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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Alasar.
    König Morgwyn sah in die Runde seiner Berater und stieß ein Schnauben aus. »Ja, natürlich, ich gab dir mein Wort darauf, Alasar. So ein tapferer Bursche wie du wäre würdig, die Krone nach mir zu tragen. Aber in diesen düsteren Tagen müssen wir all unsere Kräfte darauf verwenden, die Krone zu verteidigen, nicht über sie zu schreiben!« Morgwyn verschluckte sich und hustete wütend. »Schluss jetzt mit dem Unsinn. Alasar, wir müssen über deinen Angriff auf Thebal sprechen. Mein Berater Sormos fängt an.«
    Alasar senkte den Kopf. »Wie Ihr wünscht, mein König. Darf Tivam die Versammlung verlassen? Ich möchte, dass er den anderen schon sagt, dass wir nach Thebal aufbrechen, damit sie sich vorbereiten.« Morgwyn winkte ungeduldig mit der Hand. Tivam stand auf, verbeugte sich rasch und lief aus der Halle. Alasar versuchte, den Blick des Königs ausdruckslos zu erwidern, als die Türen sich schlossen. In der Ferne verloren sich Tivams Schritte.
    »Also los!« Morgwyn wies auf seinen Berater. »Erklär’s ihm!«
    Der Berater räusperte sich und fing an zu sprechen, doch Alasar starrte weiterhin den König an. »Nun, morgen früh solltest du aufbrechen und deine Krieger auf nordwestlichem Weg nach …«
    »Ich finde diese Strategie dumm«, fiel Alasar ihm ins Wort. Der Berater verstummte überrascht und verärgert.
    Morgwyn blinzelte. »Was sagst du?«
    »Thebal liegt an der Grenze zu Haradon und Awrahell. Wir brauchen eine größere Armee. Überhaupt ist es dumm, eine Stadt nach der anderen anzugreifen. Wir verlieren bloß unsere Männer - die Haradonen verletzt das nicht, wir ärgern sie nur.«
    »Wenn du so schlau bist, was schlägst du denn vor? Hm?«, erwiderte der König.
    »Wir müssen ein Heer sammeln. Eine riesige Armee. Nicht nur Söldner und Soldaten. Wir brauchen Mauern aus Fleisch und Knochen. Menschenfluten.« Er erhob sich und klopfte nachdenklich mit den Fingerknöcheln gegen den Tisch. »Wir müssen die Bevölkerung mitkämpfen lassen. Männer und Frauen. Kinder, wenn es sein muss. Wenn wir die Haradonen nicht mit Schwertern niedermähen können, dann müssen wir sie unter tausend Füßen begraben.«
    »Setz dich«, befahl der König streng.
    »Ich sage die Wahrheit, mein König. Ich habe lange genug an diesem Tisch gesessen. Und alle anderen hier auch.« Die Berater stießen empörte Rufe aus.
    »Hast du keinen Respekt?«, bellte einer der Männer. »Wie wagst du, vor deinem König so zu sprechen!«
    »Schluss jetzt!« König Morgwyn schlug mit der Hand auf den Tisch. »Vorsicht, Alasar. Sprich mit deinen Höhlenkindern, wie du willst, aber hier bin …«
    Alasar ging an Morgwyn vorbei und stellte sich hinter ihn. Aufgebracht drehte der König sich zu ihm um, das Gesicht hinter dem Bart färbte sich rot. »Was soll das? Setz dich sofort hin!« Die Türen öffneten sich. Die Berater wandten sich um. Höhlenkinder marschierten herein, Krieger neben Krieger, und umstellten die Halle.
    »Was -« König Morgwyn fuhr herum, als er ein Geräusch hinter sich hörte - das Geräusch einer Klinge, die gezogen wird. Alasar schlang einen Arm fest um den Kopf des Königs und drückte ihn nach hinten. Dann durchschnitt er ihm die Kehle.
    Die Berater stießen gellende Schreie aus und sprangen von den Stühlen. Alasar ließ den König los und sein Kopf sank mit einem dumpfen Laut auf den Tisch. Die Berater rissen den Mund auf, brachten aber kein Wort heraus.
    Alasar atmete schwer und nahm dem toten König die Krone vom Kopf. »Keine Bewegung«, befahl er den Beratern, als sie Dolche aus ihren Gürteln ziehen wollten.
    Er ging ein paar Schritte zurück und wischte sich die Stirn am Ärmel ab. »Hört genau zu, Männer von Isdad. Myrdhan gehört dem Höhlenvolk!« Er hob die Krone hoch. Kurzer, dröhnender Jubel erfüllte die Halle.
    »Die Höhlenkinder wollen euch nicht zum Feind. Unser Feind ist Haradon. Erhebt euch nicht gegen uns. Die Kinder der Höhlen führen Myrdhan zum Sieg. Ich will nicht euer König sein, aber ich bin ab jetzt euer Kriegsherr. Wenn ihr das einseht, werde ich euch euer Leben und eure lächerlichen Titel lassen.« Alasar ließ die Krone auf die Tafel fallen. Die Berater zuckten zusammen, als das kostbare Goldgeschmeide über den Tisch rollte.
    »Folgt mir in den Krieg«, sagte Alasar. »Oder folgt eurem König in den Tod.«

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