Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
hinterließ tiefe Schnittwunden in seiner Haut.
Der Meistervampir und Dominic, die beide die Schritte des anderen erahnten, führten ein ungemein gewaltsames Ballett auf, das Furcht erregend, aber auch so faszinierend war, dass Solange nicht wegsehen konnte. Und die ganze Zeit öffneten sich mehr und mehr dieser Kreise um Dominic und kamen immer näher. Zu Solanges Entsetzen krochen nun auch noch Spinnen aus den Erdspalten hervor, die sie sofort erkannte: Brasilianische Wanderspinnen! Sie waren hochgiftig und aggressiv, und ihre staksigen Beine gut fünf Zentimeter lang. Alle schienen zu verharren und sich zu Dominic umzudrehen, um ihn mit ihren acht Augen anzustarren. Die zwei größten davon waren von dem gleichen rot glühenden wahnsinnigen Hass erfüllt wie Demyans Augen. Die Biester ließen ihre rötlichen Kiefer sehen, was ein Zeichen von Verärgerung und der Bereitschaft anzugreifen war.
Solange wusste, dass Karpatianer tödliches Gift aus ihrem Organismus ausscheiden konnten, doch nach mehreren sehr schmerzhaften Bissen würde Dominic Schwierigkeiten haben, den Kampf gegen den Meistervampir fortzusetzen. Sie konnte den Boden nicht mit Feuer besprühen, um die Spinnen zu verbrennen, aber vielleicht konnte sie ja Demyans Schlachtplan durcheinanderbringen. Solange hatte keine Ahnung, wie sie die tödlichen Klingen, die ihn umwirbelten, durchdringen sollte, doch sie war bereit, es zu versuchen. Bevor sie es Dominic wissen lassen konnte, hörte sie schon seine Stimme in ihrem Bewusstsein.
Lenk ihn mit deinen Pfeilen ab, während ich den Blitz herabrufe, um die Spinnen zu verbrennen! Ziel auf die Stelle direkt unter seinem Herzen! Dort ist er am verwundbarsten. Ich werde ihn so hart angreifen, dass er Mühe haben wird, die Messer in verschiedenen Richtungen rotieren zu lassen.
Sie hätte wissen müssen, dass Dominic den gleichen Plan haben würde sie wie. In ihren Träumen besprachen sie oft die Kämpfe, die sie geführt hatten, daher wusste sie, dass sie sich in Denkweise und Strategie sehr ähnlich waren. Solange zielte sehr genau, atmete tief ein, um ruhig zu bleiben, und hielt den Blick auf die Stelle gerichtet, wo sich Demyans Herz befinden musste. Die Messer, die sich rasend schnell bewegende silberne Muster bildeten und nie eine Öffnung erkennen ließen, waren schrecklich. Solange wartete jedoch mit vollstem Vertrauen darauf, dass Dominic den Meistervampir in ihre Schusslinie manövrieren würde. Sie würde einen oder vielleicht zwei Pfeile abschießen können, und dann würde Demyan sie angreifen. Sie musste bereit sein, ihren sicheren Platz hier oben aufzugeben, aber sie würde nicht auf den Boden hinunterspringen, der von Spinnen förmlich überzogen war. Sie selbst würde nämlich leider nicht das Gift aus ihrem Organismus entfernen können.
Ruhig wie immer ignorierte Dominic die Tausende von Augen, die ihn anstarrten, trat näher zu Demyan und griff ihn von der Seite an. Er zwang ihn, entweder auch seitlich auszuweichen oder zurückzutreten. Für einen winzigen Moment gerieten seine Messer ins Stocken und wiederholten dann das Muster, und Solange schoss den Pfeil ab. Es war nicht einmal ansatzweise ein tödlicher Schuss, aber der Pfeil drang in Demyans Brust ein und explodierte dort, wo sich sein Herz befinden musste. Die Luft lud sich so schnell auf, dass sich Solange die Haare sträubten.
Und dann explodierte die Welt um sie herum mit Hitze und einem gewaltigen Lichtausbruch. Die Kraft stieß sie rückwärts in die Luft. Mithilfe ihrer überaus biegsamen Katzenwirbelsäule konnte sie sich jedoch drehen und suchte mit den Händen nach einem Ast. Ihr blieb nichts anderes übrig, als die Armbrust fallen zu lassen, um sich selbst zu retten. Sie brauchte beide Pranken, um sich irgendwo festzukrallen und nicht auf den brennenden Boden herabzufallen. Die Spinnen verbrannten knackend und unter scheußlichem Gekreische, und ein solch widerlicher Gestank erfüllte die Luft, dass Solange husten musste.
Sie konnte spüren, wie ihre Kräfte nachließen, als sie sich in den Baum hinaufzog. Unten sah sie Zacarias zu Dominic hinüberblicken, der fast unmerklich nickte. Ihr Herz machte einen Satz. Sie verständigten sich miteinander und planten einen Generalangriff. Zacarias durchbrach Dragos Verteidigung mit einer Leichtigkeit, die Solange bewusst machte, dass er aus irgendeinem Grund, den sie sich nicht erklären konnte, den geringeren Vampir absichtlich am Leben gelassen hatte. Doch nun stieß er die Faust
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