Das dunkle Paradies
vielleicht … ob wir’s nicht ein bisschen miteinander treiben könnten, nur ausnahmsweise, wegen der alten Zeiten und so.«
»Bist du verrückt geworden? Du kommst hier an, zwei Jahre nach unserer Scheidung, verprügelst meinen Freund, drängst dich hier rein und fragst mich, ob ich mit dir ins Bett will? Mach bloß, dass du wegkommst, Jo Jo! Ich rufe jetzt die Bullen an.«
»Carole, bitte, ich brauch’s doch. Ich werd sonst noch verrückt. Bitte!«
Sie drehte sich zum Telefon um und Jo Jo drängte sie zur Seite. Sie versuchte, um ihn herumzugehen, aber er fasste sie am Arm. Sie schlug nach ihm, holte mit geschlossener Faust weit aus. Er schob sie rückwärts vom Telefon weg und dann auf das Sofa.
»Bitte«, sagte er, »bitte.«
Sie versuchte ihn zu schlagen, aber er hielt ihre Handgelenkefest und presste sie nach unten. Sie trat nach ihm, aber es nützte nichts.
»Bitte«, sagte er, »bitte.«
Ihr Rock war über ihre Schenkel nach oben gerutscht. Er zerrte an ihrem Slip. Sie wehrte sich mit den Fäusten, den Füßen, versuchte, ihn zu beißen. Aber er war so übermächtig, so riesenhaft und stark, dass ihre Gegenwehr verpuffte. Er presste sein Gesicht gegen das ihre. Sie roch seine Alkoholfahne, aber vielleicht war es auch ihre eigene. Er hatte es geschafft, ihr die meiste Kleidung runterzureißen. Er drückte sie nach unten, seine Hände fassten fest zu, sie konnte sich kaum noch rühren, kaum atmen. Und dann dachte sie, mein Gott, was macht dieses eine Mal mehr schon noch aus und gab auf.
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9
Der Regen blieb Jesse treu, bis er den Westen von Pennsylvania erreichte. An der Grenze von Pennsylvania westlich von Pittsburgh ließ er endlich nach. In einem Restaurant bestellte er einen Cheeseburger und eine Tasse Kaffee. Er aß am Tresen und beobachtete die Ansammlung von Durchreisenden um ihn herum. Eine Menge Trucker, viele ältere Leute, Rentner wahrscheinlich, die mit ihren Wohnmobilen herumfuhren und das Land besichtigten; vor allem Campingplätze, wo sie von Wasser, Strom und sanitären Anlagen erwartet wurden, oder Tankstellen, wo sie tanken konnten und sich mit plastikverpackten Sandwiches versorgten, oder Orte wie diesen hier, wo sie zwischen den anderen Reiselustigensaßen und sich gegenseitig in Augenschein nahmen. Alle sahen sie aus, als hätten sie ihr Leben lang zu viel Weißbrot gegessen. Als er mit dem Essen fertig war, ging er zur Toilette, wusch sich und ging dann zu seinem Wagen. Der Regen fiel jetzt stetig und angenehm. Als er neben seinem Auto stand, die eine Hand schon an der Tür, zog er seine Basecap ab und wandte das Gesicht dem Regen zu. Eine ganze Weile stand er so da und ließ den Regen auf sich prasseln. Er hatte keine Ahnung, warum er das tat, und er hörte erst damit auf, als er merkte, dass andere Leute ihn beobachteten. Seine nassen Kleider waren unbequem beim Fahren. An der nächsten Raststätte hielt er an, holte trockene Klamotten aus dem Koffer und zog sich im Waschraum um. Er bestellte einen großen Kaffee im Restaurant und goss eine große Portion Scotch hinein, als er wieder im Auto saß. Er nippte an seinem Kaffee mit Schuss, als er den Delaware River nördlich von Philadelphia überquerte und sich der Grenze zu New Jersey näherte. Er befand sich jetzt im Osten, aber es war noch nicht der Osten, den er sich vorgestellt hatte. Hier sah es so aus wie in Anaheim. Bis auf den Regen. Es war der Regen des Ostens. Kein plötzlicher heftiger Wolkenbruch, keine dahinjagenden Wolkenfetzen, kein Aufbrechen der Wolkendecke mit Sonnenschein vor dem nächsten Schauer, keine strahlenden Farben, die durch die Nässe noch verstärkt wurden. Der Regen hier im Osten war stetig, unaufgeregt und grau … Was ihn am meisten verwirrt hatte, war, dass Jennifer ihn weder halten noch gehen lassen wollte. Er war grundsätzlich mit sich selbst zufrieden gewesen. Den größten Teil seines Lebens war er nichtaus sich herausgegangen, hatte sich selbst genügt. Er war sich sicher, dass es wieder so sein konnte, aber zuerst musste die Sache zwischen ihnen beiden zu einem Ende gekommen sein. Er war ihr Liebhaber gewesen und war sich ziemlich sicher, dass sie niemals einfach nur Freunde sein könnten. Zuerst hatte er sich noch gefragt, ob es nicht möglich wäre, sie mit jemandem zu teilen. Immerhin hatte er sie ja, wenn auch unfreiwillig, das ganze letzte Jahr seiner Ehe mit jemandem geteilt. Aber
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