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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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Detective?«
    »Ja.«
    »LAPD?«
    »Ja.«
    »Wo sind Sie, äh, stationiert? Sind Cops irgendwo stationiert?«
    »Ich arbeite beim Morddezernat. Das ist im Polizeihauptquartier untergebracht.«
    »Morddezernat.«
    »Ja.«
    Jennifer schwieg einen Moment und dachte über die Kluft zwischen ihrer und seiner Welt nach.
    »Ist das so ähnlich wie in ›Polizeirevier Hill Street?‹«, fragte sie.
    »Eher so lustig wie bei Barney Miller.«
    Das war seine Standardantwort, aber sie war nicht ehrlicher als jede andere, nur ein bisschen bescheidener, weshalb er sie auch gab. Ein Bulle bei der Mordkommission zu sein, war ganz anders als im Fernsehen, aber es machte nicht viel Sinn, das jemandem erklären zu wollen, der es nie verstehen würde.
    »Sind Sie Schauspielerin?«, fragte er.
    »Ja. Wie kommen Sie darauf?«
    Das war auch eine seiner üblichen Fragen. In Los Angeles lag man damit ziemlich oft richtig, und wenn es falsch war, waren die Frauen trotzdem geschmeichelt.
    »Sie sehen gut aus«, sagte er. »Sie haben was an sich, das einen Star ausmacht.«
    »Wahnsinn, Sie wissen wohl, wie Sie Eindruck schinden können, was?«
    »Ich sage nur die Wahrheit.«
    »Momentan arbeite ich an der Rezeption einer Autoversicherung«, sagte Jennifer. »Aber ein Agent ist auf mich aufmerksam geworden und hat mir versprochen, mir einen Termin fürs Vorsprechen zu besorgen.«
    »Haben Sie schon mal was gemacht, das ich kennen könnte?«
    »Meistens stumme Rollen oder Statistenjobs, so was in der Richtung. Drei Abende in der Woche spiele ich in einem Theater hier in der Nähe. In der modernen Version einer griechischen Tragödie über die drei Parzen. Ich spiele die Schicksalsgöttin Klotho.«
    »Klingt sehr interessant. Würde ich mir gerne mal ansehen.«
    »Ich kann Ihnen eine Eintrittskarte an der Kasse hinterlegen. Sie müssen mir nur sagen, an welchem Abend Sie kommen wollen.«
    »Wie wär’s mit heute Abend?«
    »Prima.«
    »Vielleicht können wir danach einen Happen zusammen essen?«
    »Das wäre wirklich nett.«
    »Schön«, sagte Jesse. »Wir treffen uns dann hinterher im Foyer.«
    Sie lächelte, stand auf und schob ihr Tablett beiseite. »Verhaften Sie mich nicht, wenn Ihnen das Stück nicht gefällt«, sagte sie.
    »Es wird mir gefallen«, sagt Jesse.
    Er sah ihr nach, als sie davonging. Er wusste, dass ihm das Theaterstück nicht gefallen würde, aber es gehörte zu den Dingen, die er gern tun würde, um diesen Körper einmal ohne Trikot sehen zu dürfen … Bei Santa Rosa überquerte er den Pecos. Für einen so berühmten Fluss sah er ziemlich mickrig aus. Was zum Teufel machte ihn nur so berühmt? Der berühmte Richter Roy Bean? Die Gesetze, die westlich von ihm herrschten? Er fuhr weiter und erfreute sich an kleinen Dingen. Es gefiel ihm, die Städte zu passieren, die einst die Route 66 gekennzeichnet hatten: Gallup / New Mexico, Flagstaff / Arizona, Winona. Er mochte die gelegentlich auftretenden, vom Wind getriebenen Tumbleweed-Büsche, die über den Highway rollten. Er mochte die Straßenschilder, die Indianerreservate ankündigten oder Orte wie Fort Defiance. Hinter Santa Rosa verließ er die Interstate, um sich irgendwo in der Wildnis von New Mexico an einer Raststätte mit Tankstelle Benzin und ein Schinken-Käse-Sandwich zu besorgen. Es war das einzige Gebäude weit und breit. Egal, wohin man von hier aus blickte, man sah immer den leeren Horizont. Er musste das Benzin selbst in den Tank pumpen. Ein dünnes Mädchen mit blasser Haut und einem fehlenden Zahn nahm das Geld entgegen und verkaufte ihm ein Sandwich. Er setzte sich in den Wagen, aß das Sandwich, trank eine Cola dazuund fragte sich, was das dünne Mädchen wohl tat, wenn sie nicht an der Tankstelle arbeitete und eingepackte Sandwiches verkaufte. Vielleicht ging sie irgendwohin und sah Satellitenfernsehen. Sich vorzustellen, wie einsam sie hier war, erfüllte ihn mit Panik. Er legte den Gang ein, fuhr davon und aß den Rest seines Sandwiches unterwegs. Während er fuhr, ließ er gewohnheitsmäßig den Daumen über seinen Ehering gleiten. Aber natürlich war da gar kein Ehering mehr, nur eine kleine, blasse Stelle an seinem Finger, wo der Ring gesteckt hatte. Einen kurzen Moment lang starrte er die Stelle an und sah dann wieder auf die Straße. Die Sonne stand jetzt hinter ihm, der Wagen jagte hinter seinem eigenen Schatten her nach Osten. Er wollte bis zum Einbruch der Dunkelheit in Tucumcari sein … Das Theaterstück war völlig unverständlich gewesen,

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