Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
als der Magier seine Hand nicht mehr gegen die Brust presste und die beängstigende Blässe aus seinem Gesicht gewichen war.
»Es muss!«, stöhnte Lahryn. »Man wird leider nicht jünger. Kommt, lasst uns gehen, aber bitte langsam!«
Thunin nahm ihm den Rucksack ab und stiefelte los. »Wir sollten zu dem Felsvorsprung gehen, von dem aus wir das Drachentor und den Weg beobachten können«, schlug er vor.
»Ja, und ihr bleibt vorerst dort, während ich nachsehe, wo sich Astorin herumtreibt. Nicht, dass Rolana ihm in die Arme läuft.«
Die anderen hatten nichts gegen den Plan der Elbe einzuwenden.
»Cay, nun komm! Ich glaube nicht, dass sie dort wieder herauskommt.«
Mit finsterer Miene trottete der Kämpfer den Freunden hinterher. »Wie konnte sie so etwas nur tun?«, schimpfte er leise vor sich hin. »Ich habe sie beschützt und durch alle Gefahren gebracht, und nun macht sie sich heimlich davon, obwohl sie weiß, dass sich Astorin hier herumtreibt.«
*
War das der Fehler gewesen, von dem sie seit Monaten in ihren nächtlichen Albträumen gequält wurde?
Die Kämpferin mit den schwarzen Locken, die ihr in Calphos schon den silbernen Drachen abgenommen hatte, stand unvermittelt vor ihr und streckte fordernd die Hand aus.
»Gib mir die Figur. Es wäre nicht gut für dich, wenn ich sie mir holen müsste«, sagte sie sanft und ein schönes Lächeln zeigte gesunde, gleichmäßige Zähne. Rolana verstand, dass Cay dieser Frau erlegen war.
Sie presste die Figur an ihre Brust. »Ich muss den Drachen mit meinem Leben beschützen«, sagte sie störrisch.
Saranga stieß einen Laut aus, der zwischen Lachen und Ärger lag. »Dummes Mädchen.« Sie trat ein Stück näher. Das Amulett um Rolanas Hals begann, rot zu glühen und sandte helle Blitze aus.
Ich spüre deinen Zorn und deine Furcht. Was ist geschehen?
Covalin?, dachte Rolana verwundert. Wo bist du? Ich fühle deine Nähe! Für einen Augenblick vergaß sie die Kämpferin, die ihr schon bedrohlich nahe war.
Wir haben deine Reise bewacht und sind bei dir, antwortete der weiße Drache in ihrem Geist. Im gleichen Moment streckten sich ihr zwei Hände entgegen, um nach der Figur zu greifen. Rolana wich zurück. »Nein!«
»Saranga, bring die Priesterin zu mir. Soll sie die Figur ruhig tragen, bis wir den Bestimmungsort erreicht haben.«
Die Kämpferin zog ihr Schwert und piekte die Spitze in Rolanas Rücken. »Du hast es gehört. Folge dem Meister und wage es nicht, den Pfad zu verlassen.«
Rolana schritt vor ihr her den Weg entlang. Was hätte sie auch sonst tun sollen? Ihr Geist arbeitete fieberhaft. Gab es noch einen Ausweg, um die drohende Katastrophe zu verhindern? Ein Schmerz durchfuhr sie, als der Magier plötzlich vor ihr auftauchte. Er verzog die dünnen Lippen zu einem Lächeln des Triumphes.
»Folge mir. Du sollst aus vorderster Reihe miterleben, wie die Macht der Drachenkrone wiedererwacht!«
Rolana, was ist geschehen? Ich kann das Böse in deiner Nähe spüren. Covalins Stimme klang so deutlich in ihrem Kopf, als würde er hinter dem nächsten Strauch auf sie warten. Er war stärker geworden. Sicher war er gewachsen, aber auch sein Geist hatte an Kraft gewonnen. Wenn sie ihn doch nur noch einmal sehen dürfte, wünschte sich Rolana, antwortete ihm aber nicht. Er sollte nicht wissen, dass sie Astorin direkt vor dem Ziel in die Hände gefallen war. Warum sollte sie ihn ängstigen? Er würde nichts tun können. Für Covalin war es wichtig, im Schutz der Vulkanberge zu bleiben und von dem goldenen Drachen zu lernen.
Wie lange noch? Rolana wurde übel, als ihr Blick auf den Magier fiel.
*
Ibis sah, wie die Kämpferin Rolana zu Astorin führte. Sonnenstrahlen ließen die goldene Figur in ihrer Hand aufleuchten. Die Priesterin hatte es also tatsächlich geschafft, alle Fallen zu überwinden – ohne Schwert und ohne einen Magier an ihrer Seite, nur mit Hilfe ihres Gottes und des Drachenamuletts. Und nun hatte Astorin sie in seiner Gewalt! Es war nicht schwer zu erraten, was er vorhatte. Er wusste sicher, dass er die Drachenkrone nur unter dem Tor zusammensetzen konnte.
Ibis dachte nicht lange nach. Wenn sie vor Astorin das Tor erreichen wollte, blieb ihr keine Zeit, die anderen zu holen. Vielleicht würde sie alles zum Guten wenden können, wenn sie im richtigen Moment den Vorteil der Überraschung ausnutzte.
Das Risiko, zwischen den Welten verschollen zu gehen, konnte sie nicht abhalten. Ibis lief zum Tor, eilte zu dem grünen See und stürzte
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