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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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wird Sie ein Pflichtverteidiger vertreten.«
    »So schreibt es das Gesetz vor.«
    »Sie kennen Ihre Rechte?«
    »Sie weisen mich ja dauernd darauf hin.«
    »Also gut.« Raupach zuckte mit den Schultern. »Ich schlage vor, Sie erzählen mir noch einmal, was Sie am vergangenen Freitag alles getan haben.«
    »Das habe ich doch schon gemacht.«
    »Ich weiß, das Protokoll liegt mir vor.« Raupach blätterte in dem Aktenordner und wies auf das von Heide Thum und Bernhard Schwan unterzeichnete Schriftstück.
    »Hoffen Sie, mich bei einer Unstimmigkeit zu ertappen?«
    »Es geht mir darum, ein umfassendes Bild der Ereignisse zu erhalten«, erklärte Raupach und rückte ein wenig vom Schreibtisch ab. »Deshalb probieren wir jetzt etwas aus. Versuchen Sie, sich in umgekehrter Reihenfolge zu erinnern. Erzählen Sie rückwärts.«
    »Wie?«
    »Das ist einfacher, als es sich anhört. Beginnen wir bei der Autobahnkirche. Was ist zuvor geschehen?«
    »Ich saß im Wagen und dachte darüber nach, wie das Leben jetzt weitergeht«, sagte Schwan mit leichtem Unwillen. »Dann kam ich auf den Gedanken, eine Pause zu machen und beim Rasthof Nievenheim rauszufahren, in der Nähe von Dormagen. Die Kapelle gab den Ausschlag.«
    »Warum waren Sie diesmal in einer anderen Gegend?«
    »Zur Abwechslung. Ich bin wieder ein Dreieck gefahren, Köln-Neuss-Aachen.«
    »Sie sind gern im Auto unterwegs?«
    »Es entspannt mich, wie gesagt.«
    Raupach fertigte eine kleine Skizze an und zeichnete die beiden Routen ein, die Schwan am Freitag und am Montag angeblich genommen hatte. Es war ihm schleierhaft, wie man auf der Autobahn stundenlang Kilometer abspulen konnte, nur um sich abzulenken. Heide hatte eine ähnliche Vorliebe für lange Autotouren. Dabei fand sie Zeit, sich ihre geliebten Opern in voller Länge anzuhören. Raupach mied Opern und Autos. Beides war ihm zu kompliziert.
    »Wann sind Sie in Köln losgefahren?«
    »Gegen zehn Uhr vormittags.« Schwan fixierte einen Punkt auf der Schreibtischplatte. Er fand den Wunsch des Kommissars, die Geschehnisse der vergangenen Tage rückwärts zu erzählen, gar nicht so schlecht. Das mehrmalige Wiederholen seiner Schilderungen ließ diesen Alptraum vielleicht wirklicher erscheinen. »Zuvor war ich ungefähr zwei Stunden in der Praxis und habe ein paar Patienten behandelt, bis es nicht mehr ging. Ich kam vom Hotel direkt dorthin und stand gegen sieben Uhr auf. Die Nacht war ziemlich schlimm, ich habe oft wachgelegen.«
    »Wie war das Hotel?« Damit die Spurensicherung ihre Arbeit machen konnte und der Tatort nicht verunreinigt wurde, war Schwan ausquartiert worden.
    »Anfangs war ich heilfroh, woanders zu übernachten. Ihre Kollegin sagte ja schon, dass unser Haus jetzt nicht mehr dasselbe sei. Sophie wurde mitten in der Eingangshalle getötet. Was für ein Schreck musste das für Frau Pflaum gewesen sein, als sie die Tür aufgesperrt hat.«
    »Ihre Haushaltshilfe wird psychologisch betreut«, sagte Raupach. »Sie will das Haus nie mehr betreten.«
    » Ich hätte Sophie finden müssen. Zumindest das.« Schwans Stimme klang ausdruckslos. »Stattdessen bin ich herumgekurvt, während meine Frau auf dem Teppich verblutete.« Er starrte auf den Boden. Der schallgedämpfte Raum verschluckte seine Worte. Er hätte gern ein aufmunterndes Wort von dem Kommissar gehört, aber Raupach schwieg. »Wo waren wir?«, fragte er schließlich und hob den Kopf.
    »In Ihrem Hotelzimmer, gestern Nacht.«
    Schwan setzte sich auf. »Ich kam mir vor wie im Niemandsland. Fremde Erinnerungen, Spiegel, die einen nicht kennen. Ich wäre lieber wieder zu Hause gewesen. Trotz allem.«
    »Jetzt haben wir den Montag rekonstruiert, Tag drei nach den beiden Morden.« Raupach ging nicht auf Schwans trübe Stimmung ein. Zeit für Abschweifungen würde es noch ausreichend geben. »Was ist am Sonntag passiert?«
    »Das wissen Sie doch.«
    »Nur ungefähr.«
    »Also gut.« Schwan nahm sich zusammen. »Das war der Tag, nachdem die Leichen gefunden wurden. Ich hatte bereits die erste Nacht im Hotel verbracht. Ihre Kollegin, Frau Thum, holte mich ab und hat mich vernommen, ausführlicher, weil sie Gesas Tod inzwischen mit dem von Sophie in Zusammenhang brachte.« Er nickte und führte sich den Ablauf der Polizeiarbeit vor Augen. Wie er zunehmend ins Visier der Fahnder gerückt war. »Wir sind zu unserem Haus nach Bayenthal gefahren. Dort waren Ihre Techniker wieder zugange. Ich habe der Kommissarin alles genau erklärt. Wer einen Hausschlüssel

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