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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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macht euch auf den Weg.«
    »Wir gehen zu Schlüssel-Rainer«, sagte Konny und steckte sich einen Kaugummi in den Mund.
    Schlüssel-Rainer hatte eine Autowerkstatt am Kopf des Oberhafens, und die halbe Szene ging zu ihm, um alles reparieren zu lassen, was Motoren hatte, auch Twiggy mit dem WG -Bus. Den Namen verdankte Rainer seiner nützlichen Fähigkeit, Autos binnen weniger Sekunden zu knacken und kurzzuschließen. Schließlich ging immer mal wieder ein Schlüssel verloren. Rainer hatte Theologie studiert, aber das war gefühlte hundert Jahre her, und niemand hätte sich daran erinnert, hätte der kleinwüchsige Fettsack nicht diesen elenden pastoralen Ton draufgehabt, der spätestens nach drei Sätzen nur noch nervte. Aber man musste sich zusammenreißen, Rainer war gerne beleidigt, und dieser voll ausgekostete Zustand konnte dauern und ihn in einer Art geistigen und körperlichen Selbstbetäubung erstarren lassen.
    Sie fuhren in Konnys altem R4 in die Lahnstraße, wo eine rostige Wellblechhalle von Dutzenden alter Autos umstellt war, dazu Motorroller und Mofas. Begrenzt wurde das Grundstück auf der Rückseite durch das Wasser des Oberhafens, rechts durch einen großen Platz, auf dem Container darauf warteten, verladen zu werden, und gegenüber von einem winkligen Gewerbebau mit Flachdach.
    Rainer saß im ölverschmierten Blaumann in einer Ecke der Halle, die er sich als Büro eingerichtet hatte, am Schreibtisch und schaute Matti und Konny reglos zu, wie sie sich näherten. Auf einem dunkelbraunen Wandregal mit drei Aktenordnern hinter dem Schreibtischstuhl stand ein Gettoblaster, er dröhnte My Generation . Auf dem Tisch standen eine Bierflasche und ein Wimpel von Union. Vor Rainer lag ein Formular, grau, es sah eklig nach Finanzamt aus.
    »Tag, Rainer«, sagte Matti. Konny nickte.
    »Tag«, erwiderte Rainer. Er hatte seine Haare streichholzkurz schneiden lassen, das war neu.
    Daltreys Gestotter ließ sie verstummen, doch dann erhob sich Rainer, drehte den Gettoblaster leise und stellte sich zu den beiden.
    »Wir brauchen eine Karre«, sagte Konny nuschelig, weil er kaute, während er redete. »Für zwei Tage, maximal.«
    »Zwei Tage, maximal«, murmelte Rainer. »Eigentlich habe ich keine Mietwagenfirma.«
    »Wir bezahlen es auch«, sagte Matti. »Einen Zwanziger und einen vollen Tank. Vielleicht brauchen wir in zwei Tagen noch mal ein Auto, ein anderes.«
    Rainer ließ seinen Blick zwischen den beiden wandern. Aber er fragte nicht. Er ging stattdessen zum Halleneingang, die beiden anderen folgten ihm. Dann standen sie vor einem schwarzen Fiat Punto, der sogar noch ganz gut aussah.
    »Macht keinen Kratzer rein, der Besitzer ist im Urlaub.«
    »Kennt er den Kilometerstand?«, fragte Konny.
    »Das ist das geringste Problem«, sagte Rainer.
    Er ging in die Halle und kehrte zurück mit Kfz-Schein und Schlüssel.
    Ein tief liegender Frachter, doppelstöckig beladen mit Containern, manche mit Beschriftung, andere ohne, schob sich mit stotterndem Diesel heran. Von Weitem sah es aus, als trüge er Legosteine. Über ihm zogen weiße Wolken in einer endlosen Reihe träge dahin. Ein milder Wind ließ Matti spüren, dass der Sommer anbrach. Er setzte sich ans Steuer des Fiat, und nachdem auch Konny saß, steuerte er den Wagen gemächlich in die Lahnstraße. Er öffnete das Schiebedach. Sie fuhren in die Okerstraße und luden Twiggys Koffer aus dem Bulli in den Fiat. Dann hatten sie noch Zeit, unterwegs an einem Kiosk ein paar Zeitungen zu kaufen, und sahen am Treptower Park durch die Bäume für den Bruchteil einer Sekunde den monumentalen Kopf des Rotarmisten, der das Kind in den Armen hielt. Als sie den Markgrafendamm erreichten, zischte rechts, hinter den Bahngleisen, ein Motorboot in der Rummelsburger Bucht, und der Verkehr wurde zäh, aber ab dem Rummelsburger S-Bahnhof ging es wieder schneller voran. Konny blätterte in der Zeitung für Deutschland , wie er die FAZ zu nennen pflegte, und war die Ruhe selbst. Nur musste er hin und wieder kommentieren, was er las, indem er »Arschloch« sagte oder zur Abwechslung »Drecksack«. Aber das Hessische hatte er wieder weggesteckt. Das Schniefen nicht.
    Mattis Handy klingelte, und er fummelte es aus seiner Hosentasche heraus, während er bremste. Vor ihm schrien sich eine Blondine im Audi-Cabrio und ein Fahrradkurier an.
    »Warum rufst du nicht zurück?« Lily klang maulig.
    »Hätte ich schon. Gleich, ich wollte nur nicht im Fahren mit dir reden.« Die Lüge kam ihm

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