Das Dornröschen-Projekt - Krimi
doch immer das Bullenpräsidium in die Luft sprengen. Ein sehr konstruktiver Vorschlag, leider nicht mehr zeitgemäß.«
»Wo steckt Paule?«, fragte Dornröschen.
»Keine Ahnung«, sagte Twiggy. »Hab den schon ewig nicht mehr gesehen.«
»Mir kommt das vor, als würden wir gegen eine Wand rennen«, sagte Matti. »Immer mit der Birne dagegen. Wir sind gerade mal drei Hanseln, und ob Rosi oder Gaby noch mal was machen …«
»Wir sind viel mehr, wenn wir es gescheit angehen«, widersprach Dornröschen. »Wenn wir eine Art Fanal setzen. Wenn wir der Szene eine Chance bieten, was Großes zu tun …«
»Aha«, sagte Twiggy. »Drunter geht’s ja nicht.«
»Nein«, sagte Dornröschen freundlich, »drunter geht’s nicht.«
»Aber was, ohne uns selbst eine reinzuwürgen?« Matti schüttelte den Kopf. »Wir müssen das noch mal ganz von vorn überlegen.«
»Das geht schnell«, sagte Dornröschen, sie war nun ein wenig genervt. »Erstens, wir sitzen in der Scheiße. Die glauben, dass wir eine DVD -Kopie haben. Wir können das Gegenteil nicht beweisen. Solange die das glauben, haben wir sie an der Backe.« Sie tippte auf den Beutel, der vor ihr lag. »Zweitens: Wenn die schon Leute umgebracht haben wegen dieser DVD , dann werden sie keine Hemmungen haben, auf diesem segensreichen Weg voranzuschreiten.« Zeige- und Mittelfinger marschierten auf dem Tisch. »Drittens sind wir es Konny schuldig. Und Norbi auch. Weil nämlich die Bullen nichts unternehmen. Die Ermittlungen im Norbi-Fall sind genauso tote Hose wie im Konny-Fall. Bei Letzterem wissen wir es, vom anderen haben wir nichts gehört. Gehen wir also davon aus, dass die Ermittlungen im Sand verlaufen, wenn sie überhaupt geführt werden.«
»Sechstens«, sagte Matti, »sechstens …«
»Wir sind erst bei viertens«, unterbrach Twiggy.
»Zählen kann ich auch, ich hab nur Dornröschen noch zwei Nummern überlassen, da kommt bestimmt noch was Geniales.«
Twiggy lachte. Immerhin. Dornröschen schnaufte, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen.
Twiggy holte zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank, öffnete sie und stellte sie auf den Tisch. Dornröschen setzte noch einmal Wasser auf und bereitete eine Teekanne vor. Sie schwiegen, bis der Tee gezogen war. Währenddessen erschien Robbi und landete auf Twiggys Schoß, wo er sich hinsetzte und aufmerksam in die Runde schaute.
»Er weiß bestimmt, was wir tun sollen, aber er bricht sein Schweigegelübde nicht«, knurrte Twiggy und zog Robbi sanft am Ohr.
»Bestimmt«, sagte Dornröschen gedehnt. »Aber solange er nicht spricht, müssen wir uns selbst was einfallen lassen.«
Sie gähnte und trank von ihrem Tee. Dann sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln: »Also, viertens und fünftens könnten vielleicht so gehen.«
Sie rührte in ihrem Becher und erklärte ihren Plan, baute ihn, während sie sprach, ließ die Einwände der Freunde einfließen, baute wieder um, und am Ende hatten sie ein Konzept, das sie Schritt für Schritt umsetzen wollten. Und das den Vorzug hatte, dass sie jederzeit abbrechen konnten. Das glaubten sie jedenfalls. Trotzdem war die Sache gefährlich, und sie durften sich um keinen Preis erwischen lassen. Um keinen Preis.
Schlüssel-Rainer hatte diesmal einen alten Honda Civic in seiner Verwaltung. Freundlicherweise schraubte er die kleinen Birnen heraus, welche die Nummernschilder beleuchteten. Dornröschen bestand darauf, den ersten Schritt allein zu gehen. Das sei am sichersten, und da es die Wahrheit war, fiel der Widerspruch lau aus. Sie fuhr nach neunzehn Uhr in die Zornstraße, und als sie nicht sah, was sie suchte, fuhr sie weiter. Eine Stunde später kam sie wieder vorbei, und so ging es die ganze Nacht, während Matti mit Lily schlief und Twiggy seiner nächtlichen Arbeit nachging.
Am nächsten Abend fuhr Dornröschen wieder los, und dann entdeckte sie gegen zehn Uhr tatsächlich, was sie suchte. Aus einem silberfarbenen Peugeot-Kombi stiegen drei Frauen aus, angezogen in Kittel. Sie standen bei einem Mann, der irgendwelche Anweisungen gab, dann zur Tür des Detektivbüros ging, aufschloss, die Frauen mit einem Winken hineinwies, wieder abschloss, sich hinters Steuer setzte und wegfuhr. Dornröschen notierte den Firmennamen, der in spröden schwarzen Großbuchstaben auf beiden Seiten des Autos auflackiert war: REINIGUNGSSERVICE WITTMANN , kleiner darunter: www.r-wittmann.de .
Zufrieden fuhr sie nach Hause. Da war nur Twiggy, Matti hatte Nachtschicht bei Lily. Twiggy setzte
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