Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Drachenfreundin.
Wurde sie etwa rot? Leider ließ sich das bei diesen violett und pink
schillernden Schuppen schlecht mit Sicherheit sagen. Sie beschloss, Maxi
weiterhin aufmerksam zu beobachten.
„Wer
ist er ?“
„Eben.
Kajas Drache.“
„Geht’s
auch ein wenig ausführlicher?“, schnaubte Maxi und trommelte ungeduldig mit
ihren Krallen auf der roten und schon ziemlich verschlissenen
Resopal-Oberfläche des kleinen Küchentischs herum.
„Was
meinst du?“, fragte Miri unschuldig. Sie genoss es, der Drachin gegenüber
einmal im Vorteil zu sein. Das war in der Vergangenheit selten genug
vorgekommen.
Die
langen Zacken, die von Maxis Nacken über die gesamte Wirbelsäule liefen und
sich bis zur Schwanzspitze fortsetzten, sträubten sich. Oho. Vielleicht ließ
sie das Ärgern eines übergroßen Drachen in ihrer Miniaturwohnung doch lieber
sein und verschob das Vergnügen auf später, wenn mehr Platz zu Verfügung stand.
Sie
hob kapitulierend die Hände. „Ist ja gut. Erklärung kommt sofort.“
Maxis
Schuppen glätteten sich wieder. Zumindest ein wenig. Die Gefahr einer unmittelbar
bevorstehenden Küchenexplosion schien vorerst abgewandt.
„Kaja
ist eine sehr gute Freundin von mir. Kennengelernt haben wir uns, weil ich
ihren Drachen sehen konnte.“
Dass
sie im Zuge dessen gleich einen Unfall gebaut hatte, verschwieg sie wohlweislich.
Sie wollte nicht in eine Diskussion über die Gefahren des Fahrradfahrens
verwickelt werden.
„Kaja
wollte mir erst nicht glauben und Lance noch viel weniger. Er war durch diese
Tatsache so durcheinander, dass er eine Audienz beim Drachenrat erbeten hat.“
„Beim
Drachenrat?“, fragte Maxi ungläubig.
„Zumindest
habe ich das so in Erinnerung.“ Miri machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich
weiß die Details nicht so genau, da müsstest du Lance fragen.“
„Aha.
Na gut, dann werde ich dir jetzt deine Zeit für dich gönnen und selber ein paar
Erkundigungen einziehen.“ Und schon war sie weg. Nur die Drahtkörbchen, die,
gefüllt mit ein paar Äpfeln und einer Avocado, in der Ecke übereinander hingen,
schwankten leicht in den schwachen Luftturbulenzen.
Typisch,
dachte Miri und schüttelte ein wenig benommen von den sich überstürzenden
Ereignissen den Kopf. Wenn es den Drachen gerade in den Kram passt, sind sie
plötzlich sehr gut im Anweisungen befolgen. Betonung auf dem Wort wenn .
Ob sie sich wohl auf die Suche nach Lance machte? Die Reaktion auf seinen Namen
war schon ziemlich extrem gewesen. Was sie daran erinnerte, dass sie es noch
ausgespuckten Tee aufzuwischen gab. Nachdem die kleine Küche wieder sauber war
und sie zu keinem Schluss gekommen war, was Maxis seltsames Benehmen bedeuten
konnte, beschloss sie, ihre Freundinnen anzurufen. Die heutigen Erlebnisse und
bevorstehenden Entscheidungen verlangten geradezu nach einer Krisensitzung der
Drachenschwestern.
Kapitel 2
Miri schnappte
sich ihr schnurloses Telefon und tippte Kajas Nummer ein. Sie lernte
Telefonnummern lieber auswendig als sich nur auf den Telefonspeicher zu
verlassen. Man konnte nie wissen, wann diese elektronischen Geräte beschlossen,
ihren Geist aufzugeben. Während sie darauf wartete, dass Kaja das Telefon
abnahm, tigerte sie rastlos vor ihrem Wohnzimmerfenster auf und ab. Auch so ein
Tic von ihr. Sie konnte einfach nicht bewegungslos da sitzen und dem Wählton
zuhören. Das machte sie ganz kribbelig. Jetzt geh schon ran, Kaja!
„Kajas
Air and Fire Essentials, wie kann ich Ihnen helfen?“, ertönte Kajas Stimme ein
wenig atemlos aus dem Hörer.
„Hallo,
ich bin‘s.“ Gut. Nachdem sie Kaja jetzt am Apparat hatte, konnte sie sich
hinsetzen. Sie setzte sich zu Chili auf ihr Bett und begann automatisch, seinen
weichen Pelz zu kraulen. Er streckte sich genüsslich, machte die Augen dabei
aber nicht auf.
„Ja,
stimmt, hallo Miri. Ich war oben im Atelier und war mir ziemlich sicher, dass
es gleich aufhört zu klingeln. Nachdem es erstaunlicherweise noch immer geklingelt
hat, als ich endlich unten war, war ich schon dabei, meine offizielle
Geschäftsansage runter zu rasseln, bis mein Hirn deinen Namen auf dem Display
verarbeitet hat.“
Miri
musste grinsen. „Ist ja auch total blöd, wenn man so ein vorsintflutliches
Telefon hat, dass noch in der Wand eingestöpselt ist.“
„Haha.
Ich bin einfach zerstreut und lasse es irgendwo liegen, so dass es sich
garantiert nie da befindet wo ich gerade arbeite, wenn es läutet.“
„Die
Ansage klingt auf jeden Fall total
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