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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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Baseballspieler und wie schade es doch sei, dass er nicht mehr spielen könne. Sie sprachen über die Fälle, die Jesse in Los Angeles aufgeklärt hatte.
    »Niemand kann alle Fälle lösen«, nuschelte Jesse lächelnd und versuchte Burke mit einzubeziehen, der mit verschränkten Armen schweigend dasaß.
    »Wir haben mit Ihrem Vorgesetzten, Captain Cronjager, gesprochen«, sagte Hathaway und blätterte in seinem Aktenordner.
    Jesse wartete ab. Cronjager war in Ordnung, aber er war ein aufrechter Polizist und würde möglicherweise niemanden empfehlen, der im Dienst trank.
    »Er spricht in den höchsten Tönen von Ihnen, obwohl er meint, dass Sie vielleicht ein Problem mit dem Alkohol haben.«
    Jesse machte eine beschwichtigende Handbewegung.
    »Ich hab mich vielleicht ein bisschen gehenlassen, als meine Ehe in die Brüche ging. Aber jetzt ist alles bestens.«
    Er hatte eigentlich sagen wollen »geht es mir wieder gut«, aber das war ihm plötzlich zu schwierig vorgekommen. Hatten sie sein Stottern bemerkt?
    »Wir trinken alle gern mal einen«, sagte Hathaway. »Gerade wenn’s knüppeldick kommt, brauchen wir alle einen guten Schluck. Wenn man sich einen Mann mit Ihren Referenzen ansieht, wundert man sich natürlich, dass er sich um so einen Job bewirbt. Ich glaube, ich kann auch für Lou mitsprechen, wenn ich sage, dass ich erleichtert bin zu hören, dass Sie vielleicht mal einbisschen zu tief ins Glas gesehen haben in einer Situation, wo uns das genauso passieren würde. Ich finde, das spricht nicht gegen Sie. Was meinst du, Lou?«
    Burkes Stimme kam aus dem Schatten neben dem Fenster: »Ganz deiner Meinung, Hasty.«
    Und das war’s dann. Sie hatten ihn vom Fleck weg engagiert und eine Flasche geköpft, um den Handel zu begießen. Alles war gut gegangen. Trotzdem hätte ich nichts trinken dürfen, dachte Jesse, als er über die bewegliche Rampe von der Brücke fuhr. Vor allem hätte ich es nicht nötig haben dürfen.
    Jesse steuerte den Wagen nach Norden über den Henry Hudson Parkway. Er überquerte die Harlem River Bridge, passierte die Bronx, wo die Stadt bereits grün zu werden begann. Er fuhr weiter, nach Connecticut rein, auf die Route 15 und kam sich allmählich körperlos vor. In Hartford wechselte er auf die Route 84, überquerte den Connecticut River und sah rechts einige kleine Ansammlungen von Wolkenkratzern stehen. Es war bereits dunkel, als er über die Grenze nach Massachusetts kam und in Sturbridge anhielt, um dort zu übernachten. Er hätte auch noch die letzten fünfundsiebzig Meilen hinter sich bringen können, aber er hatte keine Lust dazu. Er wollte morgens in Paradise ankommen. Er wusste nicht, warum, genauso wenig, wie er gewusst hatte, warum er vor seiner Abfahrt an der Ocean Avenue Halt gemacht hatte, um auf den Pazifik hinauszustarren. Aber nachdem Jennifer fortgegangen war, hatte er beschlossen, dass er, wenn er nun allein bleiben würde, darauf achten musste, was er wirklich wollte, auch wenn er nicht immer wusste, warum er es wollte. In seinem stillen Motelzimmerschenkte er sich ganz automatisch seinen Schluck Whisky ein, setzte sich auf den einzigen Stuhl und legte die Füße aufs Bett. Irgendwo hatte er gelesen, dass zwei Gläser am Tag gut fürs Herz sein sollten. Nicht schlecht, zwei Drinks am Tag. Auf zwei abendliche Drinks würde er sich den ganzen Tag lang freuen können. Das würde ihn nicht abdriften lassen. Zwei Gläser pro Tag, dachte er, dürften genau die richtige Menge für ihn sein. Als er noch mit Jennifer zusammen gewesen war, hatte er versucht, herauszufinden, was sie wollte. Wenn sie glücklich ist, hatte er sich gesagt, bin ich auch glücklich. Das hatte nicht gestimmt. Aber damals hatte er sich eingebildet, dass es richtig wäre. Er hatte versucht, es wahr werden zu lassen, ganz egal, wie unglücklich sie beide dabei wurden. Er schüttelte traurig den Kopf. Er war ein Cop, ein Mann, der stolz darauf war, Beweise zu finden und Urteile über ganz reale Vorkommnisse fällen zu können. Aber in seinem eigenen Leben hatte er total versagt.
    »Was bin ich doch für ein Arschloch«, sagte er.
    In dem kleinen, stillen Zimmer kam ihm seine Stimme so laut vor, dass er sich fragte, ob jemand nebenan wohl hören konnte, wie er mit sich selbst sprach. Wenn man erst mal angefangen hat, Selbstgespräche zu führen … Er lächelte und nippte an seinem Scotch. Er prostete sich selbst zu. Reiß dich zusammen, Jesse. Dann lehnte er sich zurück, hielt das Whiskyglas mit beiden

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