Das Dunkel der Lagune
Kombüse kam, strahlte er.
»Du siehst selbstzufrieden aus«, bemerkte Rose, als sie ihm einen Teller Bohnen hinstellte.
»Stimmt. Hab auch allen Grund dazu. Die Lage sieht schon viel besser aus. Dichter Nebel zieht auf.«
»Wird es dadurch nicht noch schwieriger für uns? Wie kommen wir aus dem Sumpf heraus, wenn wir nichts sehen können?«
Er schenkte sich Kaffee ein. »Am schnellsten kommen wir hier raus, wenn wir auf den tiefen Wasserläufen fahren, und die sind auf der Karte.«
»Trotzdem ist's gefährlich«, warf O'Hara ein. »Die warten doch bestimmt an der Kwai-Mündung auf uns.«
Hagen nickte. »Das werden sie, aber wir haben keine andere Wahl. In dreieinhalb Stunden müssen wir am Treffpunkt sein. Wir schaffen das nur, wenn wir schnellstens hier wegkommen.«
Rose setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. »Glaubst du im Ernst, dass wir es schaffen können?« Sie schien keine Hoffnung zu haben.
»Ich glaub fest daran, dass wir eine Chance haben. Wir müssen zwar im Nebel Versteck spielen, aber ihr dürft nicht vergessen, dass wir es nur mit Kossoff zu tun haben und nicht mit der ganzen chinesischen Kriegsflotte. So viel wissen wir ja inzwischen.«
Sie lächelte. »Du gibst dich wohl nie geschlagen, stimmt's? Was hätte alles aus dir werden können«, fügte sie bedauernd
hinzu.
Ihre Blicke trafen sich. »Wir sind nicht immer selbst dafür verantwortlich, wie die Dinge laufen«, erwiderte er. Sie senkte den Blick. Hagen zündete sich eine Zigarette an. »Ich hoff nur noch auf ein einziges Wunder, und dann haben wir, glaub ich, wirklich gute Chancen.«
Kurz darauf klopfte es auf das Dach. Rose sah erschreckt hoch. Das Klopfen wurde immer heftiger. Hagen sprang hoch, rannte durch die Kombüse hinauf an Deck, Rose hinter ihm her. Er stand mit erhobenem Kopf da und ließ sich den Regen ins Gesicht prasseln. Lachend drehte er sich zu ihr um. »Na, was willst du noch. Da ist es, das Wunder. Jetzt bin ich sicher, dass wir's schaffen werden.«
11. Kapitel
Hagen saß eine halbe Stunde über den Seekarten, um die günstigste Route aus der Lagune zum Hauptlauf des Kwai zu finden. Er beschloss, eine Viertelstunde vor vier loszufahren. Sie wären dann einerseits zeitig am Treffpunkt, könnten andererseits so langsam fahren, dass die Motorengeräusche in dem starken Regen kaum wahrzunehmen wären. Ein nüchterner und reumütiger O'Hara betrat das Ruderhaus, aber Hagen unterbrach seine Entschuldigungen schroff: »Hör auf damit. Du hast es also nicht so gemeint. Vergiss aber nicht, verdammt noch mal, dass die nächsten drei Stunden die schwierigsten des ganzen Unternehmens sind. Noch ein Schnitzer von dir, und ich schwör dir, du fliegst vom Boot und kannst nach Hause schwimmen.«
O'Hara nahm Haltung an: »Kannst dich auf mich verlassen, Junge. Ich hab dich im entscheidenden Moment noch nie im Stich gelassen.«
Hagens Lachen klang spöttisch: »Sagst du! Geh runter in den Maschinenraum und schau, ob alles in Ordnung ist. Du hast eine halbe Stunde Zeit.«
Er überprüfte noch einmal sorgfältig die Berechnung der Rückroute und war zufrieden. Es gab eine Chance, eine recht gute Chance sogar.
Rose war gerade beim Aufräumen, als er die Kombüse betrat. »Ist das notwendig?«, fragte er.
Sie trocknete einen Teller, zuckte mit den Schultern. »Zumindest habe ich eine Beschäftigung.«
Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen: »Ich denk, wir haben tatsächlich eine Chance.«
Sie wirkte nicht sonderlich begeistert. »Meinst du?«
Er beobachtete sie bei ihrer Arbeit und sagte nach einer Weile: »Du scheinst nicht sehr erfreut darüber zu sein.«
»Sollte ich? Was habe ich davon, wenn es dir gelingt, das
Gold hier herauszubringen?«
»Mein Gott, was willst du denn? Niemand will dich betrügen, aber wenn wir's so machen, wie du es vorhattest, geht alles in irgendeine komische Hilfsorganisation. Wenn du mit meinem Vorschlag einverstanden bist, kriegst du selber auch einen schönen Batzen davon.« Als sie ihn mitleidig anschaute, drehte er sich um und brummte verärgert: »Nach allem, was wir durchgemacht haben, haben wir's uns wirklich verdient.«
Nach einer Weile trat sie hinter ihn und legte ihm die Hand auf seinen Arm. »Begreifst du nicht, Mark? Es ist ein Versprechen, für das mein Vater starb. Und ich muss das Versprechen einlösen.«
Verdutzt schüttelte er den Kopf. »Aber Kleine, du kennst die
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