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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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den Türmen. Noch ehe er auf dem Boden aufschlug, erhob sich wildes Gebrüll.
    Die Haradonen schlugen Alarm. Tiefe Hornrufe ließen die Erde beben. Ein Heer aus Windreitern durchzog den Himmel über Isdad. In raschen Schwärmen flogen ihre Schatten über die Hausdächer hinweg und innerhalb von Sekunden begann ein Regen aus Pfeilen auf die Belagerung niederzuprasseln. Die haradonische Windgarde versuchte einzuschreiten, doch jeder Drachenkrieger, der sich in die Luft erheben wollte, wurde entdeckt und erschossen.
    Donner schwoll an. Er kam vom Land her. Als die haradonischen Soldaten zurückblickten, tauchte eine Reihe von Reitern aus den Nebeln auf. Die Haradonen hatten kaum genug Zeit, um zu reagieren - schon waren die fremden Angreifer bei ihren Lagern angekommen und es entbrannte ein wüster Kampf. Die Angreifer waren zahlenmäßig unterlegen, doch der Überraschungseffekt war auf ihrer Seite. Auf ihren Drachen und Pferden preschten sie wie Dämonen mit rußgeschwärzten Gesichtern an den Zelten der Haradonen vorbei und mähten alle Krieger nieder. Inzwischen waren einige Windreiter auf der breiten Außenmauer Isdads gelandet, doch weil sie offensichtlich gegen die Haradonen waren, hatten die myrdhanischen Soldaten sie noch nicht beschossen.
    Alasar sprang von seinem Drachen, der bereits vor Erschöpfung zitterte. Myrdhanische Soldaten eilten ihm entgegen und richteten ihre Speere auf ihn. »Wer seid ihr? Gebt euch zu erkennen!«
    Alasars Blick glitt zu Tivam, der neben ihm gelandet war. Schweiß und Regen hatten helle Streifen auf sein Gesicht gemalt. »Wir sind Myrdhaner, Freunde des Königs.«
    Die Soldaten warfen sich unsichere Blicke zu. »Holt General Jasicur! - Wo ist der General? - Sucht ihn, los!« Starke Luftstöße wehten ihnen entgegen, als ein flügelschlagender Drache neben ihnen auf der Mauer landete.
    Alasar blickte zur Schlacht hinüber, die im haradonischen Lager tobte, und deutete mit dem Finger auf eine lange, mit Planen überdachte Scheune. »Tötet ihre Drachen! Tötet die haradonischen Drachen!«
    Der Windreiter riss an den eisernen Zügeln und sein Drache sprang mit einem wilden Heulen von der Mauer. Weitere Windreiter schossen über sie hinweg. Alasar schrie Befehle. Dann drehte er sich zu einigen Kriegern um, die rings um ihn und Tivam gelandet waren. »Ab jetzt fliegt immer eine Hälfte, während die andere ausruht. Wenn euch die Pfeile ausgehen, bedient euch bei der königlichen Armee!«
    Inzwischen nahm Alasar eine lange Eisenkette ab, die er um seine Hüfte getragen hatte. Tivam begriff, was er vorhatte, band eine zweite Eisenkette von seinen Schultern und verhakte sie mit Alasars. Dann schlossen sie die Enden der Kette an ihre Drachen.
    Zwei weitere Windreiter landeten neben ihnen auf der Mauer - auch sie hatten ihre Pfeile verschossen und nahmen schwere Eisenketten von ihrer Hüfte ab, verhakten die Ketten miteinander und mit dem Geschirr ihrer Drachen.
    Ein General des myrdhanischen Königs kam angerannt, der seinen Waffengürtel in der Hand trug und seinen Harnisch nicht geschlossen hatte. Überhaupt verrieten seine verquollenen Augen und seine wirren Haare, dass er geschlafen und zu viel getrunken hatte. »Stehen bleiben! Wer seid ihr?« Alasar zog seine Drachenschlaufe aus dem Gürtel und saß auf; der Drache schwankte.
    »Antworte!«, schrie der General und richtete sein Schwert auf ihn. Alasar stieß dem Drachen die Fersen in den Leib und zog die Zügel straff. Der Drache spreizte die Flügel und stieß sich von der Mauer ab. Tivams Drache, der durch die Eisenkette mit Alasars verbunden war, folgte ihm.
    Sie flogen auf einen der Belagerungstürme zu. Höhlenkinder, die sie von unten erblickten, verstanden, was nun passieren würde, rissen ihre Drachen und Pferde herum und ritten davon. Tivam und Alasar lenkten ihre Drachen so weit auseinander, dass beide dicht am Belagerungsturm vorbeifliegen konnten. Die Kette stieß rasselnd gegen das Holz. Ein Ruck ging durch die Tiere, als die Kette sich spannte. Auch Alasar rutschte nach vorne. Für einen Augenblick glaubte er mit dem Drachen zu fallen und war sich der Höhe plötzlich sehr bewusst. Dann machte der Drache kräftige, rasche Flügelschläge und sie hielten sich in der Luft.
    Unter ihnen klirrte und rasselte es. Die anderen beiden Windreiter hatten ihre Kette ebenfalls um den Turm gespannt. Alasar gab seinem Drachen die Sporen und peitschte mit der Drachenschlaufe auf ihn ein. Der Drache kippte leicht zur Seite weg und

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