Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
menschlicher halten.
Mühsam zog sie sich auf einen Ast hoch und hob die Armbrust, um einen weiteren Schuss abzugeben.
Zacarias, der inzwischen wieder auf den Beinen war, wirbelte so schnell herum, dass sein hochgewachsener Körper zu verschwimmen schien, und vertrieb die Fledermäuse, die seine Kleider zerfetzt und mit Blut besudelt hatten. Mit einer angedeuteten Verbeugung trat er einen Schritt nach rechts, womit er Drago zwang, ihm zu folgen. »Wie ich sehe, hast du ein paar Tricks von deinem Herrn gelernt.«
Drago zog die Lippen zurück und enthüllte seine widerlichen Zähne. »Du wirst deine Arroganz noch bereuen.«
Zacarias lächelte. »Das glaube ich nicht.« Die beiden Gegner stürmten wieder aufeinander zu, zwei Gladiatoren, die gegeneinanderprallten, während der Donner über ihren Köpfen krachte.
Um Solange herum ächzten die Bäume und neigten sich, als die starken Erdbewegungen sich fortsetzten. Von ihrer erhöhten Position aus konnte sie den Mittelpunkt der netzförmigen Risse in der Erde sehen, die sich wie suchend über den Boden erstreckten und …
Sie schnappte nach Luft. Das Ganze war ein Angriff gegen eine bestimmte Person. Gegen ihren Karpatianer! All diese Risse und Spalten im Erdboden versuchten, ihn zu finden und zu ergreifen! Solange konnte sehen, wie die klaffenden Öffnungen im Boden sogar die Richtung wechselten und sich von Zacarias und dem Vampir, mit dem er kämpfte, entfernten.
Die um den Gegner ihres Kriegers herumwirbelnden Klingen machten einen gezielten Schuss mit ihrer Armbrust fast unmöglich. Solange war eine recht gute Schützin, aber der Zeitpunkt war es nicht. Mit angehaltenem Atem beobachtete sie ihren Karpatianer. Er schien jeden Schritt des Vampirs vorauszusehen und parierte Hieb um Hieb des gegnerischen Schwerts. Von ihrem Blickwinkel aus konnte sie sehen, dass der Vampir ihren Krieger in eine bestimmte Position zu manövrieren versuchte, worauf dieser aber nicht hereinzufallen schien. Zweimal sah sie seine Klinge die wirbelnden Messer durchdringen, in einem Hieb, der sauber durch die ungewöhnliche Rüstung glitt und tief in den verrottenden Körper des Vampirs eindrang.
Schwarzes Blut spritzte über die Messer und zischte, als die Säure auf den Boden traf. Demyan spuckte Blut nach ihrem Krieger und tippte sich in einem spöttischen Salut an die Stirn. Dem Karpatianer gelang ein zweiter Treffer, und Demyans Augen nahmen einen irren Ausdruck an, der seine ganze mörderische Wut und seinen Blutrausch offenbarte. Mit immer heftigeren Attacken trieb er den Karpatianer zurück. Demyan wollte seinen Gegner jetzt offenbar nicht mehr in die Offensive gehen lassen, weil der Karpatianer irgendwie herausgefunden hatte, wie sich die herumwirbelnden Messer überlisten ließen.
Die Erdspalten erweiterten sich und zogen wieder Solanges Blick auf sich. Sie waren inzwischen mehrere Fuß lang und einen guten Zentimeter breit, nur war es unmöglich zu sehen, wie tief sie waren.
Pass auf! Wie dumm, dass sie nicht einmal seinen Namen kannte! Im Boden ist eine Falle . Solange wusste nicht, um was für eine Art von Falle es sich handelte, aber die Risse umgaben ihn langsam wie eine Art Spinnennetz. Über ihre telepathische Verbindung vermittelte Solange ihrem Krieger das Bild.
Ich heiße Dominic . Sein Tonfall war ruhig und unbewegt, obwohl sein Schwert einen Hieb nach dem anderen parierte und der Vampir ihn offenbar auf eine der sich erweiternden Spalten in dem Waldboden zuzutreiben versuchte. Dominic Drachensucher .
Solange runzelte die Stirn, ihr Adrenalin lief Amok, und das Blut rauschte in ihren Adern in einer heftigen, fast aggressiven Reaktion auf die Parasiten im Blut des Vampirs. Sie konnte diese Reaktion tatsächlich in sich spüren, fast so, als revoltierte ihr eigenes Blut, um voller Ekel das des Meistervampirs zu bekämpfen. Alles in ihr fühlte sich wild und unkontrollierbar an, aber Dominic, wie er sich nannte, war das genaue Gegenteil. Er wirkte so ruhig, als spazierte er durch einen Park, anstatt den Kampf seines Lebens auszufechten.
Sie holte tief Luft und verfolgte angespannt, wie der Meistervampir Dominic manipulierte, indem er zurücktrat und ihn zu sich heranlockte, einen Ausfall nach links oder rechts machte, angriff oder sich zurückzog. Dabei hielt er jedoch Dominics Aufmerksamkeit unentwegt gefangen und führte seine exzellente Fechtkunst vor. Seine rasiermesserscharfe Klinge fuhr über Dominics Brust, zerriss die Kleidung des Karpatianers und
Weitere Kostenlose Bücher