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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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überlegte, ob er durchgeknallt sei. Vielleicht war das ein Verwandter von Lily, Referatsleiter in der Abteilung für Sport oder so. Oder ein Verflossener, mit dem sie noch etwas regeln musste. Meistens klärten sich solche Dinge harmlos auf. Du leidest unter Paranoia.
    Der Typ hielt sich mit einer Hand fest, in der anderen hatte er die Zeitung. Ihn schien das Umfeld nicht zu interessieren. Er hörte nicht auf zu lesen, wenn sich an einer Haltestelle jemand an ihm vorbeiquetschte, den Ellbogenpuff eines kleinen alten Manns ertrug er ohne Reaktion. Jetzt verstand Matti, dass dem Typen diese Leute zuwider waren, dass er aber gezwungen war, ihre Nähe zu dulden, und dass er dies nur ertrug, indem er sie nicht wahrnahm, nicht einmal die körperliche Berührung. Er starrte in seine Zeitung, um für sich zu bleiben.
    »Ich bin ihm bis nach Hause gefolgt«, sagte Matti am Küchentisch. »Er fuhr bis zur Endhaltestelle, dann lief er noch ein Stück die Berliner Straße hinunter, ich musste aufrücken, es wurde dunkel, aber das war ohne Risiko, denn der Kerl interessierte sich für nichts und niemanden. In der Schulstraße öffnete er die Haustür eines Wohnblocks, und nach ein paar Sekunden ging rechts im zweiten Stock das Licht an. Auf der Klingel steht K. Wennermann .«
    »Sicher?«, fragte Twiggy.
    Matti nickte. »Ich hab nachgeschaut, bin die Treppe hoch, der wohnt da.«
    Dornröschen gähnte. »Eigentlich wollten wir …«
    »Warum? Man wird ja noch dem Lover seiner Geliebten folgen dürfen.« Matti grinste. Er hatte schon lange nicht mehr gegrinst.
    »Wenn das ein Schnüffler ist, mein lieber Mann«, sagte Twiggy. »Dann haben wir es mit der gesamtdeutschen Spitzelbande zu tun. Ost und West friedlich vereint.« Er intonierte so etwas wie das Wochenschau -Pathos.
    Dornröschen lachte leise. »Du sagst, Lily habe dir erzählt, die Kanzlei arbeite auch für Behörden.«
    Matti nickte.
    »Sie wird ja nicht die Klosterstraßenspitzel gemeint haben.«
    Matti überlegte. So blöd war sie nicht, dass sie so eine Verbindung erwähnen würde. Schon gar nicht ihm gegenüber.
    »Keine Ahnung, welches Ministerium oder sonst was?«, fragte Dornröschen. Sie dachte systematisch. Teil für Teil begreifen, auf den Tisch legen, dann die Verbindungen zwischen ihnen suchen.
    Matti schüttelte den Kopf.
    »Wir haben diese DVD «, sagte Dornröschen. Sie überlegte. »Und wir haben Entenmann und seine Detektei. Die arbeitet für Schaleis. Der hat ein Ingenieurbüro, und ihm gehört die DVD , das wollen wir glauben.« Sie gähnte. »Entenmann ist der geheime Chef einer geheimen Spitzelbande, die geschickterweise eine Detektei als Tarnmantel benutzt. Gar nicht blöd.« Sie schnippte anerkennend mit den Fingern.
    »Das wissen wir«, sagte Twiggy.
    »Lass sie«, erwiderte Matti.
    »Schaleis erfährt von der Türsicherung bei uns und knackt sie. Er weiß auch, dass wir ihn besuchen werden. Sobald wir bei ihm auftauchen, schlagen seine Männer bei uns zu und erpressen uns.« Dornröschen nickte versonnen. »Gut, die Sache wird klar, wenn wir Lily in die Geschichte einbauen. Nur so kann Schaleis erfahren haben« – ein Blick zu Twiggy, der schüttelte den Kopf – »also nur so können die erfahren haben, dass wir kommen.« Sie gähnte lange. »Wenn Lily uns verpfiffen hat, an wen hat sie uns verpfiffen?«
    »Was?« Twiggy kratzte sich am Kopf.
    »Na, an die Klosterstraßenschlapphüte oder an Schaleis oder einen von Entenmanns Schergen, verstehst du?«
    Twiggy überlegte, dann nickte er bedächtig.
    »Eigentlich ist das so weit klar, es ist jedenfalls eine stimmige Geschichte: Lily berichtet an ihren Verfassungsschutzspitzel, und der steckt es den Entenmännern oder Schaleis direkt. Kapiert?«
    Die beiden nickten. Matti trank einen Schluck Bier. Dornröschen war in Hochform. »Das ergibt zwei Möglichkeiten. Möglichkeit A: Lilys Schlapphut ist ein Spitzel von Schaleis/Entenmann und verdient sich was nebenbei. Möglichkeit B: Die Klosterstraßenheinis arbeiten mit Schaleis/Entenmann zusammen. Und Lilys Behörde, für die also ihre Kanzlei segensreich wirkt, ist der Auftraggeber.«
    »Puh«, sagte Twiggy. »Vorausgesetzt, der Wennermann ist nicht der Hausmeister der Behörde.«
    »Nein«, sagte Dornröschen, »die ganze Sache ergibt nur einen Sinn, wenn er Schlapphut ist.«
    Am Morgen wachte Matti von Geklapper in der Küche auf. Offenbar hatten die beiden anderen noch schlechter geschlafen als er. Er zog seinen Bademantel an, rieb sich die

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