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Das Dunkle Muster

Das Dunkle Muster

Titel: Das Dunkle Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
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geben. Als das Projekt in Angriff genommen wurde, begann Frigate sich plötzlich unwohl zu fühlen, und als der Starttermin immer näherrückte, wurde er beinahe hysterisch. Alpträume, in denen regelmäßig Ballons wiederkehrten, zeigten ihm, wie tief seine Furcht in Wirklichkeit saß. Wenn er mit den anderen zusammen war, ließ er sich natürlich nichts davon anmerken.
    In seinem Roman Fünf Wochen im Ballon hatte Jules Verne einen Ballon beschrieben, der zwar gefährlich, aber durchaus konstruierbar zu sein schien. In seinem Buch funktionierte das Ding, aber Frigate wußte ebenso gut, daß es der Realität oft genug versagt geblieben war, literarische Fiktionen zu bestätigen.
    Als der Ballon fertig war, machte die Mannschaft zwölf Probeflüge. Zur Überraschung aller Beteiligten – und speziell zu der Frigates – endeten diese lediglich mit geringfügigen Pannen. Die Probeflüge fanden allerdings auch in nicht sonderlich nennenswerten Höhen statt und hielten das Gefährt stets unterhalb der Bergspitzen, die das Flußtal säumten. Über die Berge hinauszugehen hätte bedeutet, sich über eine große Distanz von Neu-Böhmen zu entfernen. Da dies eine Rückkehr unmöglich gemacht hätte und die Mannschaft noch nicht reif für den endgültigen Flug war, mußte man darauf verzichten.
    Einer ernsthaften Praxis würden sie sowieso erst dann entgegensehen, wenn der Ballon sich in der Stratosphäre befand.
    Dr. Fergusson, Vernes Held, hatte seinen Ballon auf der Prämisse gebaut, daß erhitzter Wasserstoff sich ausdehnt. Man hatte dieses Prinzip bereits 1785 und 1810 (mit katastrophalen Ergebnissen) ausprobiert. Vernes imaginäre Wärmeapparatur war allerdings wissenschaftlich viel ausgereifter und stärker und funktionierte – auf dem Papier. Nun verfügte Frigate über eine sicher höher entwickelte Technologie als jene in Vernes Zeiten, und außerdem hatte er an dessen System einige Verbesserungen vorgenommen. Als der Ballon fertiggestellt wurde, prahlte er damit, daß dieser der erste seiner Art sei, der verwirklicht worden war. Sie würden Geschichte machen.
    Mit der gleichen Vehemenz blieb Frisco-Kid bei seiner Ansicht, man habe Vernes Idee nur deswegen nicht ausprobiert, weil sich niemand gefunden hätte, der dazu verrückt genug gewesen sei. Obwohl Frigate ihm insgeheim recht gab, traute er sich nicht, dies auch öffentlich einzugestehen. Sie besaßen jetzt den einzigen Luftballon, der es schaffen würde, die immense Entfernung, die vor ihnen lag, zu bewältigen. Er hatte keine Lust, das Projekt jetzt mieszumachen. Zu oft schon – und zwar auf beiden Welten – hatte er etwas begonnen, durch das er später nicht mehr durchgeblickt hatte. Selbst wenn er diesmal dabei draufging – er würde den Weg zu Ende gehen.
    Daß der Ballon möglicherweise auch die anderen umbringen würde, störte ihn allerdings. Aber sie kannten ja die Gefahren. Niemand zwang sie, die Reise mitzumachen.
    Der Start zur großen Reise sollte laut Plan kurz vor der Morgendämmerung stattfinden. Fackeln und Bogenlampen beleuchteten die wartende Menge auf der Ebene.
    Die aluminiumbeschichtete Ballonhülle schwebte wie ein an einem unsichtbaren Haken hängender silberner Pressack in der Luft.
    In diesem Stadium glich die Jules Verne nicht im geringsten den Vorstellungen, die sich Laien von einem Ballon machen mochten. Sie sah nicht einmal einem aufgepumpten Ball ähnlich, eher einem schlaffen Kondom. Aber das würde sich geben. Sobald sie in die Lüfte vorstieß, würde sie sich durch die Hitze und den abnehmenden Luftdruck füllen.
    Die Reden waren beendet, und man hatte miteinander angestoßen. Tom Rider, der sah, daß Frisco-Kid einen Krug in der Hand hielt, der doppelt so groß war wie die der anderen, murmelte etwas über Schneid aus der Pulle, allerdings so leise, daß Frisco-Kid ihn nicht hören konnte. Als dieser gleich darauf in die Gondel stieg, lächelte er und winkte den Umstehenden leutselig zu.
    Peter Frigate achtete darauf, daß das Gewicht stimmte. Bisher hatte das stets bedeutet, die einzelnen Gewichte – das von Hülle, Gas, Netz, Ladering, Gondel, Ausrüstung und Aeronauten – nachzuprüfen. Das Gesamtgewicht mußte stets etwas weniger betragen als die Auftriebskraft. Die Jules Verne war das erste Luftfahrzeug, dessen Startgewicht etwas mehr betrug als die Auftriebskraft des Gases.
    Die Hülle der unter dem Ballon hängenden, kürbisförmigen Gondel bestand aus einer doppelten Magnesiumlegierung. Aus dem Mittelpunkt des

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