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Das Drachenboot

Das Drachenboot

Titel: Das Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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er hätte so raffiniert planen können? Sven, der arme Tropf, den seine Verwandtschaft am Schiff abliefern mußte, damit er hinfand! Im übrigen ist er wohl nach Haithabu zurückgeflüchtet, um seine Sippe vor uns zu warnen. Nein! Du warst es, und das ist auch der Grund, weshalb du so genau weißt, was passiert ist!«
    Während Folke, tief bestürzt, im Sand nach dem Dübel grub, sprang Hrolf auf. Er war so verletzt über die hinterhältige Art eines Mannes, den er anfangs gut hatte leiden können, daß er sich mit ihm nicht mehr abgeben wollte. Er überließ es Bolli oder wem immer, ihn totzuschlagen.
    Bolli, der sich anderen gern anschloß und sich so schnell auch nicht entscheiden konnte, sah Folke forschend ins Gesicht. »Was stimmt denn nun?«
    Folke stieß einen tiefen Seufzer aus. »Sven war es. Er hat das Boot versenkt und ist aus Entsetzen darüber zum Werwolf geworden. Er stiehlt und mordet jetzt auch, jedenfalls glauben das die Bauern. Sie haben eben einen Toten gebracht und verlangen Buße für ihn.«
    Ohne ein Wort erhob sich Bolli und stapfte Hrolf hinterher. Er wußte genug, und er glaubte Folke. Folke ging mit düsteren Gedanken einen anderen Weg. Er mied die Männer am Strand, lief auf dem Uferpfad zu dem kleinen Ruderboot, mit dem er gekommen war, und ruderte zurück zum Knorr. Er hatte versprochen, das Boot zu reparieren, und er würde es tun.
    Bis die ersten Norweger auf dem Schiff anlangten, war er schon gut vorangekommen. Sie sprachen nicht mit ihm, jagten ihn aber auch nicht fort. Sie mußten am Strand lange darüber diskutiert haben, was wirklich geschehen war, denn sie waren sehr lange ausgeblieben. Folke hatte das Gefühl, daß sie sich uneins geblieben waren. Trotzdem war es ihm unangenehm, ihnen bei der Arbeit den Rücken zuzukehren, und er achtete insgeheim darauf, daß er immer wußte, wo jeder einzelne von ihnen sich befand. Am Nachmittag war er endlich fertig. Das Ruder lief wie geschmiert auf dem neuen Lagerblock. Er gab Hjalti ein Zeichen, und der Schiffsführer kam ohne Eile heran.
    »Es ist soweit, Hjalti«, sagte Folke. »Ich habe das Boot geprüft. Ihr könnt fahren.«
    Hjalti nickte ohne Dankbarkeit, aber auch ohne Zorn. »Eins mußt du mir glauben«, beteuerte Folke, »ich bin gern mit euch gefahren. Ich habe mit euch gegessen und getrunken. Nie hätte ich den >Grauen Wolf< versenkt.«
    Hjalti schwieg lange. »Ich glaube dir«, sagte er endlich. »Aber Hrolf tut es nicht, und er hat seine Gründe, so wie ich meine Gründe habe, dir zu glauben. Die anderen sind geteilter Meinung. Und noch eins«, fügte er hinzu, und Folke merkte auf, »einen Freund hast du dir erworben, der dich bis zum Tod verteidigen würde, und er hat sich nun schon gründlich wegen dir mit Hrolf überworfen: Frodi.
    Er hält viel von dir, und wenn man ihm glauben soll, auch Aslak. Aslak geht es inzwischen besser. Wir werden ihn gleich holen, und du kommst mit. Du wirst zu mir ins Boot steigen, und dein kleines werden wir in Schlepp nehmen. Es ist besser so.«
    Folke nickte, obwohl es ihn schmerzte, die Männer auf diese Art verlassen zu müssen, und vor allem: daß Hjalti es für notwendig hielt, ihn zu beschützen. Es wurmte ihn auch, daß Hjalti nicht genug Autorität besaß, um die Mannschaft zu überzeugen. Aber einen erwachsenen Mann kann keiner ändern.
    Nicht alle waren an Bord, und nur wenige grüßten, als Folke über die Bordwand kletterte. Dann stieg er zu Hjalti ins Beiboot, und der Knorr blieb hinter ihnen zurück. Allein Hjaltis Wort und seine Anwesenheit hinderte Hrolf daran, ihm Pfeile nachzuschicken. Folke bezwang sich, daß er nicht hinter dem Steuermann in Deckung ging und damit die Angst zeigte, die er trotz allem hatte.

 
Wiedergänger

     
     

 
11
Der Neiding
     
    Hjalti zog die Ruder kräftig durchs Wasser, viel zu kräftig für das Boot, denn wie bei sämtlichen anderen von Visby auch, war sein Zustand nicht sehr gut. Als es so laut im Holz knackte, daß man es nicht überhören konnte, ließ Hjalti die Ruder ruhen und sah auf sie hinunter, während das Boot sich mit den sanften Wellen hob und senkte und dabei dem Ufer entgegentrieb.
    »Jetzt spricht das Holz auch zu mir«, sagte Hjalti und verzog den Mund. »Wo wir nun allein sind, kann ich dir ja sagen, daß ich lieber mit dem Pflug umgehe als mit dem Steuer.«
    Folke nickte. »Schiffsholz spricht sonst nicht zu dir, ich weiß.«
    »Du hast es bemerkt?« fragte Hjalti mit gerunzelter Stirn. »Na ja, du bist

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