Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
Vom Netzwerk:
genommen hatte. Erstmals traf der Blick des Drachen Revyn. Seine dunklen Augen blitzten gefährlich.
    Dann löste sich ein Tier aus der Herde und lief auf Revyn zu - es war Palagrin. Er strich Revyn über die Wange und ging einmal um ihn herum, dann streckte er ihm den Schwanz entgegen und hob ihn ebenfalls auf den Rücken.
    So standen sie sich einen Moment gegenüber - Revyn auf Palagrin und Yelanah mit der wilden Drachenherde.
    Bist du der Menschenjunge Revyn?
    Revyn schluckte schwer. Der Drache, der Yelanah auf dem Rücken trug, starrte ihn unverwandt an. Ja. Und wer bist du?
    »Sein Name ist Isàn«, antwortete Yelanah.
    Revyn erschrak. Wie konnte sie seine Gedanken - »Und die Herde«, fuhr sie fort, »ist der Stamm der Nimorga. In diesen Wäldern gibt es heute nur noch sieben Dar’ hana -Stämme.«
    Sein Blick wanderte von Drache zu Drache und sie alle stellten sich misstrauisch vor.
    Ijua
    Xersan
    Nhoar …
    Nie hatte er sie so klar gehört, nie in seiner ganzen Zeit als Zähmer in Logond. Yelanah beobachtete ihn aufmerksam. Schließlich gab sie Isàn ein Zeichen und ritt direkt neben ihn. Sie blieb stehen, als ihre Knie sich fast berührten. Ihr Blick wanderte über sein Gesicht. Er glaubte ihn wie tastende Finger auf der Haut zu spüren, suchend und verwirrt. »Wer bist du nur?«, flüsterte sie. »Wer bist du … Kein Mensch kann das, was du kannst, niemand kann es, nur … Es ist unmöglich!«
    »Was meinst du?«
    Yelanahs Blick schien plötzlich abwesend, als hätte sich der Nebel in ihre Augen geschlichen. »Ich … ich habe dich schon einmal gesehen. Genau hier! Die Nebel zeigen manchmal Visionen der Zukunft. Ich habe dich dort gesehen, Revyn, am Ufer, obwohl es nicht möglich ist, dass du schon einmal in unserer Welt warst. Du hieltest einen Bogen in der Hand und hast auf mich gezielt.«
    Revyn starrte sie an. Sie hielt ihre Begegnung für eine Vision? Wusste sie denn noch, was in Logond geschehen war? Wusste sie, dass er es war, der ihr die Flucht ermöglicht hatte? Doch nichts in ihrem Gesicht gab eine Antwort preis.
    »Vielleicht ist es kein Zufall, dass du mich gefunden hast.« Ihre Stimme zitterte leicht. »Ich kann es nicht glauben, und doch, die Dar’ hana hören dich und du hörst sie. Ich wollte dich auf die Probe stellen, nachdem Palagrin so viel von dir erzählt hat, das ich nicht glauben konnte. Aber es ist tatsächlich so, du hast mit Isàn gesprochen und …« Yelanah verstummte abrupt. Sie richtete sich auf und ihre Augen verloren alle Verträumtheit wie auf einen Schlag. Gebannt starrte sie ins Schilf. Auch die Drachen waren unruhig geworden. Isàn schnaubte tief und gefährlich.
    »Was ist?«, fragte Revyn nervös. Noch im selben Moment erhielt er Antwort. Erschrocken zog er die Luft ein.
    Aus den Nebeln lösten sich Gestalten. Drei, vier, sieben, zwölf … Ringsum tauchten sie auf und umzingelten sie. Ein Ruf hallte aus dem Wald. »Meleyis!«

Bei den Elfen
    Ein Mann kam auf sie zugeschritten. Sein Blick schweifte nur kurz zu Revyn, dann richteten sich seine Augen wieder auf Yelanah. Gerade so weit von ihnen entfernt, dass die wilden Drachen nicht auf ihn losstürmten, blieb der Mann stehen und deutete eine Verneigung an. Wirre schwarze Zöpfe fielen ihm über die Schultern. Er trug einen Mantel und eine Tunika aus demselben Stoff wie Yelanah, doch trotz seiner einfachen Erscheinung strahlte er etwas Machtvolles aus.
    »Endlich, große Kleine Göttin.« Er sprach in der Menschensprache, obwohl er genau wie Yelanah einen leichten Akzent hatte: Offenbar wollte er, dass Revyn ihn verstand, aber er schenkte ihm keine Beachtung. »Wir haben lange auf dich gewartet. Nun haben wir dich gefunden, bevor du uns finden konntest. Ich freue mich, Meleyis . Obwohl du uns so lange aus dem Weg gegangen bist - getan hast du offenbar dennoch, was getan werden musste.«
    Yelanah saß kerzengerade auf dem Drachen. Ihr Gesicht wirkte gebieterisch und verschlossen. Dann sagte sie etwas in einer fließenden, raschen Sprache, die Revyn nicht verstand. Doch etwas geschah dabei: Zwar war der Klang der Worte ihm vollkommen fremd - doch durch die Gedanken der Drachen verstand Revyn Yelanah.
    Wie wagst du es, die Meleyis und die heiligen Dar’hana , die Schatten im Nebel, so zu überfallen? Hast du hier etwa gelauert?
    Der Mann lächelte. »Verzeih, Yelanah. Doch du erinnerst dich, wie ich hoffe, an unser Abkommen … Und nun will ich dich und den Menschenjungen, der dich begleitet«, dabei sah er Revyn noch

Weitere Kostenlose Bücher