Das Dornröschen-Projekt - Krimi
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Er schaltete um auf die Dateieibene. Es fand sich ein kleines Programm – autorun.inf –, das wiederum auf ein Startprogramm – dvdstart.exe – zugriff, um die DVD automatisch zu starten, wenn sie in ein PC -Laufwerk geschoben wurde. Dazu ein paar Datendateien mit den Endungen ini oder dll .
»Was auf der DVD ist, hättest du fast auf einer Diskette unterbringen können«, sagte Matti.
Twiggy erwiderte nichts, sondern öffnete die dvdstart.exe . Für Matti zeigte der Bildschirm Datensalat an. Doch Twiggy betrachtete Zeile für Zeile, nickte mal, kratzte sich am Kopf, runzelte die Stirn und pfiff einmal leise. Er schloss die Datei und nahm sich die Datendateien vor. Er murmelte vor sich hin, während er scrollte und las, zurückscrollte und wieder las. Er schüttelte den Kopf, eher abwägend.
Matti warf einen Blick zum Bett. Lily lag ruhig da, die Augen geschlossen. Robbi hatte sich danebengefläzt. Es war ein friedliches Bild.
Nach dreieinhalb Stunden lehnte sich Twiggy zurück, rubbelte sich die Haare und fluchte. »Ich sitze nicht zum ersten Mal am Computer, aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Eine Zeile in der dvdstart.exe scheint ins Leere zu greifen, sie ruft nämlich ein Programm mit dem hübschen Namen cc.exe auf, das aber auf der DVD nicht gespeichert ist. Es gibt aber keine Fehlermeldung. Also liegt das doch irgendwo auf der DVD herum. Das sagt mir, dass es, ähnlich wie auf meiner Festplatte, einen versteckten Speicherplatz gibt. Wenn ich die Dateien auf meine Harddisk kopiere und dort starte, werde ich überschüttet mit Fehlermeldungen. Da gibt es außerdem noch Zugriffe auf ein externes Programm, das auf meinem Computer natürlich nicht installiert ist.«
»Aha«, sagte Matti.
»Kurz gefasst heißt das, dass ich an die versteckten Dateien auf der DVD nur komme, wenn ich besagtes externes Programm benutze.«
»Und wie heißt das Programm?«, fragte Dornröschen.
»Das verraten die Schweinepriester natürlich nicht.«
»Und nun?«, fragte Matti.
Twiggy schielte kurz zum Bett, dann zwinkerte er den beiden anderen so zu, dass Lily es nicht sehen konnte. »Ich kann es nicht knacken, aber wir wissen jetzt, dass da noch was anderes drauf ist als diese Röhren. Die Röhren dienen offenbar nur der Ablenkung. Nicht dumm. Aber dass ich es nicht knacken kann, heißt noch lange nicht, dass es nicht andere knacken können.«
»Ich verstehe«, sagte Dornröschen.
Matti nickte und grinste.
»Auf dieser DVD befindet sich ein Geheimnis, für das sich sogar Morde lohnen. Wenn wir jetzt dem verehrten Herrn Schaleis einen Deal vorschlagen, der vielleicht so lautet: Wir verzichten darauf, das Image mit all seinen schönen Geheimnissen ins Internet zu stellen, damit sich zum Beispiel die Großrechner diverser Geheimdienste nicht daran versuchen können. Oder damit meine Freunde kein schönes anarchistisches Supernetz aufziehen und ein paar Zehntausend PC s weltweit gleichzeitig am Image knabbern lassen, was dem Teil früher oder später all seine Geheimnisse entlocken würde. Zwischen Alaska und Tahiti gibt es Entschlüsselungsexperten wie Sand am Meer, die das sportlich angehen würden …« Er grinste breit, als er sich vorstellte, wie die Nerds aller Welt über das DVD -Abbild herfallen würden wie Heuschrecken über ein Reisfeld.
»Weißt du, was ich glaube«, sagte Dornröschen fröhlich. »Dann werden sie die Mörder fallen lassen. Wenn wir das wollen.«
»Das heißt, wir haben sie in der Hand, die Scheißkerle«, sagte Matti.
Lily tat immer noch so, als würde sie schlafen. Aber niemand konnte unter solchem Druck und mit solcher Angst schlafen.
»Du solltest das Image unbedingt so sichern, dass niemand drankommt«, sagte Matti.
»Och«, sagte Twiggy gelassen, »kein Problem, ich schicke es ein bisschen durch die Welt zu meinen Freunden, mit der Bitte, gut darauf aufzupassen.«
»Fein«, sagte Matti, »dann wecken wir mal Lily.«
Dornröschen ging zum Bett und schüttelte sie an der Schulter. Lily mimte das Aufwachen nicht mal schlecht, aber selbst wenn sie geschlafen hatte, würde der Plan funktionieren.
»Roswitha, würdest du bitte deinen Freund Charly zu uns einladen. Am besten gleich. Kannst ihm ja ein bisschen was erzählen, damit er auch spurt.« Dornröschen flötete zuckersüß.
»Kommt, wir gehen in die Küche.«
Lily nahm mechanisch das Telefon, das Dornröschen ihr hinhielt, und folgte ihr und den anderen in die Küche. Sie starrte es
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