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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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durchzogen wurde.
    »Ihr verteilt euch unter den Bäumen, damit die Hubschrauber euch nicht sehen können, und ihr haltet euer Feuer niedrig, damit es sich mit dem der ersten Abteilung kreuzt, so wie wir es besprochen haben. Unteroffiziere bleiben bei der Mannschaft und warten auf meinen Befehl!«
    Die Luft des Spätsommernachmittags war erfüllt vom Zirpen der Grillen und das Zwitschern eines Vogels klang eher wie Schluckauf als Gesang. In der Salzmarsch gab es zahlreiche Insekten mit großen, durchsichtigen Flügeln, die dicht über der Oberfläche des brackigen Wassers zwischen den Salzgrashügeln schwebten. Im Wasser zwischen den Seegrasklumpen dümpelten einige bunte Strandbälle.
    Die mechanische Stimme aus dem Megafon meldete sich wieder.
    »Feuer frei!«
    Eine Gewehrsalve peitschte über die Marsch hinweg. Die Strandbälle explodierten, als die Kugeln sie durchschlugen. Das Wasser zwischen den Grashügeln spritzte auf und schäumte, als die Kugeln hineinklatschten. Es war gemischtes Feuer. Man hörte das Knallen der Pistolen, das härtere Krachen der Gewehre und das hohle Kläffen der Schrotflinten.
    Nach einigen Augenblicken Dauerfeuer dröhnte die mechanische Stimme wieder: »Feuer einstellen!« Und die Marsch, die gerade unter dem Klang der Salve erzittert war, lag schlagartig wieder ruhig da, diesmal aber ohneden Schluckauf des Vogels und das Zirpen der Grillen. Nicht ein einziges Insekt flog über die Wasseroberfläche und die Strandbälle waren allesamt verschwunden. Nur ein leuchtendes Stück Plastik hing an einem Strauch als Beweis dafür, dass da einmal etwas gewesen war.
    »Abteilung vortreten!«, brüllte das Megafon. Die Männer, die alle wie Soldaten gekleidet waren, traten zwischen den Bäumen hervor oder kamen vom Bahndamm herübergelaufen und umringten Hathaway, der sich auf einen Stapel Eisenbahnschwellen gestellt hatte, etwa hundert Meter vom Footballfeld der High School entfernt. Er hob wieder das Megafon und hielt seine Rede.
    »Freunde, lasst mich euch zuerst gratulieren. Wenn dies ein Ernstfall und keine Übung gewesen wäre, hätten wir uns großartig behauptet. Das Kreuzfeuer war perfekt, die Disziplin ebenfalls. Jeder von euch hat seine Aufgabe bravourös erfüllt, ich bin stolz auf alle.«
    Die Männer standen in einem Halbkreis um ihn herum, einunddreißig an der Zahl, in den Händen die verschiedensten Schrotflinten, Jagdgewehre, modifizierte Armeekarabiner und Handfeuerwaffen.
    »Und macht euch nichts vor, Leute, eines Tages wird es den Ernstfall geben. Und Männer wie wir werden zwischen den Internationalisten und der weißen Christenheit stehen. Wir, die standhaft geblieben sind. Wir, die an dem verfassungsmäßigen Recht auf Gründung einer Bürgermiliz festgehalten haben. Wir, die unser verfassungsmäßig garantiertes Recht auf Schusswaffenbesitz ausüben. Wir werden das Erbe dieses Landes verteidigen. Und falls wir eines Tages sterben müssen, umunsere Pflicht zu erfüllen, dann wird es ein guter Tag zum Sterben sein.«
    Hathaway gab das Megafon an Lou Burke weiter, der neben ihm auf einem Stapel von Eisenbahnschwellen stand. Dann drehte er sich wieder zu den versammelten Männern herum, stand still und salutierte. Sie salutierten zurück und Hathaway schrie mit schwächerer Stimme, da er ja das Megafon abgegeben hatte: »Wegtreten!«
    Die Männer liefen auseinander und gingen entlang der Eisenbahngleise zum Parkplatz in der Nähe des Bahnhofes hinter der Hauptstraße. Sie verstauten ihre Waffen in Kofferräumen und unter den Rücksitzen und fuhren in ihren Toyotas oder Plymouth Voyagers nach Hause, um ihre Uniformen wieder auszuziehen und fernzusehen, bis es Zeit war, ins Bett zu gehen.
    Nach einigen Minuten war der Parkplatz völlig leer und das Summen der Insekten und das Zwitschern der Vögel breiteten sich wieder über der Salzmarsch und den Eisenbahnschienen aus, als Jesse Stone zwischen den Bäumen hervortrat, die Abkürzung über das Footballfeld der High School nahm und im lavendelfarbenen Zwielicht des hereinbrechenden Abends zurück zum Rathaus ging.

    Dieses eBook wurde von der Plattform libreka! für Till Leffler mit der Transaktion-ID 2949863 erstellt.
27
    Cissy Hathaway lag mit dem Kopf nach unten auf dem Bett, das Gesicht im Kissen vergraben und hielt sich am weißen eisernen Kopfteil fest, während Jo Jo Genest ihr mit einer Hand, so groß wie der Handschuh eines Baseball-Catchers, den nackten Hintern versohlte. Jedes Mal, wenn er sie schlug, stöhnte sie ins

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