Das duestere Vermaechtnis
leisten. Unter dieser Voraussetzung war Ralph einverstanden und bot sogar noch einen freien Wohnwagen an, der einer Schauspielerin gehörte, die gerade auf Reisen war. Das war mehr, als Bob erhofft hatte. Sie würden die ganze Zeit vor Ort sein. Peter und Bob fuhren nach Hause, um sich neben Zahnbürste und Schlafsack die notwendigen Klamotten zusammenzusuchen.
Zwei Stunden später trafen sie sich wieder in der Zentrale. Auch Justus war in der Zeit nicht untätig geblieben und hatte sich gründlich im Internet umgetan. Stolz trug der Erste Detektiv die Ergebnisse vor, die seine Recherche erbracht hatte: »Scott Carrara, Drehbuchschreiber für Hollywood, unter anderem von so erfolgreichen Filmen wie ›Das Meer der Träume‹ oder ›Mein Name ist Joseph‹, hatte schon immer eine Vorliebe für das Theater. Er schrieb insgesamt fünfzehn Stücke unter vier verschiedenen Namen. Dabei liebte er es, seine Zuschauer immer wieder zu überraschen. Unter den Drehbuchschreibern hatte er den Spitznamen ›Der Zauberer‹. Die letzten Jahre ist es ruhig um ihn geworden. Scott litt an der Parkinson’schen Krankheit und wurde zum Pflegefall. Sein Gedächtnis war klar, so beschreibt es zumindest ein Pfleger, den ich am Telefon erreicht habe, aber das Zittern des Körpers machte ein Arbeiten fast unmöglich. Dennoch beschäftigte Carrara sich intensiv mit einem letzten Theaterstück, das er vor jedem geheim hielt. Ohnehin pflegte er nicht viele Kontakte. Sein einziger Freund war Phil Thompson, ebenfalls ein Gast des Pflegeheims, dann gibt es noch einen Bruder namens Salomon, wohnhaft in Venice. Letzte Woche starb Scott Carrara eines ganz normalen Todes. – Einige der Theaterstücke habe ich per Fernleihe bestellt, die anderen besorgt uns Lesley aus dem Buchladen. Ich bedaure außerordentlich, sie nicht bereits sämtlich gelesen und analysiert zu haben, aber dennoch glaube ich: Ich habe mein Bestes getan!« Justus klappte seinen Notizblock zu und sah erwartungsvoll in die Runde.
»Hoffentlich wirst du bald wieder gesund«, sagte Bob.
»Was meinst du damit?«, fragte Justus misstrauisch.
»Du machst mir noch meinen Recherche-Job streitig«, sagte der dritte Detektiv diplomatisch.
Ein Rätsel
Es war nicht mehr lange bis Sonnenuntergang, als Bob und Peter zurück in den Canyon fuhren. Sie passierten die lang gezogene, aber kleine Ortschaft des Canyons, die etwa auf der Hälfte der Strecke lag. Vor einem kleinen Supermarkt parkten ein paar Autos, sonst war nicht viel los. Bob lenkte den Wagen noch einige Meilen weit durch enge Straßenkehren, bis er schließlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite die kleine Abzweigung zum Theatergelände entdeckte. Er bog ein und ließ den Wagen langsam den sandigen Weg entlangrollen. Als sie den kleinen Parkplatz erreicht hatten, stoppte er und sie stiegen aus. Friedlich lagen die einzelnen Hütten unter den eben noch von warmgelben Sonnenstrahlen durchfluteten Bäumen. Etwas weiter hinten im Schatten eines großen Felsens lag die Bühne des Theaters und das ihr vorgelagerte große Halbrund, in dem die Zuschauer Platz fanden.
Niemand war zu sehen. Bob und Peter nahmen ihr Gepäck aus dem Wagen. Außerdem schnappte sich Bob das Buch, das er schnell noch für Gina als kleine Entschuldigung für die böse Überraschung am Nachmittag eingepackt hatte. Als sie sich wenige Augenblicke später mit Reisetaschen und Schlafsäcken beladen auf den Weg zu Ralphs Hütte machten, verschwand die Sonne innerhalb von Sekunden hinter dem Höhenzug. Sofort kippte die Stimmung und der Platz bekam etwas Unheimliches. Alles wirkte plötzlich schattig und unüberschaubar. Vor allem das dunkle Dickicht ließ Peters Fantasie viel Raum. »Komm«, sagte der Zweite Detektiv nervös. »Lass uns unsere Hütte beziehen.«
Dazu mussten sie zunächst zu Ralph. Das vom Einbrecher zerstörte Türschloss hatte Ralph bereits notdürftig repariert. Er öffnete ihnen nach dem ersten Klopfen. »Ach, da seid ihr ja endlich«, sagte er. In der Hand hielt er eine Gabel. Er kaute noch. Auf seinem Schreibtisch dampfte ein Mikrowellen-Essen. »Am besten, ich zeige euch gleich den Platz, wo ihr schlafen könnt. Wie lange wollt ihr eigentlich bei uns bleiben?«
»Ein paar Tage«, sagte Bob unbestimmt.
Ralph schien es zu genügen, legte die Gabel auf den Tisch und kam heraus. »Ihr könnt uns bei den Proben zur Hand gehen – okay? Wir wollen das jetzt schnell durchziehen. Vielleicht dürft ihr mir auch ein wenig assistieren.
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