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Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Seiten schienen zu glühen. Sie schimmerten in unruhigem Rot, und es wurde immer heißer. Rolana merkte, wie ihr der Schweiß an den Schläfen herabrann.
    Plötzlich loderten Flammen um sie herum. Obwohl Rolana damit gerechnet hatte, entfuhr ihr ein Aufschrei. Sie stand in einem tosenden Meer von Rot und Gelb, das über ihr zusammenschlug. Ihr Haar wurde vom heißen Wirbel erfasst. Sie brauchte einen Augenblick, bis sie begriff, dass sich eine schützende Schicht um sie gebildet hatte. Es war zwar so heiß, dass ihre Haut schmerzte und ihr Haar sich zu kräuseln begann, doch wenn die Flammen sie hätten greifen können, wäre sie sofort verbrannt. Beherzt ging sie weiter. Das Amulett wies ihr den Weg. Das Feuer begleitete sie fauchend und prasselnd und erstarb dann so unvermittelt, wie es aufgeflammt war.
    Rolana folgte dem Gang, der zuerst noch in rötlichem Licht flackerte und dann über violett und lila in ein tiefes Blau überging. Sie hörte Wasser plätschern, und als der Gang sich weitete, stand sie am Rand eines Beckens, dessen tiefblaues Wasser träge gegen die Steine schwappte. Weder rechts noch links führte ein Weg vorbei. Musste sie hindurchschwimmen? Rolana sah sich um. Eine andere Möglichkeit gab es anscheinend nicht. Seufzend betrachtete sie die Treppenstufen zu ihren Füßen, die in die blaue Tiefe führten. Sie erwog, die Stiefel auszuziehen und ihre Tasche abzulegen. Doch wer konnte schon sagen, was sie noch alles erwartete. Sie würde ihre Kleider und den Inhalt ihres Bündels vielleicht noch brauchen.
    Rolana schnürte sich den Beutel fester um den Leib und stieg dann ins Wasser. Nur ihren Umhang ließ sie am Ufer zurück. Es war nicht kalt, ja sie spürte kaum eine Veränderung, als sie die Treppe hinunterging. Nur ihre Bewegungen wurden langsamer und beschwerlicher. Es kam ihr vor, als wäre der See mit etwas gefüllt, das zäher war als normales Wasser. Ihre Kleider sogen sich voll. Das Wams blähte sich auf und wurde schwer.
    Konnte sie so schwimmen? Sie musste es versuchen. Früher war sie eine gute Schwimmerin gewesen. Mit ihrer Schwester hatte sie im Sommer oft im Ehni gebadet, der am Rand des Anwesens von Senator von Lichtenfels vorbeifloss – sehr zum Ärger ihres Vaters, der die Mädchen jedes Mal herausrief und mit einer Strafpredigt bedachte, wenn er sie im Fluss erwischte. Doch da der Vater viele Stunden des Tages unter der weißen Kuppel der Stadtväter verbrachte, blieb für die Mädchen genug Zeit, sich in den lauen Fluten zu tummeln. Seit Rolana ihr Heim verlassen hatte, um ins Kloster zu gehen, hatte sich allerdings kaum mehr die Gelegenheit ergeben, in einem See oder Fluss zu schwimmen.
    Rolana ruderte mit den Armen, die sich nur schwer durchs Wasser ziehen ließen. Sie merkte, wie die Tiefe an ihr zog. Hatte sie das Schwimmen verlernt? Rolana verstärkte ihren Beinschlag. Die Stiefel behinderten sie. Längst hatte sie den Boden unter den Füßen verloren. Unter ihr gab es nur noch das dunkler werdende Blau. Eine träge Welle schwappte ihr ins Gesicht, drang in Mund und Nase und ließ sie husten.
    Rolana wusste, sie würde ertrinken, wenn ihr nicht schnell etwas einfiel. Sie zog ihren Dolch aus dem Gürtel und schnitt die Bänder ihres Beutels durch. Er sank mit allem, was sie für diese gefährliche Aufgabe zusammengepackt hatte, in die Tiefe. Wieder schwappte ihr Wasser ins Gesicht. Rolana ließ das Messer los, das dem Beutel hinabfolgte. Sie riss an den Schnüren der Stiefel und schleuderte sie von sich, dann folgte das Wams. Es gelang ihr nun, sich an der Oberfläche zu halten, auch wenn es ihr noch immer ungewöhnlich schwerfiel, Arme und Beine zu bewegen.
    Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, bis sie die andere Seite erreichte, doch zu ihrer Verwunderung führte der Gang dort nicht weiter. Glatte Wände stiegen steil vor ihr auf. Es gab nicht einmal einen Vorsprung, um sich festzuhalten und ein wenig auszuruhen.
    Aber irgendwo musste es doch weitergehen! Rolana versuchte, ihre Umgebung genau zu betrachten, ohne aus Versehen wieder das seltsam träge Wasser zu schlucken. Alles um sie herum wirkte gleich und undurchdringlich. Durch die Felswände gab es kein Entrinnen.
    »Luft, Feuer, Wasser«, murmelte sie. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sich das blaue Licht an einer Stelle in der Tiefe bündelte. Alle Strahlen liefen auf diesen einen Punkt zu.
    »Oh nein!«, stöhnte die junge Priesterin. Sollte das der Ausgang sein? Musste sie dort hinuntertauchen? Die Panik kam in

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