Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dunkle Muster

Das Dunkle Muster

Titel: Das Dunkle Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
uns dann solche Lügen aufgetischt haben?«
    »Um mich davon zu überzeugen, daß er echt ist und etwas weiß, das nur der wahre Odysseus selbst wissen kann; um nicht im Strom der Spekulanten mitzuschwimmen. Zudem war niemand in der Nähe, der ihn hätte deswegen aufs Kreuz legen können. Und er hielt sich nicht mal lange genug bei uns auf, um es darauf ankommen zu lassen.
    Aber da ist noch etwas. Die Historiker meiner Zeit waren sich ziemlich einig darüber, daß es sich bei der Geschichte mit dem Trojanischen Pferd lediglich um einen Mythos gehandelt habe. Sie hielten diese Geschichte für ebenso unglaubwürdig wie Wahlversprechen von Politikern. Aber Odysseus sagte, es habe dieses hölzerne Pferd wirklich gegeben. Er selbst habe es – wie schon Homer behauptete – vorgeschlagen, und es hätte wirklich einen Trupp griechischer Soldaten in die Stadt gebracht.
    Aber vielleicht war auch das eine reine Zwecklüge. Indem er den Eindruck erweckte, alle Gelehrten hätten sich geirrt, mußte man natürlich annehmen, er sei persönlich dabei gewesen. Jeder, der vor einem steht und behauptet, die Gelehrten hätten nichts als Sägemehl und Mäusedreck im Hirn, einem dabei in die Augen sieht und anklingen läßt, er müsse es besser wissen, schließlich sei er ja dabei gewesen und die anderen nicht, kann in seinen Zuhörern ziemlich Eindruck schinden. Zumindest wenn man bedenkt, daß Gelehrte die Eigenart haben, sich auf ein Segelschiff zu begeben und selbst in einem Schneesturm mit einem Sextanten zu navigieren versuchen, wenn sie nach der Nordwest-Passage suchen. Dabei wissen sie nicht einmal, ob der Bugspriet sich am Bug oder am Heck ihres Schiffes befindet.«
    »Ein Versuch kann nicht schaden«, sagte Johnston.
    »Das dachte auch der Eunuch im Harem des Scheichs. Ich wünschte, ich hätte eine Ahnung, was hier vor sich geht. Wir befinden uns in abgrundtiefen Wassern, wie Holmes zu Watson sagte.«
    »Waf waren daf denn für Burfen?« fragte Joe.
    Der riesenhafte Bergmensch brummte. Sam sagte: »Okay, John, tut mir leid. Ich dachte, wir könnten zumindest einer der Stecknadeln in diesem verdammten Heuhaufen auf die Spur kommen. Statt dessen haben wir nicht mal einen Ansatzpunkt!«
    »Vielleicht follten wir Gwenafra in diefe Fache mit einbefiehen«, schlug Joe vor. »Fie ift eine Frau, wie du vielleicht fon gemerkt haft, Fäm. Du haft mal gefagt, daf Frauen Dinge wahrnehmen können, die Männern verborgen bleiben, wegen der weiblichen Intuition. Jedenfallf gefällt ef ihr nicht, draufhin in der Kälte ftehengelaffen fu werden. Und fie ift nicht dumm. Fie weif feit langem, daf hier etwaf vor fich geht, daf du vor ihr verbirgft. Fie fitzt fetft im Hauptfalon und macht daf Geficht, daf fie immer macht, wenn du fie an die Luft fetft, um über ein beftimmtef Thema fu konferieren.«
    »Ich glaube nicht an weibliche Intuition«, erwiderte Sam. »Frauen sind lediglich kulturell darauf abgestimmt, Sprach- und Handlungsmuster, Gesten und grammatische Beugungen anders aufzufassen als Männer. Sie sind nur deswegen bestimmten Subtilitäten gegenüber empfänglicher, weil man sie dazu konditioniert hat.«
    »Am Ende kommt ef auf daf gleiche rauf«, sagte Joe. »Ef ift doch egal, wie man daf nennt. Ich fage dir, daf wir jedenfallf jetft mit unferem Latein am Ende find. Ef wird Feit, daf wir einen neuen Mitfpieler in diefe Pokerrunde aufnehmen.«
    »Squaws quasseln mir zuviel«, sagte Johnston.
    »Im Vergleich mit dir redet jeder zuviel«, sagte Sam. »Jedenfalls ist Gwenn eine ziemlich clevere Frau; vielleicht sogar die cleverste an Bord.«
    »Es wird damit enden, daß die ganze Welt von dieser Geschichte weiß«, sagte Johnston.
    »Nun, wenn ich darüber nachdenke«, meinte Sam, »warum soll es nicht jeder wissen? Geht die Sache nicht alle an?«
    »Der Fremde wird seine Gründe gehabt haben, als er uns sagte, wir sollten darüber schweigen.«
    »Aber hatte er gute Gründe?« fragte Sam. »Andererseits könnte es natürlich – wenn wir zuviel darüber reden – dazu führen, daß sich der ganze Mob auf den Weg zum Nordpol macht. Der Goldrausch von ‘49 wäre eine Kriechprozession dagegen. Hunderttausende würden sich aufmachen, den Turm zu suchen. Millionen würden losrennen, um ihn auseinander zunehmen.«
    »Dann laft unf über Gwenn abftimmen.«
    »Hast du je davon gehört, daß Frauen an Kriegsvorbereitungen mitwirken? Das erste, was sie versuchen, wenn sie davon erfahren, ist, uns die Sache auszureden. Diese Petticoats reden einen

Weitere Kostenlose Bücher