Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
dabei und nahm alles auf. Hielt es fest. Labte sich an Kummer und Leid.
Ich drückte Alice die Pistole in die Hand und wankte zur Tür. »Wenn das Arschloch sich bewegt, knall ihn ab.«
Die Treppe runter – pock, pock schlug mein rechter Ab satz gegen jede einzelne Stufe – und zur Tür raus, hinkend über den nassen Asphalt, begleitet vom rhythmischen Klacken des Krückstocks.
Lange Schatten fielen schon über die Straße, alles schimmerte in Kupfer- und Goldtönen. Ich schloss den Renault auf und riss die Fahrertür auf. Sie war irgendwo hier drin … Nicht in der Türablage. Ich kniete mich auf den nassen Gehsteig und spähte unter den Sitz.
Da war sie – sie lag neben zwei leeren Wasserflaschen, ein paar zusammengeknüllten Kassenzetteln und der gebrauchten Spritze.
Ich griff hinein und angelte die Speicherkarte aus dem Müll, blies den Staub weg und humpelte zum Haus zurück.
Alice schob die Speicherkarte in den Schlitz von Drummonds Laptop. »Wonach suchen wir?«
»Du bist die Psychologin – finde es raus.«
Sie hantierte eine Weile mit der Maus herum, und ein Fenster mit vielen kleinen Vorschaubildern erschien. Alice klickte sich durch: ein halbes Dutzend Fotos von einem grinsenden rothaarigen Bengel, der einen überlebensgroßen Pappkarton-Scheck hielt; noch einmal ein halbes Dutzend von einem Auto auf der Dundas Road, mit eingedrückter Schnauze und Flecken auf dem Armaturenbrett, die nach Blut aussahen; eine Serie mit irgendwelchen Gesichtern, die in die Kamera grinsten; dreißig oder vierzig Fotos von der Pressekonferenz in Dundee – DCS Dickie vorn auf dem Podium mit Helen McMillans Mutter; ein paar künstlerisch angehauchte Aufnahmen der Skyline von Oldcastle; und das war’s.
Ich atmete aus. Da war nichts.
Alice öffnete einen Webbrowser und fing an, irgendwelche Sachen anzuklicken.
»Was tun …« Drummond räusperte sich. »Ich habe Geld.«
Ich starrte ihn an. »Sie wollen sich freikaufen? Mit ein paar Tausendern wedeln und erwarten, dass wir Ihre Sammlung von Kinderpornos einfach vergessen? Im Ernst ?«
»Ich kann … Wären Sie gerne wieder DI ? Ich kann dafür sorgen. Ich kann Sie sogar zum DCI machen.«
»Ash?«
»Ich werde Ihren Arsch den Wölfen zum Fraß vorwerfen, Drummond.«
»Ich bitte Sie, seien Sie doch vernünftig.«
»Ash!«
Ich griff nach der Pistole und drückte ihm den Lauf an die Stirn. »Sie wollen, dass ich vernünftig bin?«
Alice zupfte an meinem Ärmel. »Ash, das musst du dir anschauen.«
Sie zeigte auf den Laptopmonitor. Ein Mädchen, das mir nicht bekannt vorkam, war in einem schäbigen Kellerraum an einen Stuhl gefesselt, die nackte Haut mit Blutergüssen übersät, der Kopf kahl rasiert, mit drei tiefen Wunden in der Brust, aus denen das Blut auf ihre bleiche Haut rann. Das nächste Bild zeigte die gleiche Szene, nur schlimmer. Und auf dem danach klaffte ein tiefes, dunkles Loch in ihrer Kehle.
Alice doppelklickte auf das erste Foto, sodass es den ganzen Bildschirm ausfüllte. »Ich habe ein Programm runtergeladen, das gelöschte Dateien auf der Karte finden kann …«
Dieses Schwein. Dieses miese Dreckschwein. Ich drehte mich um und starrte auf Drummond hinunter, der wimmernd auf dem Boden des Arbeitszimmers lag. »Du Stück Scheiße.«
»Ich … Ich habe nicht …«
»Ash, ich kenne sie – das ist eins von den vermissten Mädchen, nach denen die Partycrasher suchen.«
»Du hast ihnen die Adressen gegeben!«
»Es … McKenzie hat … mich erpresst. Ich hatte keine Wahl. Ich wusste es nicht!«
» DU HAST DEM GRATULATOR GEHOLFEN , DU SCHWEIN !« Ich packte Drummond wieder bei den Haaren und knallte ihn mit dem Kopf gegen den Schreibtisch. »Mach den Mund auf.« Er starrte zu mir auf, die Augen geweitet und voller Tränen. » MACH DEN MUND AUF !«
Er tat es, und ich rammte ihm den Pistolenlauf hinein.
»Gllllk …« Die Hände erhoben, die Handflächen nach außen gedreht, am ganzen Körper zitternd.
»Wir hätten ihn schnappen können. Wir hätten den Mistkerl schon vor Jahren schnappen können. ER HAT MEINE TOCHTER !«
47
» Sekunde, ich frag schnell nach .« Warteschleifenmusik dudelte aus meinem Handy.
Die Rückfahrscheinwerfer von Drummonds BMW leuchteten, als er sich mit dem Heck voran in die Garage schob. Ich hob eine Hand, und der Wagen blieb mit einem Ruck stehen.
Alice kletterte vom Fahrersitz und entriegelte den Kofferraumdeckel. »Schon was rausgefunden?«
»Sie sehen gerade nach.«
»Hallo, Assistant Chief Constable?
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