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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Rissen im Panzer.«
    Als sie aufgegessen hatten, kam der Flaumbart und räumte die Teller weg. Sie bestellten noch mal die gleichen Getränke.
    Dann schwiegen sie eine Weile, und während Lily ihre Augen durchs Lokal schweifen ließ, von der Tür mit den Regalen, wo Spaghetti, Pesto, Kaffee und Schokolade zum Außerhausverkauf angeboten wurden, über den Tresen mit der gläsernen Kuchenauslage bis zur Küchentür, und ihn nicht zu beachten schien, musterte er sie. Nie hatte ihn eine Frau so angezogen, und nie hatte eine ihn so verwirrt. Er holte sein Handy aus der Hosentasche und tippte eine SMS an Twiggy: Komme heute Abend vielleicht nicht nach Hause, bin bei Lily. Er hatte sich noch nie abgemeldet, aber es war eine Ausnahmesituation.
    »Na, der Freundin Bescheid gesagt?« Lily grinste, aber ihre Augen fragten todernst.
    »Nein, habe Twiggy nur Bescheid gesagt, dass ich vielleicht nicht nach Hause komme.«
    Ihre Augen musterten ihn von der Stirn bis zur Tischkante, dann grinste sie breit. »Okay«, sagte sie. »Ganz schön vorlaut, der Kleine.«
    Sie nahm seine Hand und drückte sie.
    Der Flaumbart brachte die Getränke.
    »Können wir gleich zahlen?«, fragte Lily bestimmt.
    Matti warf ihr einen kurzen Blick zu und lächelte.
    Als der Flaumbart mit der Rechnung kam, sagte Lily: »Ich übernehm das«, und ihr Ton duldete keinen Widerspruch. Dann stand sie auf, obwohl sie noch keinen Tropfen ihres Weins getrunken hatte. Er nahm einen Schluck Bier und erhob sich ebenfalls. Sie ging voraus, und er sah jetzt wieder, wie gut ihr die Hose stand. Die Erregung meldete sich, aber sie übertönte das komische Gefühl im Bauch erst nach ein paar Augenblicken.
    Der Kotelettentyp bezahlte ebenfalls beim Flaumbart.
    Sie hatte ihren schwarzen Dreier- BMW an der Gneisenaustraße abgestellt, ziemlich nah an der Kreuzung mit der Solmsstraße. Sie öffnete ihn mit der Fernbedienung, der Wagen blinkte. Als sie vor dem Auto standen, ging sie zu ihm, nahm ihn in den Arm und küsste ihn auf den Mund, ihre Zunge suchte seine. So standen sie eine Zeit lang, und seine Hände strichen kräftig über ihren Rücken, dann über den Po.
    »Komm«, sagte sie endlich, löste sich und ging auf die Fahrerseite.
    Er hörte Schritte, sie näherten sich. Matti erkannte das Leuchten einer Zigarette und dann den Kotelettentyp, der schlenderte in ihre Richtung, bog dann aber Richtung Zossener Straße ab, ging ein paar Meter, ließ ebenfalls ein Auto blinken, und Matti hörte einen dumpfen Schlag, als sich die Tür schloss.
    Sie fuhr zügig. Matti klappte die Sonnenblende hinunter und blickte in den Schminkspiegel, was ihm einen grinsenden Blick eintrug. Er versuchte, etwas auf der Straße zu erkennen, aber er konnte angesichts der vielen Lichter und Scheinwerfer nicht feststellen, ob ihnen jemand folgte. Die Kantstraße entlang, hinter Good Friends bog sie rechts ab in die Schlüterstraße und bremste nach etwa sechshundert Metern, um nach links in eine Tiefgarageneinfahrt zu steuern, deren Tor sie mit einem Sender geöffnet hatte. Die Garage bot vielleicht Platz für dreißig Fahrzeuge und war ziemlich voll. Matti erkannte vor allem Autos einer Preisklasse, die von seinem Einkommen unendlich weit entfernt war. Lilys BMW gehörte hier unten zu den Kleinwagen.
    Ein Aufzug brachte sie eng aneinandergeschmiegt und schweigend in den dritten Stock, wo sie eine massive Holztür öffnete und ihn mit dem Zeigefinger hineinwinkte. Drinnen war alles Stahl, Glas und Leder. Ausgenommen eine dunkel gebeizte Barockkommode auf dem dicken grauen Teppichboden im Flur. Dort hingen an weißen Wänden zwei abstrakte Bilder. Sie schlüpfte aus ihren Schuhen, woraufhin er auch seine auszog, und sie ging voraus in ein Wohnzimmer im Bauhausstil. Sie schaltete das indirekte Licht ein, zog die roten Vorhänge zu, startete die dänische Designerstereoanlage, suchte ein paar Sekunden in einem mehrstöckigen CD -Regal, zog eine Hülle heraus und legte die Silberscheibe in den CD -Träger. Was nun erklang, kannte er vom Radio, es war Sade, dahingehaucht, das mochte er sonst nicht, aber jetzt mochte er alles. Lily zog ihre Trainingsjacke aus und schaute ihn dabei an. Der Teppich im Wohnzimmer war blendend weiß.
    Als sie danach erschöpft nebeneinanderlagen auf dem Boden, fragte Matti sich, wo der Kotelettentyp war. Sie erhob sich und holte Zigaretten. Sie zündeten sich beide eine an, sie hustete. »Normal rauch ich nicht.« Wieder ein Husten. Mit der freien Hand streichelte sie seine

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