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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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immer nicht an, »bitten, bei uns zu speisen und zum Gespräch zu verweilen. Es ist lange her, dass du unser Volk mit deinem Besuch beehrt hast. Dabei feiern wir doch die schönsten Feste.« Wieder lächelte er, als verberge das Gesagte etwas ganz anderes, das ihn amüsierte.
    Yelanah atmete scharf durch die Nase ein. Ihr Blick glitt zu Revyn, dann sah sie wieder den lächelnden Mann an. »Na schön. Gehen wir.«
    Der Mann drehte sich ohne ein weiteres Wort um und setzte sich in Bewegung. Yelanah und Revyn ritten ihm nach. Der Rest der Drachenherde war verschwunden, als Revyn sich nach ihnen umsah - und auch die Gestalten aus dem Schilf hatten sich zurückgezogen. Dennoch zweifelte er nicht daran, dass sie aus den Nebeln beobachtet wurden; von den Elfen wie von den Drachen.
    »Wohin reiten wir?«, flüsterte Revyn.
    »Zu den Elfen. Rede nicht mit mir.«
    Revyn sah den Mann an, der vor ihnen herlief. Er musste sich an Geschichten erinnern, die er über das Elfenvolk gehört hatte … und an die aufgespießten Köpfe an Logonds Toren. Wie konnte der Elf ihn einfach so zum geheimen Ort seines Dorfes führen?
    Eine Zeit lang wanderten sie stillschweigend durch die Wälder. Revyn hielt nervös Ausschau nach der Sonne, aber die hohen Bäume verbargen den Himmel. Kaum ein Lichtstrahl drang durch das tiefe Dickicht.
    Schließlich machte der Elf halt. Palagrin und Isàn blieben neben ihm stehen und blickten in das kleine Tal hinab, das vor ihnen lag. Birken wuchsen in die Höhe und breiteten ein hellgrünes Dach darüber aus. Zwischen den Bäumen hingen Seile und Brücken, die auf den ersten Blick wie Lianen aussahen. Unter den Bäumen hockten Häuser und Hütten wie wollige grüne Pilzköpfe: Ihre Dächer waren mit Moos und Efeu bedeckt.
    Yelanah schwang sich von Isàns Rücken. »Lass Palagrin hier. Die Elfen halten es für falsch, die Dar’ hana aus den heiligen Nebeln zu locken.« Revyn stieg von Palagrins Rücken. Die Drachen blieben am Rand des Tals zurück, während Yelanah und Revyn dem Elf zum Dorf folgten.
    Männer, Frauen und Kinder kamen ihnen entgegen. Sie trugen Kleider aus blassem Stoff. Ihre Haare waren in lange Zöpfe geflochten oder fielen ihnen bis zu den Hüften; ein paar junge Frauen trugen sie auch nur bis zu den Schultern, wo die einzelnen Strähnen in Holzperlen steckten.
    Als sie Yelanah erblickten, hielten sie in ihren Beschäftigungen inne und verbeugten sich. Dabei führten sie die geschlossenen Hände an die Stirn und murmelten ein Wort, das Revyn nicht verstand. Manche von ihnen starrten Revyn mit unverhohlenem Argwohn nach. Ein kleines Mädchen stieß bei seinem Anblick einen Schreckenslaut aus und flüchtete so hastig, dass die runden Scheibenringe in seinen Ohren klimperten. Schließlich steuerte ihr Führer auf eine Hütte zu. Er schob den Vorhang aus Rankengeflecht beiseite und Revyn und Yelanah schlüpften hinein.
    Von allen Seiten drang Sonnenlicht durch die Wände und durchzog den Raum mit einem Netz leuchtender Fäden. Auf dem Boden war eine Feuerstelle mit einem Kessel, um die man Moosfelle ausgebreitet hatte. In der hintersten Ecke des Raumes hing eine Leiter, die durch eine Luke im Dach hinausführte - wahrscheinlich zu den Baumhäusern.
    »Setzt euch.« Der Türvorhang fiel raschelnd zu. Der Elf wies auf zwei zurechtgeschnitzte Baumstümpfe und schlug den Mantel zurück, um ihnen gegenüber Platz zu nehmen. Von draußen hallte das Lachen mehrerer Kinder herein. Laub rauschte im Wind und die Wände der Hütte knisterten.
    »Mein Name ist Khaleios«, stellte sich der Elf vor. Es war das erste Mal, dass er etwas zu Revyn sagte. Das Licht glitt über seine Züge und ließ ein ruhiges Lächeln erkennen. »Ich bin der, den ein Mensch wohl den Lord … oder den König der Elfen nennen würde. Ich kenne mich nicht genau aus mit euren Rangordnungen, verzeih. Nenn mich König der Elfen, wenn du willst, oder einfach Khaleios.« Revyn nickte. Offenbar erwartete der Elf, dass er irgendetwas sagte.
    Endlich erklärte Khaleios sich: »Darf ich nun fragen, wer du bist?«
    »Mein Name ist Revyn.«
    Der König lehnte sich leicht vor. »Glaubst du an das Schicksal, Revyn Menschenjunge, an die Bestimmung jedes Wesens auf Erden?« Revyn schielte zu Yelanah hinüber. Wieso sagte sie nichts?
    Schließlich lächelte Khaleios erneut. »Ich möchte dir etwas zeigen, Revyn. Etwas, was kein Mensch je vor dir erblickt hat und, solange Blut in meinen Adern fließt, auch nie wieder erblicken wird.«
    Er erhob

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