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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Alasars Hände gefallen. Aber ich wollte leben. Ich wollte einfach leben. Ich …«
    Yelanah hatte Tränen in den Augen. »Wir haben beschlossen, Octaris’ Worte zu vergessen! Ich glaube nicht an Prophezeiungen, ich glaube an dich. Wir werden die Dar’hana befreien. In Ordnung? Wir müssen so schnell wie möglich zum Stamm zurück und …« Sie verstummte. »Sind auch Nimorga gefangen worden?«
    »Ijua«, sagte Revyn leise. Lange regte Yelanah sich nicht. Revyn hielt es nicht mehr aus - er sah sie an und schnappte trocken nach Luft.
    »Yelan, ich … bitte, sag was! Ich weiß nicht mehr, was ich denken und tun soll. Die Prophezeiung … sie macht mir Angst.« Atemlos fügte er hinzu: »Denn ein Teil von ihr ist wahr geworden. Octaris hat vorausgesagt, ich würde Mitschuld am Untergang eines Volkes tragen, der Tochter eines Elfenkönigs in ihr Reich folgen und … sie lieben.« Sie sahen sich schweigend in die Augen.
    »Aber ich bereue es nicht«, flüsterte Revyn. Er spürte, wie verschiedene Gefühle in Yelanah rangen. Dann wischte sie sich übers Gesicht.
    »Ich wünschte, ich könnte dich hassen«, sagte sie leise.
    Revyn legte vorsichtig eine Hand an ihre Schulter und berührte ihren Hals, ohne ein Wort herauszubringen. Sie wusste auch so, was er dachte.
     
    Der Winter marschierte mit großen Schritten heran und sein eisiger Atem eilte ihm bereits voraus. Winde heulten über das Land, als wollten sie die letzten Herbsttage fortreißen. Die Wolken quollen auf und gruben sich ineinander wie mächtige Fäuste.
    Der Griff des Schwerts war so kalt in Alasars Hand, dass ihm die Haut kribbelte. Aber er ließ die Waffe nicht los, als er aus den Schatten der zerklüfteten Felsen trat, geräuschlos, sodass der alte Mann ihn nicht bemerkte, bis er unmittelbar hinter ihm stand.
    »Rasum.«
    Der Mann fuhr erschrocken herum. Ein stoppeliger Bart wucherte in seinem Gesicht und die dunklen, hin und her irrenden Augen waren voller Argwohn. »Junger Herr! Ich habe Euch nicht kommen gehört. Ah, und Eure Sippschaft ist auch dabei, ja? Und das Salz?« Alasar beobachtete den Händler, während mehrere Drachen zugedeckte Karren ins Tageslicht zogen.
    »Ah, Ihr habt sofort Gebrauch für das Drachengeschirr und die Flügelgurte gefunden, schön, schön.« Rasums unruhiger Blick glitt über die Drachen. Der Gedanke sprang förmlich aus seinen Augen, wie viel die Tiere in Korn, Salz und Gold umgerechnet wert waren.
    »Fünf Wagenladungen voll«, sagte Alasar. »Insgesamt fünfzig Säcke reinstes Salz.« Rasum war bereits zu einem der Wagen gehuscht, schlug die Plane zurück, öffnete einen Sack und tauchte eine Hand in die weiße Kostbarkeit. Zufrieden sah er zu, wie das Salz durch seine Finger rieselte.
    »Ja … fabelhaft. Bessere Qualität als von den königlichen Bergwerken im Osten. Und natürlich ohne die lästigen Steuern, nicht wahr?« Er lachte wiehernd.
    »Wo ist Eure Tauschware?«, fragte Alasar.
    Rasum eilte um die Wagen herum und zog ächzend einen langen Karren näher. Dann riss er die Abdeckung herunter und offenbarte Alasar den Inhalt.
    Alasar trat heran und nahm die Schwerter, Lanzen, Pfeile, Bogen und Äxte in Augenschein. Es war ein kunterbunt zusammengewürfelter Haufen von Waffen, manche sahen älter aus, manche waren neu.
    »Es hat lange gedauert, so viel zu beschaffen«, bemerkte Rasum.
    »Ich musste meinen Kopf riskieren und hin und wieder einen anderen Kopf abschneiden. Die Reise hierher war gefährlich - mindestens fünfmal haben mich haradonische Truppen aufgehalten und die verlangen nicht wenig für ihr Schweigen.«
    Alasar beäugte den Händler kurz. Rasum unterschätzte ihn. Er hielt die Höhlenkinder selbst nach drei Jahren gemeinsamen Handels für weltfremd. Dabei wusste Alasar genau, dass sich in diesen Zeiten kein Soldat bestechen ließ. Wäre der Händler wirklich mit seinem Karren entdeckt worden, würde er längst an einem Strick baumeln. Dass Rasum ihn so plump anlog, war beleidigend und auch dumm - schließlich war der Händler selbst derjenige gewesen, der ihm über die Jahre hinweg alles über die Welt draußen erzählt hatte. Aber Alasar sagte bloß: »Ich akzeptiere das Tauschgeschäft.«
    »Fein, fein. Also, viel Spaß mit den Waffen, junger Herr. Ihr übt fleißig weiter kämpfen, ja?« Rasum lief zu den Drachen. Unschlüssig nahm er mehrere Zügel in die Hand und ließ sie wieder los, als ihm klar wurde, dass er die Drachen nicht alle nebeneinander führen konnte.
    »Was tut Ihr da,

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