Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
Vom Netzwerk:
der weiten Landschaft ziemlich verloren. Hier und da tauchten Pronghorn-Antilopen auf den Bergkuppen auf, andere Herden grasten an Flussufern. Auch Büffel waren auf hügeligen Weiden zu sehen. Es waren keine wilden Herden, so viel wusste er. Es waren Zuchtbüffel, gesundes Fleisch, das bald geschlachtet und in speziellen Läden verkauft würde. Er war nie sehr weit herumgekommen, bevor er sich entschlossen hatte, nach Wyoming zu ziehen. Sein ganzes Leben hatte er, wie seine Eltern, in Paradise verbracht. Seine Mutter war Lehrerin an der Paradise Junior High School. Sein Vater hatte eine Tankstelle. Die einzige Tankstelle in der Innenstadt. Er selbst war nie beim Militär gewesen, auch nicht auf dem College. Nachdem er drei Jahre für seinen Vater gearbeitet hatte, war er zur Polizei gegangen. Wie ein typischer Kleinstädter hatte er eine Schulkameradin geheiratet und war mit ihr in ein Haus gezogen, dassie mit finanzieller Unterstützung seiner Eltern gekauft hatten. Es lag auf einer Anhöhe am Hawthorne Park direkt oberhalb des Hafens. Neben der verlassenen Straße entdeckte er eine Gruppe Rotwild. Die Tiere blickten alle gleichzeitig nervös auf. Sie sind viel scheuer als die Pronghorns, dachte er. Blicken sich ständig um. Er selbst fühlte sich wie ausgesetzt in dieser Gegend, vollkommen einsam zusammen mit seiner Familie in dieser unendlichen Weite aus grasbewachsenen Hügeln und Bergen, über denen ein riesiger Himmel sich in unangenehmer Unendlichkeit ausdehnte. Er war stolz gewesen, ein Polizist zu sein, und stolz darauf, dass er das Recht hatte, eine Waffe zu tragen. Es war nicht besonders anstrengend gewesen. Die Bürger von Paradise waren im Großen und Ganzen sehr gesetzestreu. Er hatte sich mit dem Stadtrat gutgestellt und war hart mit den Schülern ins Gericht gegangen, die ständig auf der Mauer des städtischen Friedhofs herumgelungert hatten. Er hatte an der Northeastern University Abendkurse über Strafrecht belegt und regelmäßig seine Schießübungen gemacht, für den Fall, dass er seine Waffe einmal benutzen musste, was nie vorgekommen war. Er war kein Überflieger gewesen, aber er hatte sich auch nichts zuschulden kommen lassen, und als sie ihn zum Polizeichef ernannten, war er der Meinung, dass er es verdient hatte. In finanziellen und planerischen Dingen war er keine große Leuchte gewesen, aber in dieser Hinsicht hatte er sich immer auf Lou Burke verlassen können, und seine Untergebenen hatten ihn gemocht. Auch bei den Bürgern war er beliebt gewesen. Er verhielt sich allen gegenüber herzlich und zuvorkommend und machteauf der Memorial Day Parade in seiner Festtagsuniform immer eine gute Figur. Die wöchentlichen Treffen im Rotary Club hatten ihm gefallen, weil er dem einen oder anderen eine kleine Strafe wegen Verstoßes gegen die Vereinssatzung verpassen konnte und ansonsten an der dort zelebrierten Lebensart teilnehmen durfte. Die Strafgelder hatte er Woche für Woche in einem Nachttopf gesammelt. Das war nun auch vorbei. Seine Frau verstand nicht und wollte auch nicht verstehen, warum sie nach Wyoming gezogen waren. Seine Kinder besuchten widerwillig die hiesige Grundschule, wo sie auf Schulkameraden aus Familien von Minenarbeitern und Farmern trafen. Er hatte ihnen nicht erklären können, warum sie hierhergekommen waren, und sie machten ihm deswegen das Leben schwer, sooft sie konnten. Er schämte sich, weil er sich hatte wegschicken lassen, weil er nicht hart geblieben war und dem Recht zum Sieg verholfen hatte. Immer wieder hatte er erwogen, das FBI-Büro in Cheyenne aufzusuchen. Es war das am nächsten gelegene. Er hatte die Adresse im Telefonbuch nachgeschlagen. Aber er hatte zu viel Angst gehabt. Angst um seine Frau und seine Kinder und, das musste er sich eingestehen, auch um sich selbst. Aber jeder weitere Tag in dieser Gegend hier verbitterte ihn noch mehr. Er vermisste das Meer, die bekannten Gesichter in den Abendnachrichten, den engen Horizont zu Hause, wo jeder gerade mal bis zum Nachbarhaus auf der anderen Straßenseite blicken konnte. Er vermisste die Geborgenheit einer Zivilisation, die so alt war wie das Land selbst. Hier draußen fühlte er sich verletzlich und ausgeliefert. Er war nervös. Gerne hätte er etwasunternommen, aber er hatte Angst davor und er hasste dieses Gefühl und das ganze Leben, das er hier führen musste. Einen Job hatte er in dieser Wildnis noch nicht gefunden und allmählich wurde das Geld knapp, das sie ihm gegeben hatten. Er traute sich

Weitere Kostenlose Bücher