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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Morgenstunden des nächsten Tages an, Alasars Windgarde flog über die Belagerung hinweg und überzog die haradonischen Lager mit einem Regen aus brennenden Pfeilen.
    Die Haradonen waren diesmal besser vorbereitet: Sie hatten ihre Schutzdächer aufgespannt und ihre Drachen flugbereit gemacht. Mehrere Truppen von Windreitern stellten sich den Myrdhanern entgegen und in der Luft entbrannte eine erbitterte Schlacht. Alasar verlor über dreißig Männer und Drachen.
    Während der Kampf der Windgarden in vollem Gange war, wurden die Stadttore Isdads geöffnet. Morgwyns Bodentruppen strömten nach draußen, versuchten, die Belagerungstürme zu stürmen, und legten anschließend Feuer. Das vom Regen feuchte Holz zischte und fauchte so laut, als wären die Türme im Augenblick ihrer Zerstörung lebendig geworden. Unter dumpfem Krachen stürzten sie ein und atmeten Asche und schwarzen Dunst über dem Lager aus.
    Als Alasar das Gefecht lange genug aus der Luft beobachtet hatte, landete er schließlich mit mehreren seiner Männer im Lager. Jetzt, da die Schlacht noch nicht ganz vorbei war, wollten sie die überlebenden Drachen der Haradonen nach Isdad in Sicherheit bringen.
    Überall herrschte Chaos. Alasar erschlug fünf Soldaten, ehe er den ersten herrenlosen Drachen an den Zügeln packen konnte. Der Drache war in Panik und versuchte, ihn anzugreifen; glücklicherweise trug er einen Maulkorb, sonst hätte er ihm glatt den Unterarm abgebissen. Alasar drosch mehrmals mit dem Schwertknauf auf seinen Kopf ein, dann ließ der Drache sich benommen hinter ihm herziehen. Auch Alasars Begleiter holten immer mehr Drachen aus dem Lager nach Isdad.
    Die Sonne flimmerte durch die Rauchsäulen der Belagerungstürme. Schweiß überzog Alasars Gesicht und er fühlte sich vom Feuer- und Blutgeruch wie betäubt. Wie viele Drachen hatten sie jetzt wohl? Er selbst hatte bisher sieben erbeutet. Oder waren es schon acht?
    Er ritt durch das Lager, lenkte seinen Drachen über umgestürzte Holzbalken und Zelte. Ein haradonischer Drachenkrieger entdeckte ihn und kam auf ihn zu, doch Alasar war schneller, zog Pfeil und Bogen und erschoss ihn. Gerade wollte Alasar den Drachen an den Zügeln fassen und den toten Krieger von seinem Rücken stoßen, da sank auch der Drache zu Boden: Er hatte eine furchtbare Wunde am Bauch. Alasar wich erschrocken zurück und suchte weiter.
    Nach einer Weile erklangen auf Isdads Stadtmauer laute Trompeten. Das war das Zeichen des Triumphs; Myrdhan hatte gesiegt. Die haradonischen Truppen waren zerschlagen und die Überlebenden flohen.
    Alasar ritt durch die letzten Zeltreihen, doch es gab keine Drachen mehr. Schließlich kehrte er nach Isdad zurück und wurde von Soldaten und jubelnden Bürgern empfangen. Aus allen Straßen kamen Menschen, angelockt durch die Trompeten, und bestaunten den Zug der Krieger, die zurück zur Festung ritten. Alte Frauen vergossen Freudentränen, als sie die myrdhanischen Soldaten vorbeischreiten sahen, und Kinder zeigten auf sie und klatschten begeistert. Alasar empfand plötzlich Abscheu vor den armen Kreaturen. Wenn man ihnen den Sieg verkündete, freuten sie sich, und wenn man von Niederlage sprach, waren sie betrübt. Ständig brauchten sie jemanden, der für sie dachte und handelte, damit sie bloß das Fühlen übernehmen konnten. Im Grunde wusste Alasar schon, dass es so war, denn die Höhlenkinder waren nicht viel anders als die Bewohner Isdads. Aber zum ersten Mal bedrückte die Abhängigkeit der Menschen ihn - als wäre er der einzige Mann unter lauter verdammten Hunden, dachte er.
    Im Schloss erwartete ihn bereits ein warmes Bad. Zwei Mägde schrubbten ihm den Rücken, wuschen seine Wunden und brachten ihm neue Kleider. Alasar war gedankenverloren und schweigsam, obwohl die Mägde immer wieder versuchten, ihn in ein Gespräch zu verwickeln.
    In einer Nebenhalle wurden Speisen für das Höhlenvolk angerichtet: Es gab gegrillte Wachteln und Tauben in Weinsoße und dazu Klöße, Brot und Früchte. Alasar und seine Gefährten kosteten all die herrlichen und teils unbekannten Speisen und aßen weit über ihren Hunger hinaus. Das Essen stimmte Alasar ein wenig fröhlicher, und die trüben Gedanken, die ihn auf dem Weg zur Festung befallen hatten, verflogen allmählich.
    Tivam saß neben ihm. Eine dunkle Prellung hatte sein Auge anschwellen lassen und ein Verband war um seinen Arm gewickelt, doch er zeigte nichts von seinen Schmerzen. Alasar wurde klar, dass er ohne Tivam allein wäre. Würde

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