Das Drachentor
von den östlichen Inseln kommen. Und aus den Reichen im Norden und Osten - Salkand, Methura und Arpolis - sind Tausende auf dem Weg nach Isdad! Ich sage dir, das Geld regiert unsere Welt und alle Menschen sind käuflich.« Morgwyn grunzte amüsiert. Dann legte er vertraulich einen Arm um Alasar und führte ihn an die Tafel. »Heute sollten wir darüber sprechen, wohin wir dich schicken, lieber Alasar. Bitte, setz dich.« Er wies auf den Stuhl direkt neben seinem, sodass sich ein General umsetzen musste. Alasar nahm Platz.
»Nun«, begann Morgwyn. »In den vergangenen Tagen haben wir dich einiges über die Kunst des Krieges gelehrt. Und da du so ein scharfsinniger junger Mann bist, hast du dir gewiss alles gut eingeprägt, nicht wahr? Dein neu erworbenes Wissen solltest du mit deinem Mut und deiner Tapferkeit vereinen - und du wirst zu einem fabelhaften General höchsten Ranges aufsteigen.«
Alasar neigte den Kopf. »Mein König, darf ich sprechen?«
»Aber gewiss.«
»Ich bin Euch und Euren Beratern dankbar. Aber ich denke, ich weiß noch nicht genug.«
Morgwyn runzelte leicht die Stirn. »Ach was. Wir haben dich über die politische Situation aufgeklärt, du kennst die Grundprinzipien des Militärs und unsere wichtigsten Strategien. Deine Fähigkeiten reichen voll und ganz aus, um die Truppen nach Thebal zu führen. Wir müssen die Haradonen unbedingt von Kytena ablenken, bis die ersten Waffenlieferungen der Eisenwerke sicher in Isdad angekommen sind. Und Thebal liegt genau zwischen König Helrodirs Heer und Kytena. Wenn in Thebal ein bisschen Unruhe gestiftet wird - und ich bin überzeugt, dass du noch mehr schaffst, ich rechne fest mit deinem Sieg -, dann können wir hier im Norden in aller Ruhe unsere Attacke auf die Grenze planen.«
Alasars Blick glitt zu der ausgerollten Landkarte, die vor ihnen lag. »Ihr meint also, Thebal wird der Köder, mit dem wir Haradon von unseren eigentlichen Plänen ablenken.«
König Morgwyn nickte. »So haben wir es beschlossen. Eine Streitmacht ist ja schon nach Thebal aufgebrochen. Ich würde dich nur gerne als Unterstützung dort wissen.«
Alasar sah nachdenklich auf die Karte. Thebal lag direkt an der Grenze zu Haradon und Awrahell und war daher Myrdhans wunder Punkt. Thebal zurückzuerobern wäre strategisch sinnvoll, wenn die Myrdhaner in Haradon einmarschieren wollten; dann könnten sie von Thebal aus immer wieder rasch Unterstützung nachschicken. Aber im Augenblick war an so einen Schritt nicht zu denken.
Alasar blickte zum lächelnden König. Etwas Herablassendes lag in seinen Augen. So wie bei dem Händler damals, Rasum … Unterschätzten die alten Männer ihn wirklich so sehr? Wie konnten sie so dumm sein, ihm ihr Wissen anzuvertrauen und trotzdem anzunehmen, dass er ihre Absichten nicht durchschaute? Natürlich diente der Angriff auf Thebal nur dazu, Haradon von Kytena und Isdad abzulenken. Aber nicht nur das haradonische Heer würde auf dem Weg nach Kytena und Isdad um Thebal kämpfen - auch aus Awrahell würden Truppen kommen. Alasar hatte keine Chance, Thebal zu erobern und gegen zwei Heere zu verteidigen, selbst wenn er all seine Windreiter und Morgwyns Fußsoldaten bekäme. Thebal würde - zumindest für den Augenblick - an Haradon zurückfallen. Das stand fest. Und alle Krieger Myrdhans würden dabei umkommen.
Das war der Grund, weshalb Morgwyn Alasar nach Thebal schicken wollte. Er wollte ihn loswerden, nun da er seine Windreiter und sein Salz hatte. Alasar hatte von Anfang an nichts anderes erwartet. Aber dass der König eine so plumpe Intrige plante, war fast beleidigend.
»Mein König, Euer Vertrauen ehrt mich«, sagte er langsam. »Aber ich brauche Zeit, um noch mehr zu lernen.«
»Was denn noch? Was du über den Krieg wissen willst, das lernst du im Krieg!«
»Ich will lesen lernen.«
König Morgwyn öffnete den Mund und schloss ihn wieder. » Lesen? Wozu?«
»Ich möchte den Vertrag lesen können, in dem Ihr mir die Thronfolge versprecht und mich adoptiert, mein König.« Stille trat ein.
Eine Zeit lang schien es, als wüsste Morgwyn nicht, ob er vor Zorn brüllen oder freundlich lachen sollte. »Wir sind im Krieg«, sagte er endlich. »Wie stellst du dir das vor, lesen lernen? Meinst du, König Helrodir dreht geduldig Däumchen, bis du deine Studien absolviert hast? Hast du kein Vertrauen? Du willst einen Vertrag? Reicht dir mein Versprechen nicht!« Er schlug sich aufs Herz.
»Ich dachte, Ihr wollt mich adoptieren«, erwiderte
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