Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
Vom Netzwerk:
zu verfassen, und Alasar legte wenig Wert auf ihre Gesellschaft. Er traute Jale nicht; sie war eine listige Schlange und außerdem eine Prinzessin von Haradon.
    Als sie von den Gesandten erfuhr, stürmte Jale in sein Beratungszimmer. Weiß vor Zorn, schob sie die neu gewählten Generäle zur Seite und fegte die Unterlagen von seinem Tisch, sodass nichts zwischen ihr und Alasar war außer dem Möbel.
    »Was hast du getan?«, zischte sie. »Bist du verrückt?!«
    Alasar sah sie ausdruckslos an.
    »Glaubst du, das lasse ich zu?«, schrie sie. »Ich habe Awrahell nicht zwanzig Jahre lang regiert, nur damit ein myrdhanischer Bauer alles zerstört!«
    Alasar verzog immer noch keine Miene. Ruhig sagte er: »Nicht ein Bauer. Ein König.«
    Jale starrte ihn an, unfähig, ein Wort zu sagen. Dann irrte ihr Blick zu beiden Seiten, als bemerke sie die Generäle mit ihren Schwertern erst jetzt. Mühsam wich sie zurück. Die Augen kalt auf Alasar gerichtet, ging sie rückwärts und schritt davon.
     
    Ardhes las ein Buch mit übersetzten elfischen Gedichten. Vielmehr hielt sie das Buch in den Händen - ihre Augen waren auf die Worte geheftet, doch ihr Kopf las längst nicht mehr mit. Zusammenhanglos zogen die Verse durch ihre Gedanken, eine sinnlose Aneinanderreihung von Silben. Dabei dachte sie daran, dass sie die Gedichte der Elfen hasste. Schließlich handelten sie von Elfen.
    Doch als Jale in ihr Zimmer trat, hob Ardhes das Buch absichtlich ein Stück höher.
    »Ardhes. Leg das Buch weg«, befahl ihre Mutter.
    Sie warf Jale einen Blick zu. »Was ist?«
    Jale nahm ihr das Buch weg, ergriff sie an den Armen und zerrte sie in eine dunklere Ecke des Gemachs. »Dieser Bauernjunge ist außer Kontrolle geraten. Wenn wir nichts tun, führt er uns alle ins Verderben! Hast du gehört, was er mit den haradonischen Gesandten getan hat?« Jale stieß keuchend die Luft aus. »Zum Glück waren sie keine allzu wichtigen Männer, nur aus dem niederen Adel.«
    »Aber ihr Tod wird für eine Kriegserklärung von Haradon reichen«, erwiderte Ardhes gelassen.
    Jale sah sie eindringlich an. »Helrodir weiß sehr genau, was ihn mit Awrahell verbindet.« Ardhes blickte zu Boden. Kurz kam ihr der Gedanke, dass ihre Mutter aus strategischen Gründen dafür gesorgt hatte, dass sie die Tochter von … Würde sie so weit gehen?
    »Abgesehen davon habe ich bereits eine Botschaft an Helrodir geschickt, die die Freveltat an den Gesandten wiedergutmacht.« Ardhes runzelte die Stirn.
    »Der Bauernjunge muss verschwinden.« Jale hatte sich zu ihr vorgebeugt und sie spürte ihren Atem am Ohr. » Wir müssen ihn verschwinden lassen. Seine Armee gehört ohnehin schon Awrahell. Nur er ist das Problem.«
    Ardhes sah ihre Mutter groß an. »Mord?«
    »Nein«, flüsterte Jale. »Der König bekommt Fieber. Husten. Erbrechen … Nach drei Tagen hat eine geheimnisvolle Krankheit ihn dahingerafft.« Mit zwei Fingern zog Jale eine Ampulle aus ihrem Gürtel. Eine dunkle, dicke Flüssigkeit schwappte darin. Ohne den Blick von Ardhes’ Augen zu wenden, ergriff Jale ihre Hand und drückte das Fläschchen hinein. »Heute Nacht, wenn der Bauernjunge bei dir ist, sorgst du dafür, dass er diesen Trank mit seinem Wein zu sich nimmt.«
    Ardhes spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. Hoffentlich bemerkte Jale es nicht. »Er wird heute Nacht nicht kommen. Er war nie hier.« Einen schrecklich langen Moment sah Jale sie nur an. Ardhes errötete noch mehr.
    »Dann sorge dafür, dass er kommt! Du bist kein Holzklotz, du bist eine junge Frau. Kannst du dich nicht auch so benehmen?«
    »Was soll ich denn tun?«, fragte Ardhes gereizt.
    »Hier herumsitzen und lesen gewiss nicht!« Jale presste die Lippen aufeinander. Dann seufzte sie. »Himmel, ich hätte nicht gedacht, dass ich dir in dieser Hinsicht helfen müsste.« Sie ließ sie los und schritt nachdenklich im Zimmer auf und ab. »Ich lasse Alasar eine Nachricht von dir zukommen. Du lädst ihn heute Nacht zum Essen in deine Gemächer ein.«
    Ardhes blickte auf die Ampulle in ihrer Hand. Woher Jale das Gift wohl hatte? Vielleicht hatte sie immer ein Fläschchen bei sich - für alle Fälle. Sie musste fast lächeln, als ihr bewusst wurde, dass sie das nicht einmal schockierte. »Du hast Helrodir also schon geschrieben, dass er stirbt?«
    Jale sah sie an. »Ich habe ihn informiert, dass dein Gemahl sich keiner guten Gesundheit erfreut. Wähle deine Worte vorsichtiger, Ardhes.«
    Ardhes hielt das Fläschchen in der offenen Hand. Ihre

Weitere Kostenlose Bücher