Das dunkle Paradies
werd’s gleich heute erledigen, Gino«, sagte Jo Jo.
»Da bin ich mir ganz sicher.«
»Also dann, mach’s gut.«
Weder Fish noch Vinnie sagten etwas zum Abschied. Jo Jo verließ das Büro, durchquerte den Vorraum und verließ den Laden. Der gutaussehende junge Typ trat durch die Bürotür, die Post in den Händen und warf sie auf Ginos Schreibtisch.
»Was meinst du?«, fragte er. »Ist er nett?«
Fish sah ihn an, schnaubte und begann die Post zu öffnen.
»Was meinst du, Vinnie?«, fragte der junge Typ.
»Ein Wichser«, sagte Vinnie. »Er glaubt, es kommt nur auf Muskeln an.«
»Damit könnte er in meinem Fall recht haben«, sagte der junge Typ.
Vinnie verzichtete auf eine Antwort und drehte die Lautstärke seines Walkmans hoch. Der junge Typ ging wieder zurück in den Vorraum und lächelte.
Draußen auf der Tremont Street lief Jo Jo einen halben Block weit. Als er aus dem Sichtfeld von Ginos Laden war, stellte er seine Koffer ab und wartete auf ein Taxi.
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11
Um zehn Uhr kam Jesse in Paradise an. Die Sonne schien ihm direkt ins Gesicht und er musste die Blenden herunterklappen, obwohl er seine Sonnenbrille aufhatte. Er konnte den Atlantik riechen, noch ehe erihn sah. Bevor er sich zum Rathaus begab, fuhr er zur Strandpromenade an der Atlantic Avenue, parkte und stieg aus. Er spazierte am Strand entlang und schaute hinaus auf den Ozean des Ostens. Vielleicht tat er das, um eine Art Kreis zu schließen. Was für ein Kreis das war, wusste er nicht. Aber es schadete ja nichts, einfach so auf das Meer hinauszublicken. Eine Weile stand er da, dann ging er zu seinem Wagen zurück, fuhr langsam die Atlantic Avenue entlang und folgte den Instruktionen, die sie ihm per Post geschickt hatten, um zum Rathaus zu gelangen. Für Jesse war der Osten immer identisch mit Neuengland gewesen: Er hatte sich Parks vorgestellt, weiße Kirchtürme, verwitterte Schindeldächer und Dinge, die von Dauer waren. Oft hatte er sich ausgemalt, wie klar und sauber die Kälte hier im Winter sein musste, im Gegensatz zu der drückenden Hitze in Los Angeles. Jetzt kam er allerdings nicht im Winter hier an. Es war Ende Juni, und die engen Straßen wurden vom Sonnenlicht gesprenkelt, das durch das dichte Blätterdach der Alleebäume drang. Es war nicht klar und kalt, sondern klar und warm, und er mochte es. Im Auditorium des Rathauses lernte er die wichtigen Leute der Stadt kennen, oder jedenfalls diejenigen unter ihnen, die sich für ihn interessierten, inklusive des größten Teils der Polizeibeamten. Die Mitglieder des Stadtrats saßen auf Klappstühlen auf der Bühne. Jesse erhob sich, als der Vorsitzende ans Rednerpult trat, um ihn vorzustellen. Er las alles von einigen getippten Blättern mit handschriftlichen Randbemerkungen ab und sprach in ein ziemlich wirkungsloses Mikrofon.
»Meine Damen und Herren, ich habe die Ehre, Ihnenden neuen Polizeichef von Paradise vorstellen zu dürfen, Jesse Stone.«
Der Vorsitzende des Stadtrats war Hasty Hathaway. Er trug ein rosafarbenes Hemd und eine karierte Fliege zu einem Seersucker-Jackett, das ihm etwas zu eng war. Jesse trug zu seinem dunklen Anzug ein weißes, zugeknöpftes Hemd ohne Krawatte. Seine kurzläufige .38er steckte im Holster an seiner rechten Hüfte. Hathaway übergab Jesse seine neue Polizeimarke, auf der »Paradise Police Department» stand und »Chief« in der Mitte.
Jesse steckte sie in die Brusttasche seines Hemds.
»Wie die meisten von Ihnen wissen, hat sich Chief Stone seine Sporen in Los Angeles, Kalifornien, verdient, wo er zehn Jahre lang im Police Department gearbeitet hat, größtenteils im Morddezernat. Er wurde mehrfach ausgezeichnet und sogar einmal vom Parade Magazine in die Liste der besten Polizisten Amerikas aufgenommen. Chief Stone wurde nach einer ausgiebigen Suche aus einer Fülle von ausgezeichneten Kandidaten ausgewählt. Ich möchte mich bei den Mitgliedern des Ernennungskomitees für ihre zeitintensive Arbeit bedanken, und vor allem auch bei Lou Burke, der zwischenzeitlich vertretungsweise den Posten des Polizeichefs innehatte. Ich bin mir sicher, dass alle Männer und Frauen des Paradise Police Departments auch weiterhin ihren Dienst hingebungsvoll erfüllen werden, wie es seit der Gründung der Organisation Tradition ist. Chief Stone, möchten Sie noch einige abschließende Worte sagen?«
»Ich bin sehr glücklich, hier sein zu dürfen«, sagte
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