Das dunkle Paradies
Händen fest, schloss die Augen und dachte an den nächsten Tag. Vielleicht wären drei Drinks pro Tag auch in Ordnung.
Dieses eBook wurde von der Plattform libreka! für Till Leffler mit der Transaktion-ID 2949863 erstellt.
10
Jo Jo Genest war immer auf der Hut, wenn er ins South End ging. Es gab da eine Menge Schwuchteln und er war immer bereit, sich einen von ihnen vorzuknöpfen, falls er zudringlich werden sollte. Jo Jo konnte lässig 200 Kilo stemmen. Er war 1,80 groß, wog 128 Kilo und seine Arme standen dank seines ausgeprägten Latissimus dorsi vom Körper ab, wenn er ging. Er überquerte die Clarendon Street an einer Ampel nahe des Cyclorama und lief einen halben Block in westlicher Richtung die Tremont entlang, bis er drei Treppen hinunter einen Souterrain-Laden in einem der alten Brownstone-Häuser betrat. Auf dem großen Schaufenster des Ladens stand in schwarzen Buchstaben »Development Associates of Boston«. Er öffnete die Tür und ging rein. Ein gutaussehender junger Mann mit dunklen Locken und einem Diamantohrring saß am Empfangspult und sortierte die Post. Er blickte auf, als Jo Jo eintrat.
»Ist das Tarzan oder einer der Affen?«, fragte der junge Mann.
Der Typ sagte immer solche Sachen zu ihm und Jo Jo mochte es nicht. Wenn er nicht geschäftlich hierher gekommen wäre, hätte er dieser Schwuchtel ein paar Ohrfeigen verpasst. Eines Tages vielleicht.
»Ist Gino da hinten?«
»Klar.«
Jo Jo nickte und ging an dem jungen Mann vorbei durch einen Bogengang ins Hinterzimmer. Gino Fish saß an einem antiken runden Tisch in einem antiken Stuhl mit hoher Lehne. Er war groß und dünn, hattegraues Haar. An der rechten Zimmerseite, ein kleines Stück hinter Fish, saß Vinnie Morris und kippelte auf seinem Stuhl. Vinnie hörte über Kopfhörer Musik, der Walkman war an seinem Gürtel befestigt.
»Wie geht’s denn so, Gino?«, fragte Jo Jo.
»Prima.«
»He, Vinnie, was geht ab?« Mit Vinnie Morris zusammen fühlte Jo Jo sich immer ein bisschen unwohl. Dieses Unwohlsein erstaunte ihn sehr. Immerhin wog er fast 50 Kilo mehr als Vinnie. Aber irgendwas war komisch an ihm, er war so ruhig. Und wenn er sich bewegte, tat er das schrecklich schnell und präzise. Außerdem hatte er gehört, dass Vinnie der beste Schütze von Boston sein sollte. Vinnie benahm sich ihm gegenüber immer leicht spöttisch, was einfach keinen Sinn machte, denn für Jo Jo wäre es kein Problem gewesen, ihm mal eben das Rückgrat zu brechen. Er sollte es bloß nicht darauf ankommen lassen, sonst würde Jo Jo es eines Tages wirklich tun.
Auf dem Boden neben Vinnie standen zwei große Koffer. Fish nickte zu ihnen hin.
»Zwei Millionen«, sagte er, »und ein paar Zerquetschte.«
»Kein Problem, Gino.«
»Ich weiß«, sagte Fish.
»Die Sache ist nur, Gino, ich hab bisher immer dreieinhalb Prozent bekommen und ich muss ja noch mit ein paar Leuten teilen. Das ist ’ne ziemlich schwierige Rechnung. Ich würde gern glatte vier Prozent für das hier kriegen, falls das geht.«
Fish saß schweigend da und sah Jo Jo an. Seine Hände ruhten auf dem Tisch, die langen Finger ineinanderverschlungen. Er schürzte die Lippen, während er darüber nachdachte.
»Wir könnten es auf zwei Prozent reduzieren«, schlug er vor. »Dann würde sich die Rechnung auch vereinfachen.«
Jo Jo lachte.
»Ich merk schon, das soll’n Scherz sein, Gino. Aber vier Prozent sind nicht viel. Es gibt nicht viele Typen, die mal eben zwei, drei Millionen verschieben, das weißt du doch.«
Fish schwieg wieder und schürzte die Lippen. Diesmal schwieg er eine ganze Weile. Das machte Jo Jo ziemlich nervös. Er war nicht gerne nervös, vor allem nicht, wenn zwei Typen daran schuld waren, die er wie Zitronen zerquetschen könnte. Sie sollten wegen mir nervös sein, dachte er.
»Ist was Wahres dran, was du sagst, Jo Jo«, sagte Fish. »Es gibt nicht viele Typen, die so gute Kontakte wie du haben. Aber das heißt noch lange nicht, dass du der Einzige bist. Ich geb dir vier Prozent, aber wehe, du kommst nächste Woche wieder an und verlangst fünf.«
»Hey, Gino. So läuft das bei mir nicht. Wenn ich vier sage, dann bleibt’s auch bei vier.«
»Prima«, sagte Fish und deutete mit dem Kopf auf die Koffer.
Jo Jo ging hin und hob sie hoch. Jeder von ihnen wog mehr als 50 kg, aber falls sie zu schwer waren, ließ Jo Jo es sich jedenfalls nicht anmerken. Sein Trapezius-Muskel an den Schultern schwoll an und die Trizepse spannten sich an seinen Oberarmen.
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher