Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
zurückziehen, dass ich dich nicht störe, aber ich werde in dieser Nacht über dich wachen!«
Rolana schluckte ihre Widerworte hinunter und drückte Cay dankbar die Hand.
»Mein Freund, ich habe deine Treue nicht verdient.«
»Doch, das hast du, und auch meine Liebe, ganz egal, was du tust«, erwiderte er rau. »Und nun lass uns gehen. Dort draußen in der Welt geht etwas vor sich, das uns sicher zu Recht in Unruhe versetzt!«
*
»Was hast du erfahren?«, drängte Ibis, als sie sich alle zu einem frühen Morgenmahl in der Halle trafen. Rolana sah übernächtigt aus und hatte dunkle Ringe unter den Augen.
»Nun lass sie sich doch erst einmal stärken«, widersprach der Zwerg und schob ihr einen Becher mit warmem Bier über den Tisch zu.
»Nein! Essen und trinken können wir, wenn die Gefahr gebannt ist«, begehrte die Elbe auf und sah Rolana erwartungsvoll an. Die anderen waren nicht weniger angespannt. Vermutlich hatten sie in dieser Nacht ebenfalls keinen Schlaf gefunden. Die Priesterin erhob sich von ihrem Platz und sah in die Runde.
»Ich hatte Recht. Die Krone hat ihre zerstörerische Macht zurückgewonnen. Astorin ist es irgendwie gelungen, eine weitere Figur für die Krone zu schmieden: einen weißen Drachen!«
»Nun sind also wieder alle Farben in ihr vereint«, nickte Lahryn. »Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas möglich ist.«
»Ich auch nicht«, pflichtete ihm Rolana müde bei und ließ sich auf ihren Stuhl fallen.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte der Zwerg und sah in die Runde, bis sein Blick an der Elbe hängen blieb. In seinem Gesicht zeichnete sich Missbilligung ab. Ibis griff nach einer Scheibe kaltem Braten, legte einen dicken Brotkanten dazu und angelte sich dann noch ein gebratenes Hühnerbein.
»Ach, hast du deine Meinung geändert? Ich dachte, du wolltest die Gefahr noch vor dem Essen bannen.«
Ibis kaute mit vollen Backen. Die meisten Elben bevorzugten Speisen ohne Fleisch. Wenn sie überhaupt Tiere zum Verzehr töteten, dann waren es Fische. Ibis jedoch hatte so lange in der Unterwelt von Ehniport gelebt, dass sie die Essgewohnheiten der Menschen dort übernommen hatte, und bei Ferules Bande wurde meist Fleisch aufgetischt.
»Wie schön, dass es dir schmeckt«, sagte Thunin säuerlich.
Die Elbe biss ein Stück aus dem Hühnerschenkel. »Ja, es schmeckt!«, bestätigte sie mit vollem Mund und nickte dankend zu Lamina hinüber. »Du solltest auch etwas essen, solange es so üppig auf dem Tisch steht. Ich denke, wir werden auf unserem Weg nicht immer die Möglichkeit dazu haben und unseren Gürtel wieder enger schnallen müssen.« Sie sah in die Runde. »Wann brechen wir auf? Ich würde gern meinen Pfeilvorrat noch ein wenig ergänzen.« Die anderen starrten sie an. »Was ist?«, wollte Ibis zwischen den nächsten Bissen wissen. »Ich denke, wir müssen nach den Drachenfiguren suchen, die Astorin noch nicht in seinen Händen hält – oder ihm die, die er bereits gefunden hat, wieder abjagen, oder etwa nicht?«
Lahryn nickte langsam. »Ja, so ähnlich. Etwas anderes wird uns nicht übrig bleiben, wenn wir den Gewittersturm, der auf die Welten zukommt, noch abwenden wollen.«
»Und wo sollen wir suchen?«, wollte der Zwerg wissen, »Wir haben nicht den kleinsten Anhaltspunkt.«
Cay zuckte mit den Schultern. »Wir wissen immerhin, wo Astorins Burg steht. Dort wird er wohl die Figuren aufbewahren, die er gefunden hat.«
»Und nun willst du dort hinreiten, hineinspazieren und ihm die Figuren entreißen?«, ereiferte sich der Zwerg.
»Warum nicht?«, erwiderte Cay gelassen. »Hast du einen besseren Vorschlag?«
Der Zwerg plusterte sich auf, aber Rolana brachte die beiden mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Ich werde den goldenen Drachen um Rat bitten. Vielleicht kann er uns einen Hinweis geben, wo wir mit unserer Suche beginnen sollen. Wenn es möglich ist, dann würde ich Astorins Burg lieber meiden. Wir hätten dort alle Nachteile auf unserer Seite. Er kennt sich aus, weiß, wo die Figuren sind, und hat sicher viele Männer auf seiner Seite.« Die anderen nickten zustimmend, nur Ibis zuckte mit den Schultern und stopfte sich Brot in den Mund.
Zurück in ihrem Zimmer, kniete sich Rolana auf den Teppich vor dem offenen Fenster und nahm das Amulett in die Hände. Sie sah es genau an, dann schloss sie die Augen. In ihrem Geist schuf sie das Bild des großen goldenen Drachen. Sie rief ihn und bat ihn um Antwort. Nach ihrem dritten Ruf schallte seine Stimme in ihrem
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