Das Duell der Hexen
können, mußte ich es aktivieren. Dann würde es förmlich zu einem Stern, der seine Macht entließ und sie über einem bestimmten Ziel ausbreitete. In diesem Fall der Sumpf.
Schon einmal war er zu einer gläsernen Fläche geworden, aber das hatte an dem Hexenstein gelegen, der nun in seiner Tiefe verschwunden war und hoffentlich noch seine früheren Kräfte besaß. Ein wenig mulmig war mir schon zumute. Ich kam mir vor wie jemand, der in ein Wasser springen wollte und nicht genau wußte, wie tief es war.
»Terra pestum teneto - Salus hic maneto!« So sprach ich die Formel aus und wartete gespannt auf das Ergebnis.
Nicht nur meine, auch Sukos Erwartungen wurden von der Reaktion des Kreuzes noch weit übertroffen.
Der Sumpf veränderte sich, und eine alte, versunkene Magie erwachte allmählich…
***
Es war sensationell und phänomenal!
In der Tiefe erlebten wir den ersten Durchbruch. Dort glühte ein grünliches Licht auf, und gleichzeitig begann mein Kreuz zu strahlen. Ich hatte das Gefühl, einen Stern in der Hand zu halten, wurde auch geblendet und drehte den Kopf ein wenig zur Seite, weil ich das grüne Leuchten nicht vertrug.
Ein grünes Leuchten und kein silbriges!
Letzteres wäre normal gewesen. Das grüne Strahlen bewies mir, daß in dem Sumpf tatsächlich eine Magie steckte, die möglicherweise mit den geheimnisvollen Druidenland Aibon zu tun hatte.
Wir selbst wurden ebenfalls von der blassen Farbe erfaßt und wirkten wie zwei zu Eis erstarrte Gespenster. Regungslos standen wir da, warteten auf den Einsatz der anderen Magie und auch darauf, daß sie uns den Gefallen tat und den Stein zurückholte.
Der Sumpf veränderte sich von Sekunde zu Sekunde. Das grüne Licht breitete sich aus, es wirkte wie ein Teppich, den Hände immer länger zogen, so daß er bald ein gesamtes Gebiet umspannte. Er reichte bis zu unseren Füßen auf der einen Seite und verlor sich in der Weite des Moors. Selbst der Nebel wurde zurückgedrängt, so daß wir die Umrisse der auf der Sumpffläche wachsenden Krüppelbäume, Hügeln, Sträucher und das zähe Gras erkennen konnten.
Es war für uns beide ein faszinierendes Bild. Dunkel, düster, auf gewisse Art und Weise auch klar, aber gleichzeitig auch unwirklich, so daß es an ein Bild des bekannten deutschen Malers Caspar David Friedrichs erinnerte.
Wenn je ein Moor gespenstisch, tot und gleichzeitig lebendig ausgesehen hatte, so war es dies.
»Meine Güte«, hauchte Suko. »Man sollte kaum meinen, daß dies hier echt ist.«
Da hatte er mit seiner Bemerkung den Nagel auf den Kopf getroffen. Schwarze lange Schatten, vermischt mit den grauen Schleiern der langen Nebelfahnen schoben sich in das dunkelgrüne Licht hinein. Inseln wurden geschaffen. Flecken, die sich von der anderen Landschaft sehr deutlich unterschieden, und die langen Streifen des grünen, aus der Tiefe dringenden Lichts kamen mir vor wie starre Arme. Es gelang mir nur schwer, mich von dem Anblick zu lösen, da eigentlich nur eines zählte. Der Hexenstein!
Und der lag in der Tiefe. Er war die Quelle des Lichts. Von ihm strahlte es ab, und es breitete sich aus wie ein gewaltiger Trichter. Soweit die erste Reaktion meiner Aktivierung. Ich wußte jetzt, daß die Hexen nicht gelogen hatten. Mein Kreuz, vollgepumpt mit Kräften der Weißen Magie oder des Lichts, hatte es tatsächlich geschafft. Gleichzeitig war es manipuliert worden. Durch seine grüne Farbe zeigte es mir an, daß sich die Magie der Druiden in diesem Sumpf ausgebreitet hatte und nicht weichen wollte.
Ich warfeinen Blick auf die Ruine.
Auch ihre alten Mauern hatten einen gespenstisch anmutenden Glanz bekommen, während ich das Gefühl einer gewissen Luftveränderung nicht loswurde.
Hatten wir auf dem Weg zu unserem Ziel die feuchte Luft eingeatmet, so war sie jetzt viel klarer und reiner geworden. Uns umgab eine gewaltige grüne Luft, ein Paradies für Menschen, die sich automatisch als Öko-Freaks vorkommen mußten. Irgendwie war es herrlich…
Aber auch gefährlich!
Der Stein, einmal von der Kraft des Kreuzes getroffen und aktiviert, blieb nicht mehr auf seinen Platz. Er begann zu steigen. Von uns war dies nicht so genau wahrzunehmen, wir erkannten es mehr an der Veränderung der grünen Schatten, deren Winkel sich durch das Hochschweben des Hexensteins veränderten, so daß sie nicht mehr so schräg in den Nebel stachen.
Auch war die Fläche vor uns durchsichtig geworden. Nicht mehr die Schwärze lag vor uns. Wieder erlebten wir den Sumpf
Weitere Kostenlose Bücher