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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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sah einen Audi und las dessen Nummernschild: B-ZT 2109 .
    Er erstarrte hinterm Steuer, blickte noch einmal in den Rückspiegel und sah, wie der Wagen gemütlich auf die linke Spur hinüberzog, als wollte er sich zeigen. Matti stellte sich vor, wie der Typ hinterm Steuer grinste.
    »So eine Scheiße«, sagte er, als er wieder sprechen konnte. »So eine verdammte Scheiße!«
    Konny schaute ihn ratlos an. »Was ist?«
    »Dreh dich nicht um, auf keinen Fall. Wir werden verfolgt.«
    Konny runzelte die Stirn, dann lehnte er sich zurück, drückte den Kopf gegen die Stütze, beugte sich nach vorn, lehnte sich wieder zurück, und nachdem er seine gymnastische Übung beendet hatte, fragte er leise, als könnte jemand mithören: »Wer verfolgt uns?« Er schniefte.
    »Na, einer von den Typen!« Matti schrie es fast und deutete nach vorn, in Richtung Mercedes, der, wie um ihn zu verhöhnen, gemächlich dahinrollte, und Matti ahnte, dass der Detekteiboss, wenn er überhaupt darin saß, sich einen Ast ablachte. Aber wahrscheinlich hatten sie den Benz als Lockvogel losgeschickt, um zu schauen, wer ihm folgte. Oder hatten die das gar nicht nötig? Wussten die sowieso alles? Wahrscheinlich hatten sie die Wanzen nur eingebaut, um die WG einzuschüchtern, um sie abzulenken. Die Gedanken rasten durch seinen Kopf. Er erinnerte sich ihres Triumphes, als Twiggy die Wanzen gefunden hatte. Ach, was waren sie doch schlau gewesen. Matti kam sich unendlich lächerlich vor. Und er hatte Angst. Eine Scheißangst.
    Er rief Twiggy an: »Sag nichts, hör zu. Der Audi-Typ ist hinter mir, und ich habe nicht den Eindruck, dass er sich versteckt.«
    Twiggy sagte doch etwas, nach ein paar Sekunden: »Warte.« Er klang sehr ruhig. Nach einer Weile: »Ich bin jetzt draußen. Wir treffen uns am Eingang vom katholischen Friedhof. Ich bin in zwanzig Minuten dort.« Dann war er weg.
    Und Matti folterte sein Hirn, während er versuchte, den Wagen in der Spur zu halten. Bloß keinen Schlenker jetzt. In dem Fiat steckt kein Peilgerät. Nein, Rainer ist sauber. Sogar wenn nicht, wie hätten die wissen können, dass wir zu ihm fahren wollten? Und selbst wenn sie es wussten, so schnell geht das nicht. Nein, ich kann den Kerl abhängen. Ich muss ihn abhängen, so schnell wie möglich, so unauffällig wie möglich.
    »Was jetzt?«, fragte Konny.
    »Pack die Knipse in den Koffer«, sagte Matti.
    Konny tat es. Er schaute Matti kurz an und blickte dann nach vorn. Matti verkürzte den Abstand zum Benz. Sie kamen am U-Bahnhof Frankfurter Tor vorbei. Links und rechts ragten die beiden Türme, zwischen ihnen in der Ferne der Fernsehturm auf dem Alexanderplatz wie eine Nadel, die im oberen Drittel eine Kugel durchstach im weichen roten Licht des Sonnenuntergangs. Wie riesige Galgen die Straßenlaternen auf beiden Seiten, in der Mitte der Grünstreifen. Als er dem Benz schon auf einige Meter nahe gekommen war, sah er links noch die ehemalige Karl-Marx-Buchhandlung, wo er einmal gewesen war, um alte Bücher zu kaufen, darunter eine Radek-Biografie und Gedichte Mandelstams. Komisch, dass ihm das jetzt durch den Kopf ging. Er überholte den Mercedes, und Konny schaute hinüber. Auch Matti riskierte einen kurzen Blick. Auf der Rückbank saß ein Schemen, wie ein Gespenst, dessen Konturen in der Spiegelung der Scheibe verschwammen. Matti beschleunigte, setzte sich vor den Benz und vergrößerte den Abstand. Er sah, wie der Audi die Lücke schloss und mit beängstigender Sturheit an ihnen dranblieb. »Wir müssen den abhängen«, sagte Matti.
    Konny überlegte einen Augenblick, dann sagte er: »Vielleicht Parkhaus rein, Parkhaus raus?«
    »Hast du noch einen Kaugummi?«, fragte Matti.
    »Ja, willst du einen?«
    »Genau«, sagte Matti. Ein Grinsen zog über sein Gesicht. Er steckte den Kaugummi in den Mund.
    »Kennst du hier ein Parkhaus?«, fragte Matti. »Eines, bei dem die Ausfahrt nicht auf derselben Seite ist wie die Einfahrt?«
    »Schönhauser Allee, Ecke Wichertstraße. Ist ziemlich groß.« Er schaute Matti neugierig an. Der steuerte den Fiat gemütlich in die Schönhauser Allee, bald sah er schon das blaue P-Schild mit der Aufschrift Einfahrt . Der Zugang zweigte rechts ab von der Straße, vor der Einlassschranke stand ein Ford Focus und fuhr an, als die Schranke sich hob. Matti rollte an die Schranke und tat so, als würde er die Parkkarte entnehmen. Gleichzeitig beobachtete er im Seitenspiegel, was sich hinter ihm tat. Der Audi näherte sich. Matti hatte gehofft, dass ein

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