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Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)

Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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kämpfen mit dem Gefühl, dass ihm die Eingeweide wie von Glasscherben zerrissen wurden.
    Deshalb war es schwer, nicht nach dem Traum zu greifen. In ihrer Gesellschaft verblasste der Schmerz, und das Gewisper in seinem Kopf verstummte. Das unaufhörliche Gemurmel der Parasiten, die an seiner Akzeptanz der Meister und ihrer Pläne arbeiteten, war ermüdend. Der Traum war Dominic ein Trost, obwohl er wusste, dass seine Seelengefährtin, die er darin sah, nicht wirklich existierte.
    Ihm war klar, dass er sich seine Gefährtin im Geiste langsam selbst gestaltet hatte – nicht ihr Aussehen, aber die Charaktereigenschaften, die ihm wichtig waren. Er brauchte eine Frau, die vor allen Dingen loyal war, die ihre Kinder umsorgen und beschützen und zu ihm stehen würde, egal, was kam. Eine Frau, die fest an seiner Seite stand und die in der Lage war, sich selbst und ihre Kinder zu beschützen.
    Er brauchte eine Gefährtin, die sich ihm, wenn sie unter sich waren, fügen würde, die feminin und sensibel war – alles das, was sie nicht sein konnte in den Zeiten, in denen sie würden kämpfen müssen. Und diese Seite von ihr wollte Dominic ganz für sich allein. Das mochte egoistisch sein, aber er hatte noch nie etwas für sich selbst gehabt, und diese Frau war ganz allein für ihn bestimmt. Nur er sollte sie so sehen, wie sie war. Und er wollte nicht, dass sie andere Männer ansah. Vielleicht erschien sie ihm gerade deshalb in seinen Träumen: die perfekte Frau, die man niemals haben konnte.
    Dominic war sich ihrer kriegerischen Fähigkeiten sehr wohl bewusst. Er respektierte und bewunderte sie, wenn sie bei ihm war, doch er konnte ihr Bild nicht lange festhalten. In Träumen erschien sie ihm meist wie verhüllt von einem dichten Schleier, und ihr Austausch fand mehr in Bildern als in Worten statt. Es hatte lange gedauert, bis sie beide einander einen anderen Wesenszug als den des Kriegers offenbart hatten. Nur langsam hatte sich Vertrauen zwischen ihnen entwickelt – und auch das gefiel Dominic sehr an ihr. Sie verschenkte ihre Loyalität nicht leicht, aber wenn sie sich dafür entschied, dann vergab sie sie voll und ganz. Und in diesem Fall an ihn.
    Wieder merkte er, dass er lächeln musste über eine solch absurde Fantasie in seinem Alter. Wahrscheinlich war er schon senil. Aber er vermisste seine Gefährtin so sehr, wenn er sie nicht zu sich holen konnte. Hier draußen in der Hitze des Urwaldes, wo in silbrig schimmernden Schwaden der Regen fiel, schien sie ihm näher zu sein als in der Höhle. Der feuchte Dunstschleier erinnerte ihn an das erste Mal, an dem es ihm gelungen war, durch diesen Dunst in seinem Traum hindurchzublicken und ihr Gesicht zu sehen. Sie hatte seinen Atem stocken lassen, weil sie so ängstlich ausgesehen hatte – als zeigte sie sich ihm mit voller Absicht, als hätte sie es endlich riskiert, aber als zitterte sie nun vor seinem Urteil über sie.
    In dem Moment hatte er das Gefühl gehabt, der Liebe näher zu sein als je zuvor in seinem Leben. Er versuchte, das Gefühl mit jenem zu vergleichen, das er damals für seine Schwester Rhiannon empfunden hatte, als sie alle noch glücklich gewesen waren und er etwas hatte empfinden können. Dominic hatte all diese Jahrhunderte an der Erinnerung an diese Liebe festgehalten, doch nun war es ein gänzlich anderes Gefühl.
    Hm, Gefühl … Er überlegte hin und her, was dieses Wort bedeuten könnte. Erinnerungen? Oder bezog es sich auf etwas ganz Reales? Und warum waren seine Erinnerungen hier im Wald plötzlich so klar? Dominic roch den Regen, atmete seinen sauberen Duft ein und empfand dabei sogar so etwas wie Vergnügen. Es war frustrierend, dass das Gefühl zum Greifen nahe war, es sich ihm aber trotzdem noch entzog. Es war nicht einfach nur eine Nebenwirkung des Vampirblutes, das er eingenommen hatte, denn er hatte schon viel früher zu »träumen« begonnen. Und die Träume stellten sich immer nur dann ein, wenn er wach war.
    Dominic misstraute allem, was keinen Sinn ergab. Er war kein Mann, der zu Träumen oder Fantasien neigte, und diese geheimnisvolle Frau wurde schon zu sehr zu einem Bestandteil seines Lebens – und seiner selbst. Sie ließ ihn glauben, sie sei seine Seelengefährtin – eine Realität, kein Mythos. Aber hier in diesem Land, wo Mythen und Legenden zum Leben erwachten, konnte Dominic sich beinahe weismachen, sie sei real. Doch selbst wenn sie es war, war es schon viel zu spät. Der unaufhörliche Schmerz in seinem Bauch sagte

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