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Das Dunkle Muster

Das Dunkle Muster

Titel: Das Dunkle Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
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herausfinden wollen.
    Er enthüllte, daß mein Held weder der Enkel eines Cherokesenhäuptlings, noch in El Paso/Texas geboren war. Auch wenn er in der Armee gedient hatte: er war am San Juan Hill lediglich leicht und auf den Philippinen überhaupt nicht verwundet worden.
    Tatsächlich war er in die Armee erst einen Tag nach Ausbruch des spanisch-amerikanischen Krieges eingetreten. Ich bin mir aber sicher – und auch Ponicsan vertritt diese These –, daß er wirklich hoffte, dort eingesetzt zu werden, wo die Sache heiß herging. Niemand zweifelt daran, daß er ein couragierter Bursche war und es ihn danach verlangte, sich dort aufzuhalten, wo die Luft am bleihaltigsten war.
    Statt dessen versetzte man ihn in ein Fort. Später wurde er dann durchaus ehrenhaft entlassen. Er trat ein zweitesmal in die Armee ein, kam aber wieder nicht zum Zuge. Also desertierte er im Jahre 1902.
    Er ging nicht nach Südafrika, wie die Studios verbreiten ließen, sondern heiratete eine junge Lehrerin und ging mit ihr ins Oklahoma-Territorium. Entweder ließ der Vater der jungen Frau die Ehe annullieren, oder sie verließ ihn – eine Scheidung wird jedenfalls nirgendwo erwähnt. Niemand kann darüber etwas mit Bestimmtheit sagen.
    Während er als Bartender arbeitete (das war kurz bevor er einen Job auf der 101-Ranch in Oklahoma annahm), heiratete er eine andere Frau.
    Aber auch diese Ehe ging nicht gut, und auch hier scheint keine Scheidung in die Wege geleitet worden zu sein.
    Das meiste von dem, was die Publicityabteilungen der Filmgesellschaften – und Rider selbst – behaupteten, entsprach nicht der Wahrheit. Man erfand einfach Geschichten, um einen Mann zu glorifizieren, der Reklame dieser Art gar nicht nötig hatte. Rider war allerdings einverstanden damit, und es gibt keinen Gegenbeweis, daß er manche dieser Stories nicht sogar selbst erfand. Nach einer Weile begann er sie selbst zu glauben. Ich meine damit, er glaubte sie wirklich. Ich muß es wissen, denn ich habe mehr als einmal mitbekommen, wie er Flunkereien dieser Art zum besten gab, und es ist offensichtlich, daß die Fiktion für ihn heute real geworden ist.
    Diese Trübung der Unterscheidungsfähigkeit zwischen Wirklichkeit und Einbildung schwächt natürlich niemals seine Kompetenz in bezug auf das reale Leben.
    Als die Fox vorschlug, ihn in der Öffentlichkeit als unehelichen Sohn Buffalo Bills auszugeben, lehnte Rider ab, weil er der Meinung war, dies würde Nachforschungen nach sich ziehen, die das ganze Lügengebäude zum Einsturz bringen könnten.
    Aber er sagte nie ein Wort über seine Zeit als Filmstar. Manchmal berichtet er über seine Erfahrungen mit der Filmindustrie, aber er gibt sich dann stets nur als Statist aus.
    Warum er einen Decknamen benutzt? Ich habe keine Ahnung.
    Seine dritte Frau beschrieb ihn als groß, schlank und dunkelhaarig. Ich nehme an, daß er um die Jahrhundertwende als großer Mann gegolten hat, obwohl er kleiner ist als ich. In seinem hageren Körper stecken stahlharte Muskeln. Farrington ist noch kleiner als er, aber ebenfalls sehr muskulös. Er ist ständig darauf aus, Tom zum Armdrücken herauszufordern, speziell dann, wenn er einen hinter der Binde hat. Tom ist ein gefälliger Bursche. Sie stützen die Armgelenke auf den Tisch, geben sich die Hand und versuchen dann beide, den Arm des anderen auf die Tischplatte hinabzudrücken. Dann gibt es jedes Mal einen langen Kampf, den Tom in der Regel gewinnt. Frarrington lacht dann zwar, aber ich glaube, in Wirklichkeit ärgert er sich.
    Ich habe mit beiden schon dieses Spiel gespielt und bin zur Hälfte als Sieger (oder als Verlierer, je nach Standpunkt) hervorgegangen. Langfristig gesehen kann ich beide besiegen, aber wenn es zu einem ernsthaften Boxkampf kommt, unterliege ich unweigerlich. Was mir fehlt, ist der »Killerinstinkt«, den die beiden haben. Aber diese rohe Protzerei mit der Kraft war noch nie meine Sache, was möglicherweise aber auch daran liegt, daß ich mich unbewußt davor fürchte, im Ernstfall zu einer Bestie zu werden.
    Farrington sind solche Sachen wichtig. Wenn sie es auch für Tom sind, zeigt er es jedenfalls nie.
    Aber egal: Es war ein Vergnügen, mit diesen beiden famosen Burschen beisammenzusein, und ist es immer noch, obwohl die Gewohnheit einen natürlich mit der Zeit etwas abstumpft.
    Tom Rider ist während der Jahre, in denen er hunderttausend Kilometer am Fluß entlangwanderte, dreimal umgebracht worden. Einmal war er in unmittelbarer Nähe der

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