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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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zweimal aus kürzester Entfernung auf ihn geschossen. Er hat eben Pech gehabt. Da kann man nichts machen.«
      »Das kannst du so einfach sagen? Er ist ein Mensch, der gestern noch bei uns war und heute tot ist. Ich verstehe dich nicht.«
      Hagen zündete sich eine Zigarette an, nahm eine Flasche mit Brandy aus dem Schrank und goss sich davon reichlich in seinen Kaffee. »Es wird dir vielleicht nicht viel helfen, aber ich kann dir eins sagen: Mason selbst hat nicht unbedingt dran geglaubt, lebend aus dieser Sache herauszukommen.«
      Sie sah ihn mit schmerzerfülltem Blick an. »Aber warum? Warum ist er mitgekommen?«
      »Aus demselben Grund wie ich. Es war seine letzte Chance. Es gab für ihn keine andere Möglichkeit.«
      Sie schwieg und umklammerte nervös den Becher. »Wusste er Bescheid – über das Gold? Dass du mir nur einen Teil davon abgeben und den Rest für dich behalten wolltest?«
      Einen Augenblick war Hagen versucht, mit ›Nein‹ zu antworten, ihr zu sagen, dass wenigstens Mason ihr gegenüber ehrlich gewesen war, doch er überlegte es sich anders. Er glaubte, Masons zynisches Lächeln zu sehen. »Alle wussten es. Jeder wollte seinen Anteil.«
      Sie lächelte gequält und starrte ins Leere. »Was bin ich doch dumm gewesen. Wie dumm von mir, dir zu glauben.«
      Ihre Anklage traf ihn tief. Sie hielt also ihn allein für den Schuldigen. Die anderen zählten für sie nicht. »Hast du wirklich geglaubt, die anderen würden für ein Butterbrot bei diesem Himmelfahrtskommando mitmachen, bei dem es viel mehr zu holen gibt?«
      »Nein – so einfältig war ich nie.« Sie stand auf und stellte den Becher auf den Stuhl. »Von Anfang an war es ein schöner Traum. Du warst die Realität. Ich habe dir vertraut – sonst niemandem. Ich glaubte, du würdest es tun, weil du mich liebst.« Sie ging in ihre Kabine und schloss die Tür hinter sich.
      Eine Zeit lang saß er da, starrte die Wand an und dachte nach. Mit einem tiefen Seufzer erhob er sich schließlich und brummelte halblaut vor sich hin: »Wirklich schade, dass alles so gekommen ist.«
      Er lud noch den Karabiner und zählte mit einer gewissen Zufriedenheit die übrig gebliebenen Granaten. Es waren noch acht. Kossoff würde sie nicht so einfach wegstecken können.
      Rose kam zurück, gekleidet in eine von seinen Hosen und einen alten Pullover. Sie wirkte verändert, was allerdings nichts mit ihrer Aufmachung zu tun hatte.
      »Was geschieht jetzt?«, fragte sie barsch.
      Hagen klemmte sich die Kisten mit den Granaten unter den Arm und nahm die beiden Waffen in die andere Hand. »Das Beste wär wohl, wenn du was zu essen machen würdest. Ich bring die Dinger ins Ruderhaus.«
      »Wo steckt O'Hara?«
      »Liegt besoffen an Deck. Er sollte Wache schieben.«
      Sie ging zum Gaskocher. »Bring ihn her. Ich mache noch mehr Kaffee für ihn.«
      Hagen verstaute die Waffen im Ruderhaus, ging dann zurück zu O'Hara, kniete sich neben ihn und rüttelte ihn. Als der Alte zu stöhnen begann, schlug er ihm mehrmals ins Gesicht. O'Hara wurde wach und wollte sich wehren, doch Hagen hielt ihn fest. »Halt's Maul, du alter Suffkopp. Ich will keinen Ton von dir hören.«
      Er zog O'Hara hoch, schleifte ihn in die Kombüse und setzte ihn auf einen Stuhl. Der Ire blinzelte und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Mir geht's nicht gut.«
      »Dir wird's gleich noch schlechter gehn, wenn du nicht bald wieder nüchtern bist«, drohte Hagen.
      Rose gab dem Alten einen Becher mit starkem, schwarzem Kaffee. »Trink. Er wird dir gut tun.«
      Er nahm den Becher mit zitternden Händen und schüttete sich fast die Hälfte auf das Hemd. Hagen stöhnte angewidert auf und grummelte kopfschüttelnd: »Dir kann man einfach nicht trauen, nicht mal für fünf Minuten.« Rose lachte leise. Als er sich zu ihr umdrehte, lächelte sie spöttisch. Fluchtartig verließ er die Kombüse.
      Im Ruderhaus schaltete er die kleine Lampe über dem Kartentisch an und vertiefte sich in Kursberechnungen. Es war inzwischen Viertel nach zwei. Das Zusammentreffen mit Charlies Schiff war für sechs Uhr geplant. Er warf noch einen Blick auf die Karte, ging dann hinaus auf Deck und blickte über das Wasser. Der Nebel hatte sich erheblich verstärkt und zog in dicken Schwaden über den Sumpf. Hagen schnippte seine Zigarette über Bord und blickte zum Himmel hoch: Es waren nur noch halb so viele Sterne zu erkennen wie vor einer Stunde. Als er in die

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