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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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»Der BRD -Imperialismus sei nach den USA der gefährlichste Feind. Über ihn und über seine Feinde müssten sie alles wissen, das habe schon Lenin gefordert. Wenn sie die Linken, auch die, welche ihnen aus Verblendung nicht trauten, unterstützen könnten, würden sie dem Feind schaden. Und wenn sie dem Feind schadeten, würde es dem Sozialismus nützen.« Lily redete hastig, als würde sie es in der Schule aufsagen.
    Matti spürte seine Wut aufkeimen. »Du warst also damals mit mir zusammen, um mich zu bespitzeln.«
    Sie schluchzte, und Matti kam der Gedanke, sie könnte eine Riesenshow abziehen. Bedroht, ihnen ausgeliefert im Wald, und Lily lief zur Hochform auf. Unterschätze sie nicht. Fall nicht auf dein Mitleid herein. Sie hat in ihrem Leben alle getäuscht außer ihren Auftraggebern. Sie ist verlogen bis in die Knochen. Sie ist berechnend wie ein Apparat. »Nun?«
    »Du warst einer dieser Typen, mit denen man zusammen sein musste, um wirklich dabei zu sein.«
    Er holte aus, sah, wie sich ihr Gesicht in Erwartung des Schlags verzerrte, und ließ die Hand sinken. Immerhin, da war sie ehrlich. Aber doch nur, weil du ihr keine andere Antwort geglaubt hättest. Ihm fiel ein, wie sie ihn begleitet hatte auf Demos, Versammlungen, Aktionsbesprechungen, wie sie allmählich hineinkam in den inneren Kreis und wie sie dann langsam von ihm wegdriftete, was er aber erst begriff, als sie ging. Sie verschwand einfach.
    »Wo bist du hingegangen, als du mich verlassen hattest?«
    »Nach Westdeutschland.«
    »Warum?«
    »Ich hatte einen Auftrag, sie fanden es wohl nicht so ergiebig, was ich in Westberlin herausgefunden hatte.«
    Dornröschen räusperte sich. »Oder sie hatten längst einen anderen eingeschleust, einen, der mehr herausbekam. Vielleicht sollte sie dich auch werben?« Sie blickte Lily kalt ins Gesicht. »Du warst ein Lockvogel, die scharfe Biene, oder wie nennt man das bei euch so?«
    Matti zog die Makarow aus dem Gürtel und blickte sie lange an. Er wog die Waffe in seiner Hand.
    »Ich sollte Matti rumkriegen. Aber ich habe gleich gemerkt, dass der mit dem Sozialismus nichts am Hut hatte.«
    »Warum Matti?«, fragte Dornröschen.
    »Die hielten ihn für einen der künftigen Anführer der Linksradikalen.«
    »Dass du Leute auch immer enttäuschen musst«, sagte Twiggy trocken. Er hatte die ganze Zeit geschwiegen.
    Matti grinste, und er las Hoffnung in Lilys Augen.
    »Sie hatten Angst, dass du mir auf die Schliche gekommen bist, weil du nicht reagiert hast, also politisch, meine ich. Dann haben sie mich nach Westdeutschland geschickt, erst nach Stuttgart, dann nach München.«
    »Und dort hast du dich auf der Suche nach der Wahrheit durch die Betten gefickt«, sagte Dornröschen trocken. Sie erwartete keine Antwort.
    Matti hatte das Gefühl, dass Lily ruhiger geworden war. Ihr gefiel die Richtung, die das Verhör nahm. Sie hoffte offenbar, etwas verbergen zu können. »Lass sie doch reden«, sagte Matti zu Dornröschen. »Je mehr, desto besser.«
    »Aber so richtig erfolgreich war ich nicht«, sagte Lily eilfertig.
    »Aber die haben dir doch bestimmt einen Orden verliehen oder ein paar Mark in die Hand gedrückt«, sagte Matti.
    »Nur Geld«, erwiderte Lily fast ein wenig beleidigt.
    »Warum hast du weitergemacht? Du hättest jederzeit aufhören können. Du warst im Westen.« Matti blickte sie fragend an, sein Misstrauen wuchs.
    »Dann hätten sie mich auffliegen lassen. Mein Führungsoffizier hat gesagt: Du willst doch nicht in der Zeitung stehen, oder?« Sie stieß es heraus, als wäre sie immer noch empört.
    »Und als deine Stasi-Freunde ausgespitzelt hatten, hast du deine Dienste dem VS angeboten, weil du scharf aufs Schnüffeln warst«, sagte Twiggy ungläubig.
    »Der VS wusste, dass ich für die Stasi gearbeitet hatte. Die haben meine Akte. Und sie haben gesagt, dass sie das vergessen, wenn ich für sie das Gleiche tue.« Verzeiht mir, las Matti in ihren Augen, ich bin schwach und feige.
    »Und wann haben die dich auf uns angesetzt?«, fragte Matti. Die Frage bohrte in ihm. Er erinnerte sich, wie sie in sein Taxi gestiegen war.
    »Zufall«, sagte sie. »Plötzlich kam mein VS -Typ und sagte: Du kennst den doch von früher, du hattest mal was mit dem, also …«
    »Du lügst!«, schnauzte Matti sie an, er erschrak selbst, wie laut er wurde.
    Ihre Unterlippe begann zu zittern.
    »Das kann gar nicht stimmen«, sagte Dornröschen. »Der Trouble fing erst an, nachdem du in Mattis Taxi gestiegen warst. Red keinen

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