Das Dschungelbuch - Erst ich ein Stück, dann du : Klassiker für Kinder
in einen Tiger verwandelte.“
„So ein Unsinn!“, rief Mogli. Er löste sich aus der Büffelherde und trat neben das Feuer. „Ich bin nicht anders als ihr.“
Die Dorfbewohner schrien entsetzt auf. Sie wichen zurück und deuteten mit ausgestreckten Armen auf das Tigerfell auf Moglis Rücken.
„Jagt ihn fort!“, rief ein Mann und sofort fielen die anderen ein.
„Jagt ihn fort! Jagt ihn fort!“,
ertönte es von überall her.
Jemand nahm einen Stein vom Boden auf und warf ihn nach Mogli. Er traf den Jungen an der Schulter. „Bitte!“, rief Mogli. „Besinnt euch doch. Ich bin im Dschungel aufgewachsen, aber ich bin nicht anders als ihr. Wir sind vom gleichen Blut!“
Doch die Bewohner des Dorfes hörten ihm nicht zu. Sie waren blind vor Zorn und vor Angst. Die Frauen legten schützend ihre Arme um ihre Kinder und zerrten sie in die Hütten. Und immer mehr Männer bückten sich nach den Steinen am Boden und warfen sie nach Mogli.
Enttäuscht wandte der Junge sich ab und flüchtete sich in den Dschungel.
Mogli wusste nicht, wohin er sollte, und so rannte er in seiner Verzweiflung einfach drauflos.
Als seine Beine müde wurden und ihn nicht mehr tragen wollten, kletterte er auf einen Baum und streckte sich im Schutz des Tigerfells auf einem Ast aus.
Mogli erwachte früh.
Er blinzelte unter dem Fell hervor.
Vor ihm lag das Sioni-Gebirge.
Moglis Herz machte einen Satz.
Er verließ seinen Schlafplatz und erreichte die Wolfshöhle, kurz nachdem die Sonne sich über die Berggipfel erhoben hatte. Grauwolf, seine Eltern und seine Brüder reckten ihre Mäuler gähnend aus dem dunklen Höhleneingang heraus. „Da ist ein Tiger!“, rief der Jüngste erschrocken. „Ach, nein … das ist ja Mogli! – Mogli ist zurück!“, jubelte er und die anderen jubelten mit ihm. Sie liefen auf den Jungen zu und leckten ihm das Gesicht und die Hände ab. Der Junge lachte glücklich und kraulte seinen Brüdern das Fell.
Ein Raunen und Wispern ging durch den Dschungel.
„Mogli ist wieder da!“,
zwitscherten die Vögel.
„Mogli issst zurück“,
zischten die Schlangen.
Nach und nach erwachten alle Wölfe und näherten sich zögernd der Höhle, in der Moglis Familie wohnte. Akela wagte sich als Einziger bis dicht an den Jungen und seine Brüder heran.
Mogli hob das Tigerfell hoch über seinen Kopf. „Seht her. Akela hat mir geholfen, Schir Khan zu besiegen. Es war dumm von euch, ihn zu vertreiben. “
Die Wölfe senkten betreten ihre Köpfe.
„Meine Familie und ich werden ein neues Rudel gründen“, fuhr Mogli fort. „Und Akela wird unser Leitwolf sein.“ Er breitete das Tigerfell auf dem Felsen aus und bedeutete Akela, darauf Platz zu nehmen. Stolz reckte dieser seinen Kopf empor und die anderen Wölfe zogen sich reumütig in den Dschungel zurück.
Plötzlich raschelte es und zwei Gestalten kamen hinter einem Busch hervor.
Es waren Balu und Baghira.
„Dürfen wir mit dir jagen, kleiner Frosch?“,
fragte der Panther.
„Es war so langweilig ohne dich!“,
rief der Bär.
Voller Freude nahmen Mogli und seine Wolfsfamilie Baghira und Balu in ihr Rudel auf. Viele Jahre jagten sie gemeinsam im Dschungel. Und Mogli wusste endlich, wohin er gehörte.
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in der Verlagsgruppe Random House
Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
1. Auflage 2012
© 2012 cbj, München
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Buchidee und Konzept: Patricia Schröder
Umschlagbild und Innenillustrationen: Elke Broska
Illustration Serienlogo: Ute Krause
Umschlagkonzeption und Innenlayout: Anette Beckmann, Berlin
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eISBN 978-3-641-07416-6
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