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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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krümmte sich nach vorn, legte die Ellbogen auf die Knie und stützte sein Gesicht in die Hände. Er linste nach dem Polizisten neben der Tür, der ihm nur einen flüchtigen Blick zuwarf und sich wieder seiner Langeweile hingab.
    »Darf ich ein bisschen umherlaufen?«, fragte Matti müde und schaute zum Polizisten.
    Der überlegte kurz. »Bitte.«
    Matti erhob sich und trat ans Fenster. Draußen der Tempelhofer Damm mit dem üblichen Verkehr. Gegenüber das ausrangierte Flughafengebäude. Matti drehte eine Runde, dicht am Schreibtisch vorbei. Der Polizist an der Tür gähnte und reckte sich. Matti stellte sich neben dem Schreibtisch ans Regal und tat so, als lese er die Rücken der Aktenordner. Der Polizist schielte zu ihm. Matti tat einen Schritt zur Seite und las weiter. Dann drehte er sich um, blickte auf das Blatt Papier und las. Er ignorierte den Text der Anzeige und jubelte innerlich, als er auf die richtige Zeile stieß:
    … im Auftrag seines Mandanten, Dr. Werner Entenmann, …
    Er wandte sich ab, bevor der Polizist meckern konnte. »Nun setzen Sie sich mal wieder hin«, sagte der. Matti warf ihm einen frustrierten Blick zu und setzte sich. Er hatte sich sonst was ausgemalt, was für eine Schau er abziehen müsste, um einen Blick auf das Papier zu werfen. Und dann war es so einfach gewesen.
    Dr. Werner Entenmann, hatte der in der Aufzählung der Geschäftsführer gestanden? Matti konnte sich nicht daran erinnern. Wenn nicht, dann war es so, wie Rosi gesagt hatte, dass nämlich Konny richtiglag, als er rätselte, ob es sich um eine geheime Firma in der Firma handelte. Wenn der Boss nicht mal als Geschäftsführer firmierte, wie sollte man das sonst erklären? Als Ergebnis unübertrefflicher Bescheidenheit? Matti kicherte vor sich hin, es musste raus. Er hatte binnen weniger Sekunden mehr begriffen als in den Wochen zuvor. Jetzt wusste er, wo sie ansetzen mussten. So ein Besuch bei den Bullen hatte auch was Gutes.
    Die beiden Kommissare kehrten zurück und setzten sich auf ihre Plätze. Der hinterm Schreibtisch fragte betont freundlich: »Nun, was haben Sie uns zu sagen?«
    »Dass ich meinen Rechtsanwalt sprechen will«, sagte Matti ebenso betont freundlich.
    Der Typ hinterm Schreibtisch lief rot an, ganz langsam weitete sich die Farbe von der Nase aus übers Gesicht, und Matti beobachtete es mit Vergnügen. Er sah, wie der Polizist mit seiner Fassung kämpfte, konnte fast in dessen Gedanken lesen, in denen es um Prügel ging und um die Sehnsucht, dieses verfluchte linke Arschloch mit dem Kopf zuerst aus dem Fenster zu hängen.
    Gerd Tegith war ein langer Lulatsch mit streng gescheiteltem schwarzem Haar und einer großen Nase zwischen dem stechenden Blick, den er zusammen mit seinen schwarzen Augen von irgendwem geerbt haben mochte, wenn er ihm nicht durch genetisches Würfeln zugewachsen war. Unbestreitbar war sein scharfer Verstand, und an seiner Loyalität gegenüber seinen Mandanten war nicht zu zweifeln, schon gar nicht, wenn sie zu Mattis Preislage gehörten. Diese Art von Mandanten zahlten ihm zwar kaum sein Honorar, was er kommentarlos ertrug, aber solche Menschen zu vertreten, war ihm ein Bedürfnis, hatte er doch mit ihnen jahrelang gegen den Staat gekämpft oder gegen das, was sie für den Staat gehalten hatten. Sogar für einen Anwalt war er reichlich aufgetakelt in seinem schwarzen Anzug, der teuren und millimetergenau sitzenden dunkelroten Seidenkrawatte, die er niemals lösen würde, sodass man auf den Gedanken kommen konnte, er trüge sie auch beim Schlafen. Als Gerd auftauchte, wusste Matti, dass er nun bald gehen könnte. In einem kahlen Nebenzimmer erklärte ihm Matti, was der Stand der Dinge war und dass er nicht die Absicht habe, ein weiteres Wort zu verlieren. Er wolle raus, und Gerd solle auch dafür sorgen, dass Dornröschen und Twiggy rauskämen.
    Zurück im Büro der Kriminalbeamten, sagte Gerd ruhig und bestimmt, garniert mit ein paar Molekülen kalkulierter Überheblichkeit, dass die beiden Herren sich was Besseres einfallen lassen sollten als dieses abwegige Konstrukt. Sie würden keinerlei Spuren seines Mandanten – »und im Vorgriff auch nicht meiner anderen beiden Mandanten« – am Einbruchsort finden. Dass Fingerabdrücke von Herrn Jelonek auf der Plastikhülle seien, besage gar nichts, und wenn sie keine Beweise hätten, die Herrn Jelonek belasteten, dann sollten sie doch besser ihre Ermittlungen ein wenig intensivieren, statt unschuldige Bürger davon abzuhalten, ihrer

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