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Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)

Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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riesiges stählernes Gebäude mit Bolzen war Teil für Teil hierhergebracht und irgendwann im letzten Jahr errichtet worden. Die dicht wuchernde Vegetation ringsherum war nie beschnitten worden, wahrscheinlich mit der Absicht, das Gebäude zu verbergen, aber der Dschungel hatte noch nicht genug Zeit gehabt, sich das verlorene Terrain zurückzuerobern.
    Irgendetwas hatte von außen ein Loch in das Metall gerissen, und ein Feuer war in dem Gebäude ausgebrochen. Der Rauchgeruch vermochte jedoch nicht den Gestank verwesenden Fleisches zu überdecken, der Dominic, selbst in der Gestalt des Vogels, einen Schauder über den Rücken jagte. Vampire . Der üble Geruch war da, wenn auch verblasst, als wären viele Tage vergangen, seit die Untoten an diesem Ort gewesen waren. Und noch immer erhob sich das Geheul der Toten aus dem umliegenden Boden.
    Die rechte Seite des Gebäudes war geschwärzt, und das Loch gewährte Einblicke ins Innere. Erst kürzlich, vielleicht sogar vor ein paar Stunden erst, hatte ein Kampf hier stattgefunden. Die scharfen Augen des Adlers konnten die umgekippten Möbel im Innern des Gebäudes sehen, einen Schreibtisch und zwei Käfige. Eine Gestalt lag reglos auf dem Boden.
    Zwei Männer – Dominic war sicher, dass es Menschen waren – standen in Kampfanzügen und mit großen Gewehren vor dem Gebäude. Einer hob eine Flasche Wasser an den Mund und trat dann in den relativen Schutz des Eingangs, um dem unaufhörlichen Regen zu entgehen. Der zweite blieb stoisch stehen, obwohl der Regen ihn bis auf die Haut durchnässte, und sagte ein paar Worte zu dem ersten Posten. Dann setzte er sich in Bewegung, um eine Runde um das Gebäude zu drehen. Beide wirkten sehr wachsam, und der Posten im Eingang schonte sein linkes Bein, als wäre er verletzt.
    Der Adler beobachtete sie, regungslos und gut versteckt zwischen den dichten, knorrigen Ästen und dem Blätterdach über der Lichtung. Es dauerte nicht lange, bis ein dritter Mann aus dem Wald trat. Er war nackt, hatte eine breite Brust, stämmige Beine und muskelbepackte Arme und trug einen weiteren Mann über der Schulter. Blut strömte über den nackten Rücken, aber es war nicht zu sagen, ob es von dem Bewusstlosen oder von dem Mann selbst stammte. Er schwankte, kurz bevor er die Tür erreichte, doch der Posten im Eingang half ihm nicht, sondern trat nur zur Seite und hob ein wenig den Gewehrlauf an, gerade so viel, um die Neuankömmlinge im Visier zu haben.
    Sie waren Jaguarmenschen. Gestaltwandler. Dominic war sich dessen völlig sicher. Irgendjemand hatte diese Einrichtung angegriffen und ihr beträchtlichen Schaden zugefügt. Offensichtlich misstraute der menschliche Posten den Jaguarmenschen, doch er ließ sie immerhin herein. Die zweite Wache war zurückgeblieben und behielt die beiden Jaguarmenschen, den Finger am Abzug seiner Waffe, scharf im Auge. Dies alles sah nicht nach einem entspannten Waffenstillstand zwischen den beiden Spezies aus.
    Dominic wusste, dass die Jaguarmenschen vom Aussterben bedroht waren; er hatte den Verfall ihrer Rasse schon seit einigen Jahrhunderten beobachtet und wusste, dass er unvermeidlich war. Damals hatten die Karpatianer versucht, sie vor dem, was kam, zu warnen. Die Zeiten änderten sich, und eine Spezies musste sich weiterentwickeln, um überleben zu können, aber die Jaguarmänner hatten den Rat nicht hören wollen. Sie wollten an ihren alten Sitten festhalten, tief in den Wäldern leben, ein Weibchen finden, es decken und dann weiterziehen. Sie waren wild und übellaunig, Nomaden, die nicht sesshaft werden konnten.
    Die wenigen Jaguarmänner, mit denen Dominic zu tun gehabt hatte, waren sehr anmaßend und prätentiös. Sie wähnten sich allen anderen Spezies überlegen, und ihre Frauen waren in ihren Augen kaum mehr als Zuchttiere. Die königliche Familie der Jaguare hatte eine lange Geschichte der Grausamkeit und des Missbrauchs ihren Frauen und Töchtern gegenüber, woran die anderen männlichen Jaguare sich ein Beispiel nahmen und es ihnen nachtaten. Es gab nur einige wenige männliche Jaguarmenschen, die versucht hatten, den anderen klarzumachen, dass sie ihre Frauen und Kinder schätzen müssten, anstatt sie wie Besitztümer zu behandeln. Doch diese wenigen Ausnahmen waren als Verräter betrachtet, gemieden und lächerlich gemacht worden – oder, schlimmer noch, getötet worden.
    Am Ende hatten die Karpatianer die Jaguarmenschen sich selbst überlassen, wohl wissend, dass die Spezies letztendlich zum Untergang

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