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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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die Sache wirklich ernster nehmen, Jesse‹«, sagte er.
    Abby Taylor lächelte.
    »Sie sollten die Sache wirklich ernster nehmen, Jesse.«
    »Nein, das tue ich nicht, Abby.«
    »Sie machen es mir nicht gerade leicht … Jesse.«
    Er nickte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sein blaues Hemd war gut geschnitten und gebügelt. Er hatte nette Augen, fiel ihr auf, mit winzigen Falten in den Augenwinkeln, als hätte er oft in die Sonne geblinzelt.
    »Jo Jo Genest musste einfach mal einen Tritt in die Eier kriegen«, sagte Jesse. »Er terrorisiert seine Exfrau. Er versetzt seine Kinder in Angst und Schrecken. Als Anthony nach oben kam, lagen die beiden Jüngsten unter dem Bett. Es gibt ein Unterlassungsurteil. Er hat es missachtet. Es war einfach nötig, ihm was klarzumachen.«
    Abby schwieg einen Moment und runzelte die Stirn, während sie über seine Antwort nachdachte. Er sah ihr beim Nachdenken zu. Ihm gefiel diese kleine senkrechte Falte, die zwischen ihren Augenbrauen erschien, wenn sie die Stirn runzelte.
    »Die Stadträte sind sich bewusst, dass eine Provokation vorlag«, sagte sie. »Und sie sind bereit, die Sache unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten. Aber sie möchten Ihre Zusicherung, dass etwas in dieser Art in Zukunft nicht mehr vorkommen wird.«
    »Könnte es aber«, sagte Jesse.
    »Mein Gott, Sie geben aber auch keinen Millimeter nach.«
    Jesse lächelte. »Da Sie es nun mal angesprochen haben: Sie wissen ja, dass mein Vertrag jederzeit vom Stadtratgekündigt werden kann, falls er mit meiner Arbeit unzufrieden ist.«
    »Sie meinen also, es ist deren Entscheidung.«
    »Genau.«
    Sie sahen sich gegenseitig an. Abby fühlte sich herausgefordert und hielt seinem Blick stand. Dann lächelte sie.
    »Mein Gott, Sie sind viel härter, als Sie aussehen.«
    Jesse lächelte erneut. »Und wie war doch noch mein Name?«
    »Jesse.«
    Sie lachten. Abby lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und schlug die Beine übereinander.
    »Ich meine, Sie sehen eher aus wie ein Geschichtslehrer, der nebenher noch als Tennistrainer arbeitet.«
    Jesse sagte nichts. Er sah ihre Beine an.
    »Und dann sind Sie tatsächlich mit Jo Jo Genest fertig geworden?«
    »Erfahrung ist manchmal ganz nützlich.«
    »Haben Sie so viel mit Leuten wie Genest zu tun gehabt?«
    »In L.A. habe ich in South Central gearbeitet. Die Typen dort würden sich Jo Jo als Maskottchen halten.«
    »Bisher hat sich niemand getraut, so mit ihm umzuspringen.«
    »War wohl mal an der Zeit.«
    »Sie haben gewonnen, aber Sie sollten ihn nicht unterschätzen. Er ist sehr gefährlich.«
    »Alle Menschen können gefährlich werden, Abby.«
    »Ich glaube, er hat Verbindungen zur organisierten Kriminalität.«
    »Jesse.«
    Sie lächelte.
    »Jesse«, wiederholte sie.
    »Gut. Sind Sie verheiratet?«
    »Mir ist nicht ganz klar, was das mit unserem Thema hier zu tun hat«, sagte sie.
    »Mir auch nicht«, sagte er.
    »Ich bin glücklich geschieden. Seit fünf Jahren.«
    »Ist Taylor Ihr Geburtsname?«
    »Ja.«
    Wieder schwiegen sie eine Weile. Von draußen hörte man das gelegentliche Murmeln des Einsatzleiters. Ab und zu wurde eine Tür geöffnet und wieder geschlossen. Einlullende Geräusche, die einen ähnlichen Effekt hatten wie ruhige Sommernächte und Grünflächen im Zentrum einer kleinen Stadt. Das Büro war ziemlich karg eingerichtet. Auf Jesses Schreibtisch befand sich nichts außer dem Telefon und der bernsteinfarbenen Oakley-Sonnenbrille. Hinter ihm gab es ein Fenster, durch das man die Ausfahrt der Feuerwache sehen konnte. Rechts neben dem Fenster stand ein grün gestrichener Aktenschrank aus Metall. Kein Teppich auf dem Fußboden. Keine Fotos von irgendwelchen Personen.
    »Waren Sie mal verheiratet?«, fragte Abby.
    »Ja.«
    »Aber jetzt sind Sie’s nicht mehr?«
    »Nein.«
    »Geschieden?«
    »Ja.«
    »Jesse, eine der Regeln für höfliche Konversation besagt, dass man keine einsilbigen Antworten geben soll.«
    Jesse sah auf seine Armbanduhr.
    »Na gut«, sagte er. »Es ist Zeit fürs Abendessen. Wollen Sie mir Gesellschaft leisten?«
    Abby öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sie war gekommen, um diesen Mann zu maßregeln, aber er ließ sich einfach nicht maßregeln.
    »Ich … eigentlich … nicht«, stotterte sie. »Ist… eine tolle Idee.«

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16
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