ruppigen Typen. Osteuropa. Und es entstand das Gedankenbild einer Verschwörung alter Geheimdienstler, KGB , Securitate, Stasi … Auf der B 1, dem Mühlendamm, über die Spree. Ein Lastkahn tuckerte nach Westen. Dann rechts ab in die Stralauer Straße, vorbei an den Verwaltungsbauten, links in die Klosterstraße. Und da läuteten in seinem Kopf Glocken, schmerzhaft laut. Diese Adresse kannte er. Die kannten alle in der Szene. Rechts die Vierkonchenhalle der Parochialkirche, weiß und prächtig, davor der Glockenturm. Links der mächtige Bau des Alten Stadthauses, Sitz der Senatsverwaltung für Inneres und vor allem des Verfassungsschutzes. Und der Mann im Avensis fuhr hinein in den Hof, zeigte dem Pförtner an der Einfahrt nur kurz einen Ausweis und verschwand in dem grauen Bau. Matti blieb mit laufendem Motor eine Weile stehen und starrte ihm nach, als könnte er durch die Mauern hindurchsehen. Dann parkte er den Wagen am Straßenrand und stieg aus. Er tat so, als schlenderte er umher, und sah endlich die Plakette am Eingang. Senatsverwaltung für Inneres und Sport . Hatte Lily etwas zu tun mit Sport?
    Allerdings, sie arbeitete in einer Anwaltskanzlei, die auch für die Behörden tätig war, das hatte sie am Anfang gesagt. Oder für Ministerien? Aber das war eine Soße. Ein Ministerium war eine Behörde. Und diese Senatsverwaltung war ein Landesministerium. Aber seit wann trifft man sich mit einem Mitarbeiter einer Behörde auf der Straße, ein Stück ab von der Kanzlei, fährt ziellos durch die Gegend, um sich an der U-Bahn absetzen zu lassen? Für dieses Ereignis gab es nur eine Erklärung, es war ein Treff gewesen. Lily hatte ihren V-Leute-Führer getroffen. Konnte es anders sein? Matti war vorbeigelaufen an der U-Bahn-Station Klosterstraße und stand an der Grunerstraße, links das Rote Rathaus, vor ihm, die Rathauspassagen weit überragend, der Fernsehturm. Der Mittelstreifen war vollgeparkt, und der Verkehr rauschte, dröhnte, brummte auf acht Spuren durch Mitte. Matti mochte diesen Bezirk nicht, vollgestopft mit Repräsentationsbauten, eine seltsame Mischung aus deutschdemokratischer Betonwut und westdeutschem Geschichtswahn, verkörpert vor allem im Disneylandprojekt »Neues Stadtschloss«, bei dessen Erwähnung sich Dornröschen immer nur an die Stirn tippte.
    Er versuchte, sich zu erinnern, Anhaltspunkte zu finden, auch dafür, dass er sich täuschte, dass sein erster Eindruck falsch war, dass Lily ihn nicht verraten hatte. Er ging zurück zum Taxi und stieg ein. Woher hatten die Leute von Schaleis erfahren, dass die Tür gesichert war? Es müssten sie gewesen sein, die den Anschlag verübt hatten. Einen Anschlag, für den sich die Bullen nicht gerade brennend interessierten. Sie hatten Spuren eingesammelt und waren abgezogen.
    Es gab keine andere Erklärung für Lilys Verhalten.
    Auf was wartete er? Er saß im Taxi und behielt den Eingang der Senatsverwaltung im Auge. Noch war nicht bewiesen, dass der Typ ein Schnüffler war.
    Nach einer halben Stunde, zwei abgewiesenen Fahrgästen und einigen missachteten Funkrufen trat der Mann aus der Pforte. Feierabend für einen Schnüffler, dachte Matti. Der Mann lief zum U-Bahnhof. Matti fluchte und stieg aus, um ihm zu folgen. Er prägte sich den beigefarbenen Mantel mit dem kurzen schwarzen Kragen ein, aus dem ein langer Hals ragte mit kurz geschnittenen grauen Haaren auf einem kantigen Schädel. Der Bahnsteig in Richtung Pankow war voll, der Typ schaute sich nicht um, sondern zog eine Berliner Zeitung aus seiner Aktentasche und begann, den Sportteil zu lesen. Matti stellte sich schräg hinter ihn, an der Wand hing das Werbeplakat einer Schuhladenkette, neben ihm stand eine Frau südländischen Typs, elegant gekleidet und mit weißen Ohrstöpseln, vor ihm alberten Schuljungen herum.
    Er dachte daran, wie geschickt Lily ihn ausgehorcht hatte. Wie sie sich scheinbar abgefunden hatte mit seiner Geheimnistuerei, um ihm doch ein paar Informationen abzulocken. Und er war schuld. Schuld daran, dass alles schiefgelaufen war. Dass sie fast draufgegangen wären. Dass Konny tot war.
    Er verharrte eine Weile wie starr. Die U-Bahn rollte ein und bremste. Der Typ stieg ein, Matti folgte ihm. Sie standen nebeneinander auf der Plattform, kein Sitzplatz frei. Matti

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